Notschleusungen gestartet Schiffsstau auf der Mosel soll aufgelöst werden
Nach der Havarie in der Schleuse in Müden gehen die Notschleusungen der Schiffe im 24-Stunden-Betrieb vorwärts. Nun ist die Lage auf der Mosel auch in der Berliner Politik angekommen.
Auf Antrag der CDU/CSU hat sich am Mittwoch der Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags mit den Folgen der Sperrung und der Instandsetzung befasst. Angesichts der Probleme an der Mosel mahnte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB), Martin Staats, zu mehr Tempo beim Bau der zweiten Schleusenkammern an allen deutschen Moselschleusen. Dieser Ausbau ist bereits im Bundesverkehrswegeplan von 2003 als vordringlich eingestuft.
Notschleusungen an der Mosel rund um die Uhr
Trotz des Erfolgs mit den Notschleusungen bleibe es für voraussichtlich drei Monate dabei, dass auf der Mosel oberhalb der Schleuse Müden keine reguläre Güter- und Personenschifffahrt stattfinden könne, so Staats. Mit einer zweiten Schleusenkammer hätte ein solch unplanmäßiger Ausfall die Schifffahrt zwar behindert, aber nicht verhindert.
Die Arbeiten an der Schleuse Müden laufen im 24-Stunden-Betrieb, um den festliegenden Schiffen nach der Havarie in der Moselschleuse möglichst schnell die Weiterfahrt zu ermöglichen. Am Tag der Havarie am 8. Dezember waren entlang der Mosel - oberhalb der kaputten Schleuse - 74 Schiffe betroffen, die nicht weiter kamen.
Enormer Gesamtschaden für die Wirtschaft
Inzwischen gehe die aufwendige Prozedur, die für die Notschleusungen nötig ist, schneller als am Anfang, sagt Ulrich Zwinge, der Pressesprecher des zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamtes. Denn das Team arbeite dabei immer besser zusammen.
Bis zum Jahresende sollen alle festliegenden Schiffe durchgeschleust sein. Das könnte helfen, die wirtschaftlichen Schäden in Grenzen zu halten. Denn jeder Tag, an dem ein Güterschiff nicht über die Mosel fahren kann, kostet pro Schiff 3.000 Euro und mehr. Diese Zahlen hat der Bundesverband der deutschen Binnenschiffer auf SWR-Anfrage mitgeteilt.
Nach Schätzungen von Politikern und Logistikunternehmen liegt der wirtschaftliche Gesamtschaden bei mehreren 100 Millionen Euro. Von den ausbleibenden Lieferungen sind unter anderem Stahlunternehmen, Lebensmittelproduzenten und Mineralölfirmen betroffen.
Die "Allegria" machte den Anfang
Nach dem Schiffsunfall auf der Mosel war die "Allegria" das erste Schiff, das per Notschleusung die kaputte Schleuse passieren konnte. Der rund 80 Meter lange Frachter "Allegria" unter holländischer Flagge hatte Getreide geladen. Deshalb war er auch als erstes Schiff ausgewählt worden, sagte Ulrich Zwinge vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA). Denn das erste Schiff, das geschleust wurde, sollte nichts Gefährliches wie Öl oder Gas transportieren.
Alle 74 Schiffe sollen bis Silvester weiterfahren können
Die Verantwortlichen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Mosel-Saar-Lahn wollen alle Schiffe bis spätestens Silvester notgeschleust haben. Der Leiter des Amtes, Albert Schöpflin, zeigte sich im Gespräch mit dem SWR vorsichtig optimistisch, dass das klappen wird. "Ich werden euphorisch, wenn das letzte Schiff draußen ist, aber vorher nicht."
Das setze aber voraus, dass nicht noch etwas dazwischen kommt, wie zum Beispiel klemmende Balken oder dass ein Schiff etwas falsch mache.
Ich werde euphorisch, wenn das letzte Schiff draußen ist, aber vorher nicht. Albert Schöpflin, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Mosel-Saar-Lahn
Notschleusungen in aufwändiger Handarbeit
Das obere Schleusentor funktioniert noch. Das untere ist kaputt. Sobald das Wasser die nötige Höhe erreicht hat, wird das hintere Tor geschlossen. Nach vorne ist die Schleuse mit Dammbalken abgesperrt. Dort gibt es aber einen etwa 15 Zentimeter breiten Schlitz, durch den das Wasser abfließen kann und das Schiff den unteren Wasserstand erreicht.
Nach und nach werden dann die Dammbalken mit einem Kran herausgehoben, die provisorisch den unteren Teil der Schleusenkammer versperren. Dazu kommen auch regelmäßig Taucher zum Einsatz, weil sie die unter Wasser liegenden Dammbalken an den Haken nehmen müssen. Dann kann das Schiff aus der Schleuse fahren.
Damit es schneller geht, haben Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes jetzt teilweise zwei Dammbalken miteinander verschweißt. Allerdings macht die größere Fläche sind anfälliger für Windböen.
Notschleusungen wie auf der Mosel noch nie zuvor gemacht
Vorher waren zwei Testläufe ohne Schiffe erfolgreich verlaufen. Schiffe schleusen ohne Schleusentor - das sei so noch nie zuvor gemacht worden, sagte Schöpflin.
Wenn die Not-Schleusungen beendet seien, werde mit der Reparatur am Massivbau der Schleuse begonnen. Dazu laufen bereits die Planungen und Vorbereitungen. Bei der Schadensbegutachtung habe man am Betonbau unterhalb der ursprünglichen Wasseroberfläche "deutlich geringere Schäden" gefunden als angenommen, so ein Sprecher des WSA. Größere Schäden gebe es oben direkt an den Kammerwänden. Da sei teilweise der Beton gerissen, die Wände seien in die Kammer hineingebogen. "Dort müssen wir sanieren."
Sendung am Mi., 18.12.2024 16:00 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP