Ein Händler an der Frankfurter Börse vor Computermonitoren mit Kursdaten.
marktbericht

Handelsschluss bei 22.800 Punkten DAX ganz im Zeichen der Politik

Stand: 17.02.2025 18:14 Uhr

Die DAX-Rally hat sich sich heute fortgesetzt. Rüstungswerte waren nach der ernüchternden Münchener Sicherheitskonferenz stark gefragt, auch steigende Zinsen waren an der Börse ein Thema.

Nach der Atempause am Freitag haben die Anleger bei Aktien heute wieder kräftig zugegriffen. Der DAX stieg um 1,26 Prozent und markierte im Verlauf bei 22.803 Punkten ein neues Rekordhoch. Der Index schloss am Ende bei 22.798 Zählern nur knapp darunter und scheint damit weiterhin nicht zu bremsen.

Auch der MDAX der Werte aus der zweiten Reihe legte deutlich um 1,79 Prozent auf 28.154 Punkte zu. Die Anleger an der Börse positionieren sich derzeit in Anbetracht eines sich verändernden geostrategischen Umfelds nach der ernüchternden Sicherheitskonferenz.

Unmittelbar profitieren davon Rüstungsaktien unter der Führung von Rheinmetall. Die Aktie stand heute im DAX mit einem Plus von knapp über 14 Prozent einsam an der Spitze. Denn perspektivisch muss sich Europa in den kommenden Jahren auf drastisch höhere Verteidigungsausgaben einstellen - was wohl nur über neue Schulden möglich sein wird.

"Die USA erwarten tatsächlich, dass Europa sich um ihre eigenen Sicherheitsinteressen kümmert", sagte Teeuwe Mevissen, Ökonom bei der Rabobank. "Derzeit geht es in der Diskussion nicht mehr darum, ob wir unsere Verteidigungsausgaben erhöhen sollen. Die Diskussion dreht sich jetzt darum, wie Europa diese finanzieren wird."

Die Äußerungen von US-Vizepräsident J.D. Vance in München und der Ausschluss Europas von den angekündigten amerikanisch-russischen Verhandlungen zur Ukraine unterstrichen die Notwendigkeit deutlich höherer Verteidigungsausgaben in der EU, kommentierten die Volkswirte der Dekabank.

"Vor dem Treffen des US-Außenministers mit dem Russlands in Saudi-Arabien in dieser Woche werden europäische Politiker heute in Paris versuchen, ihre Position abzustecken." Die Frage der Finanzierung deutlich höherer Verteidigungsausgaben werde sich auch auf die Niveaus der Renditen auswirken. Am Anleihenmarkt ziehen die Renditen heute an, zehnjährige Bundesanleihen liegen aktuell bei 2,48 Prozent.

Steigende Zinsen am Markt für Staatsanleihen bewegten heute auch die zinssensitiven Banken- sowie Immobilienaktien. Während die Anteilsscheine von Banken gefragt waren, ging es für die von Immobilienkonzernen nach unten.

Banken profitieren von höheren Zinsen an den Kapitalmärkten im klassischen Einlagen- und Kreditgeschäft. Auch Versicherungen als große Kapitalsammelstellen gelten als Profiteure höherer Zinsen, erhalten sie doch für die angelegten Kundengelder höhere Erträge.

Für Immobilienunternehmen sind höhere Zinsen hingegen ungünstig, denn sie verteuern die Schuldenaufnahme. Zudem schlagen höhere Marktzinsen tendenziell auf die Bewertung von Immobilien durch. So hatten Immobilienkonzern im Zuge der Zinswende der Europäischen Zentralbank 2022 und 2023 Milliarden abschreiben müssen.

Im DAX legten Deutsche Bank ebenso wie die Versicherungsaktien zu. Mit Vonovia stand der einzige Immobilienwert im Leitindex an Ende. Im MDAX, in dem zahlreiche Immobilien-Aktien enthalten sind, gaben diese ebenfalls nach. Stahlhersteller Thyssenkrupp und Hensoldt, Hersteller von Rüstungselektronik, legten hingegen deutlich zu.

Auf Impulse von den US-Börsen warten die Anleger unterdessen vergeblich. Die Wall Street bleibt heute wegen des Feiertages "Presidents' Day" geschlossen. Am Freitag hatte sich der US-Standardwerteindex Dow Jones mit einem Minus von 0,4 Prozent bei 44.546 Punkten aus dem Handel verabschiedet.

Am Rohölmarkt ging es heute ruhiger zu, die Preise pendelten um ihre Niveaus vom Freitag und legen am Nachmittag leicht zu. Anleger warteten mit Spannung auf Gespräche zu einem möglichen Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine.

