Publizist Friedman verlässt Partei "Diese CDU kann nicht mehr meine sein"
Michel Friedman kehrt der CDU den Rücken. Nach der Abstimmung im Bundestag sei es für ihn eine Sache der Glaubwürdigkeit. Mit der AfD dürfe es keinen "Betriebsunfall" geben, sagte er in den tagesthemen.
In den 1990er-Jahren war Michel Friedman Teil des CDU-Bundesvorstands, nachdem er 1983 in die CDU eingetreten war. Leise war er dabei selten. Nun hat der bekannte Publizist jüdischen Glaubens seinen Parteiaustritt öffentlich gemacht, den er im Interview mit den tagesthemen begründete.
Die AfD sei nicht am Rande der Demokratie, sondern befinde sich außerhalb davon. Das wisse auch die CDU. "In diesem Zusammenhang muss jede demokratische Partei darauf achten, dass es keinen 'Betriebsunfall' gibt. Dass jedes Fenster geschlossen ist, damit diese Partei nicht ein Bestandteil eines politischen demokratischen Prozesses wird", sagte er in dem ARD-Interview. Das habe die Union missachtet.
Friedman nennt Glaubwürdigkeit als Motiv
Die Union und Parteichef Friedrich Merz habe damit rechnen müssen, dass eine "Alles oder nichts"-Ansage zu einer katastrophalen Situation führen könne und dass die anderen Parteien die Union in diesem "politischen Spiel" dann "auflaufen lassen".
Er habe gedacht, dass es noch "eine Vollbremsung geben" könne, er habe darauf gehofft. Friedman wartete die Abstimmung am Mittwoch im Bundestag nach eigener Aussage ab und entschied dann: "Diese CDU kann nicht mehr meine sein."
Für ihn sei es eine Frage der inneren und äußeren Glaubwürdigkeit gewesen, eine Entscheidung zu treffen.
"Der Zweck heiligt die Mittel nicht"
Man könne über das Verhalten der Union im Bundestag sagen, dass es Zufall gewesen sei, oder dass das Ergebnis "billigend in Kauf genommen" wurde oder es Strategie nennen. Aber, so Friedman, "der Zweck heiligt dieses Mittel nicht". Der Abstand zwischen Demokraten und Nicht-Demokraten sei wichtig, weil er eine Orientierung biete.
Die AfD sei eine "Partei des Hasses", die die Demokratie mit Füßen trete. In den Augen dieser Partei sei die Würde des Menschen antastbar - welche Menschen dies seien, dass wolle diese Partei bestimmen, so Friedman. "Das ist das Gegenmodell dazu, was wir nach Hitler und der Shoah aufbauen wollten."