Auswertung von TK und DAK Krankenstand im vergangenen Jahr leicht gesunken
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland beim Krankenstand Höchstwerte verzeichnet. Für das vergangene Jahr stellen zwei große Krankenkassen nun einen Rückgang der Fehltage fest. Die DAK spricht von einem ersten positiven Signal.
Die Zahl der krankheitsbedingten Fehltage in Deutschland ist nach Auswertungen großer Krankenkassen im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen. Im Schnitt waren Erwerbstätige 19,1 Tage krankgeschrieben - nach einem Rekordwert von 19,4 Tagen im Jahr 2023, wie die Techniker Krankenkasse (TK) nach Auswertung eigener Versichertendaten mitteilte. Allerdings stagniere der Krankenstand mit 5,23 Prozent auf einem hohen Niveau. 2023 waren es den Angaben nach 5,31 Prozent.
Die DAK-Gesundheit berichtete unter Berufung auf eine Auswertung von Versichertendaten durch das Gesundheitsinstitut IGES von einem Rückgang von durchschnittlich 20 Fehltagen im Jahr 2023 auf 19,7 Fehltage im vergangenen Jahr. Zwar habe es einen geringfügigen Anstieg der Krankmeldungen gegeben, die Falldauer sei im Schnitt mit 9,7 Tagen aber kürzer gewesen als 2023 mit 10,1 Fehltagen.
Erneut mehr Ausfälle wegen psychischer Erkrankungen
Häufigste Diagnose für Krankschreibungen sind weiter Erkältungskrankheiten wie grippale Infekte, Bronchitis oder Corona-Infektionen mit durchschnittlich 4,67 Fehltagen je Erwerbsperson im Jahr 2024, wie die Techniker Krankenkasse erläuterte. Dies war ein leichter Rückgang nach 5,11 Fehltagen 2023.
Etwas weniger Krankschreibungen im Job registrierten beide Kassen 2024 auch wegen Beschwerden wie Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfällen. Wegen psychischer Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen kam es aber zu etwas mehr Ausfällen: Bei der TK fielen deswegen 2024 im Schnitt 3,75 Fehltage je Erwerbsperson an - nach 3,59 Fehltagen im Jahr 2023. Bei der DAK verlängerten sich die durchschnittlichen Fehlzeiten von 3,2 auf 3,4 Tage.
Unterschiede gab es in den einzelnen Branchen. So zeigt die Analyse für die Datenverarbeitungsbranche sowie für Banken und Versicherungen jeweils einen unterdurchschnittlichen Krankenstand von 3,5 beziehungsweise 4,0 Prozent. Weit überdurchschnittlich waren die Arbeitsausfälle im Gesundheitswesen (6,3 Prozent) sowie in der Branche Verkehr, Lagerei und Kurierdienste (6,0 Prozent).
Krankenstände in Europa laut DAK nicht vergleichbar
DAK-Chef Andreas Storm sagte, laut einer Sonderanalyse des IGES-Instituts sei "Deutschland entgegen anderen Behauptungen doch nicht Europameister beim Krankenstand". Wegen der unterschiedlichen Erfassung der Fehltage in den Ländern seien die Krankenstände in Europa nicht vergleichbar. Allerdings zeige eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass sich Deutschland dabei im oberen Mittelfeld bewege.
Wegen der hohe Krankenstände in Deutschland hatte zuletzt der Chef des Versicherungskonzerns Allianz, Oliver Bäte, vorgeschlagen, den sogenannten Karenztag bei Krankmeldungen wieder einzuführen. Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen.
Rückgang des Krankenstands "erstes positives Signal"
Storm nannte es "ein erstes positives Signal", dass der Krankenstand 2024 nicht weiter gestiegen sei, sondern leicht sinke. "Ob daraus eine Trendwende wird, werden die nächsten Jahre zeigen." Der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, sagte, die jüngste Debatte über einen hohen Krankenstand gehe in die falsche Richtung. "Statt über Ad-hoc-Lösungen für Beschäftigte mit kurzen Fehlzeiten zu diskutieren, sollten Arbeitgeber vielmehr die Langzeiterkrankten in den Fokus rücken."
Ob aus der Abnahme der Krankentage eine Trendwende entsteht, wird sich nach Angaben Storms in den nächsten Jahren zeigen. Bei den Fehltagen hatte es von 2021 auf 2022 einen sprunghaften Anstieg gegeben, was die DAK vor allem auf ein neues elektronisches Meldeverfahren zurückführt. Seitdem gehen Arztatteste zur Arbeitsunfähigkeit automatisch bei den Krankenkassen ein. Zusätzliche Fehltage entstanden zudem durch verstärkte Erkältungswellen und Corona-Infektionen. Die Schwankungen waren zuletzt aber gering.