"Wenn die Verhandlungen zu einer Lösung führen, würden mehr Barrel russisches Öl in die globale Versorgung gelangen, was die Ölpreise erheblich negativ beeinflussen könnte", sagte Priyanka Sachdeva, Analystin bei Phillip Nova.

Der Kurs des Euro fiel am späten Nachmittag leicht zurück. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0478 Dollar gehandelt. Im frühen Handel hatte der Euro noch etwas höher notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0473 (Freitag: 1,0478) Dollar fest.

Die Sicherheitskonferenz in München am Wochenende verunsicherte auch die Anleger am Devisenmarkt. Marktbewegende Konjunkturdaten wurden in der Eurozone nicht veröffentlicht. Auch in den USA standen wegen des Feiertages keine Konjunkturdaten an.

Der Chemiekonzern BASF hat den Verkauf seines Geschäftsbereichs für Bautenanstrichmittel in Brasilien angekündigt. Die Produktionsstandorte in Demarchi und Jaboatão sowie die damit verbundenen Verträge und Marken gehen für 1,15 Milliarden Dollar an das US-Unternehmen Sherwin-Williams, wie der DAX-Konzern heute mitteilte.

Der Verkauf war im Zuge einer strategischen Neuausrichtung des angeschlagenen Konzerns aus Ludwigshafen erwartet worden. Das Unternehmen hatte im vergangen Herbst angekündigt, sich künftig stärker auf seine Kerngeschäfte konzentrieren zu wollen. Dazu zählen demnach die Bereiche Chemikalien, Materialien, Industrielösungen und Lebensmittel.

Die verzögerte Anlieferung von Rumpfteilen des Zulieferers Spirit AeroSystems stellt Branchenkreisen zufolge den geplanten Hochlauf der A350-Produktion beim Flugzeugbauer Airbus in Frage. Es gebe Zweifel daran, dass Airbus den Ausstoß in diesem Jahr über die derzeit sechs A350-Langstreckenmaschinen pro Monat hinaus steigern könne, hieß es heute aus Insiderkreisen.

Ein Airbus-Sprecher wollte sich dazu nicht konkret äußern, verwies aber auf Äußerungen vom November. Damals hatte Airbus erklärt, man "manage aktiv bestimmte Lieferkettenprobleme", die die Zahl der Auslieferungen im Jahr 2025 beeinträchtigen könnten. Die vor der Übernahme durch den Airbus-Rivalen Boeing stehende Spirit AeroSystems wollte sich nicht äußern.

Größer Gewinner im MDAX war die Thyssenkrupp-Aktie mit einem Plus von fast 20 Prozent. Hintergrund ist eine optimistische Einschätzung der Bank of America (BofA) zu einem etwaigen Börsengang der Schiffbausparte von Thyssenkrupp. Dies könnte in Sachen Bewertung Aufwärtspotenzial für die Titel bedeuten, so die BofA-Experten.

Der MDAX-Konzern Delivery Hero kauft Wandelschuldverschreibungen im Volumen von einer Milliarde Euro zurück. Der Essenslieferant hat hierfür ein offizielles Angebot vorgelegt. Die fraglichen Papiere haben Laufzeiten bis 2025, 2026 und 2027. Ihre Halter haben bis zum 18. Februar um 17.30 Uhr Zeit, die Schuldtitel anzudienen.

Der Auto- und Industriezulieferer Norma muss sich einen neuen Chef suchen. Der Vorstandsvorsitzende Guido Grandi legt wegen strategischer Differenzen zur weiteren Ausrichtung des Unternehmens zum Ablauf des 17. Februar 2025 sein Vorstandsmandat und die Position als Vorstandsvorsitzender nieder, wie das im SDAX notierte Unternehmen am Abend mitteilte. Der Aufsichtsrat werde die Suche nach einem neuen Chef einleiten.

Für den Übergangszeitraum von maximal einem Jahr werde der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Mark Wilhelms neuer Vorstandsvorsitzender von Norma. Neue Vorsitzende des Aufsichtsrats soll für die Übergangszeit Kerstin Müller-Kirchhofs werden, die derzeit Vorsitzende und Mitglied des Prüfungsausschusses von Norma ist. Wilhelms und Müller-Kirchhofs sollen ihre jeweiligen neuen Positionen mit Wirkung ab dem 18. Februar 2025 antreten.

Eine erneute Niederlage in der Bundesliga setzt Borussia Dortmund nicht nur sportlich unter Druck. Mit einem Minus von 4,3 Prozent zählten die Aktien des Fußballvereins zu den größten Verlierern im SDAX. Mit der Niederlage bei Liga-Schlusslicht Bochum hängt Borussia Dortmund weiter im Tabellen-Mittelfeld fest. Der Rückstand auf die lukrativen Champions-League-Plätze beträgt acht Punkte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 17. Februar 2025 um 09:00 Uhr.