Mitarbeiterinnen der Windmühlenmesser-Manufactur in Solingen.

Generationen-Mix am Arbeitsplatz Wie die Firma von der Generation 50 plus profitiert

Stand: 25.03.2025 12:22 Uhr

Viele Menschen stellen fest, dass sie wegen ihres Alters benachteiligt werden. Eine Solinger Firma achtet bewusst auf einen Mix von Jungen und Älteren. Dort arbeiten auch noch Menschen im Rentenalter - weil sie es wollen.

Fadila Mahmic sitzt an ihrem Schreibtisch, etikettiert Messer und macht sie für den Versand fertig. Sie arbeitet für das Solinger Familienunternehmen Windmühlenmesser. Und das, obwohl sie schon 71 Jahre alt ist und längst das Rentenalter erreicht hat. "Im Moment bin ich noch gesund und habe dadurch Abwechslung. So muss ich nicht nur kochen, putzen oder bügeln", sagt sie und lacht.

Das Unternehmen und ihre Inhaberin Gieselheid Herder-Scholz setzt bei ihren etwa 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewusst auf einen Mix aus Alt und Jung. "Die älteren Mitarbeiter bringen einmal die Arbeitserfahrung und zum anderen auch ihre Lebenserfahrung mit", erklärt sie. "Das ist wichtig für die Arbeitsprozesse, die sie hier erfüllen. Und zum anderen bereichern sie auch das soziale Zusammensein."

Studie zeigt Altersdiskriminierung im Job

Das Unternehmen ist ein positives Beispiel dafür, wie auch ältere Menschen in Firmen eingebunden werden können. Laut einer neuen Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes klappt das nicht überall. 45 Prozent der in der Studie Befragten haben bereits Altersdiskriminierung erlebt. Von Altersdiskriminierung spricht man, wenn Menschen allein aufgrund ihres Lebensalters anders und nachteilig behandelt werden.

Laut der Studie wird in der Gruppe der Menschen ab 45 Jahren Altersdiskriminierung vor allem im Arbeitsleben wahrgenommen: 39 Prozent der Befragten berichten davon. Das entspricht auch den langjährigen Beobachtungen in der Beratung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Vor allem Frauen ab Mitte 40 und Männer ab 50 Jahren berichten von Diskriminierungen bei der Arbeitssuche, am Arbeitsplatz oder beim Ausscheiden aus dem Job.

Christine Gehring und Gieselheid Herder-Scholz

Windmühlenmesser-Mitarbeiterin Christine Gehring (links) und Geschäftsführerin Gieselheid Herder-Scholz

Junge profitieren von Alten

Gieselheid Herder-Scholz kann das nicht nachvollziehen. "Bei uns profitieren die Jungen von der Erfahrung und dem Wissen der Alten. Und genau so ist es auch andersherum." Etwa die Hälfte der Belegschaft ist mehr als 50 Jahre alt. "Das hat auch damit zu tun, dass die Menschen bei uns lange im Unternehmen bleiben", so Herder-Scholz. "Teilweise über 20 Jahre lang." 

Auch Christine Gehring arbeitet schon seit langem für das Solinger Familienunternehmen. Sie ist dort in der Fertigung angestellt. "Hier werden alle akzeptiert", sagt Fehring. "Egal wie alt oder jung man ist. Wir sind wie eine große Familie. Beim Alter machen wir da keine Unterschiede." An die Rente verschwendet die 58-Jährige noch keinen Gedanken. Schließlich komme sie jeden Morgen noch sehr gerne zur Arbeit.

"Das kann man nicht mit Geld bezahlen"

Auch in Zukunft will Herder-Scholz auf eine Mischung aus erfahrenen und jüngeren Menschen achten. "Wir bilden junge Menschen aus, die vielleicht noch mehr Elan haben", sagt Herder-Scholz. "Aber gleichzeitig sind die Erfahrenen unerlässlich für uns. Sie geben ganz viel Wissen an die jüngere Generation weiter. Das kann man nicht mit Geld bezahlen oder lernen."

Die Wertschätzung gegenüber älteren Kollegen ist einer der Gründe dafür, warum Fadila Mahmic noch immer für Windmühlenmesser arbeitet. Der Respekt untereinander sei hoch. "Ich liebe meine Arbeit", sagt sie. "Seit über 30 Jahren mache ich diese Arbeit. Ich bin über 70, aber ganz ehrlich, ich fühle mich wie 50", erzählt sie und lacht dabei wieder. Wahrscheinlich werde sie aber bald aufhören, um mehr Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen zu können. Nicht etwa, weil ihr Arbeitgeber sie dazu dränge.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD Morgenmagazin am 25. März 2025 um 06:05 Uhr.