Zwei Börsenhändler stoßen im Handelssaal der Frankfurter Börse vor der Anzeigetafel mit der Dax-Kurve mit Sekt an.
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Über 21.000 Punkte DAX-Rekordlauf setzt sich fort

Stand: 20.01.2025 18:38 Uhr

Der DAX hat heute seinen jüngsten Rekordlauf fortgesetzt und mit 21.000 Punkten die nächste Tausendermarke übersprungen. Alle Augen richten sich nun auf die Regierungspläne von Donald Trump.

Die Anleger waren auch am Tag der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident in Sektlaune. Der deutsche Leitindex übersprang im Verlauf die nächste Tausendermarke bei 21.000 Punkten und erreichte damit das vierte Rekordhoch in Folge. Am Ende schloss der Index um 0,42 Prozent bei 20.990 Punkten, so hoch wie noch nie, aber knapp unter der neuen Marke. Das neue Verlaufshoch lag bei 21.054 Zählern.

Die Aussicht auf vorerst weiter sinkende Zinsen in den USA wie auch in der Euro-Zone sorgen seit Monaten für Kauflaune. Erst Anfang Dezember hatte der DAX die Schallmauer von 20.000 Zählern durchbrochen, im September war die 19.000er-Marke gefallen. 2024 kam der DAX auf ein Plus von rund 19 Prozent, seit dem Jahreswechsel kamen gut weitere fünf Prozent hinzu.

Ob die Rekordjagd in diesem Tempo weitergeht, bleibt aber ungewiss. Für Verunsicherung an den Finanzmärkten sorgt die Präsidentschaft von Donald Trump, der mit seinen Zollplänen die Wirtschaft in der Euro-Zone weiter in Bedrängnis bringen könnte. Aber auch der Nahost-Konflikt oder der Krieg zwischen Russland und der Ukraine könnten der Börse zu schaffen machen.

"Die Amtseinführung von Präsident Trump ist ein kritischer Moment für Europa", schrieb Mathieu Savary von BCA Research. "Allerdings ist die Unsicherheit der eigentliche Schmerzfaktor", so der Marktstratege. Sollten Europa und die USA eine Grundlage für einen für beide Seiten akzeptablen "Deal" finden, dürfte diese Unsicherheit wieder schwinden.

Update Wirtschaft vom 20.01.2025

Stefan Wolff, HR, Update Wirtschaft, 20.01.2025 09:00 Uhr

Der Aufschwung geht zudem nicht in die Breite. Der MDAX der mittelgroßen Werte, der eher auf den Heimatmarkt ausgerichtet ist als die meist international tätigen DAX-Konzerne, leidet stärker unter der schwachen heimischen und europäischen Konjunktur. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Index eine negative Wertentwicklung und im laufenden Jahr steht er nahezu unverändert da. Im heutigen Tagesgeschäft legte er 0,65 Prozent zu auf 26.001 Zähler.

Große Gewinner im DAX waren heute die Autoaktien. Wie das Wall Street Journal heute berichtete, werde Trump von der Einführung neuer Zölle an seinem ersten Tag im Amt absehen. Er werde lediglich die Behörden anweisen, Handelsdefizite und unfaire Handelspraktiken zu untersuchen, schrieb das Blatt. Die Nachricht zog nicht nur die exportabhängigen Autoaktien, sondern gleich den gesamten Markt nach oben.

Die Gemeinschaftswährung setzte zum Wochenstart ihre Stabilisierung fort und profitierte ebenfalls von der Nachricht, dass der neue Präsident Trump offenbar keine Eile mit neuen Zöllen hat. Zuletzt wurden bis zu 1,0430 Dollar bezahlt. Damit gewann der Euro rund ein Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0316 (Freitag: 1,0298) US-Dollar fest.

Auch am Devisenmarkt war der Amtsantritt von Trump das beherrschende Thema. Denn der Republikaner sorgt insbesondere mit seinen Zolldrohungen für viel Verunsicherung. Trumps Pläne, Steuern zu senken und Migranten auszuweisen, sollte die Inflation erneut in die Höhe treiben. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wäre in diesem Falle gezwungen, mit Zinserhöhungen gegenzusteuern, was dem Dollar zugute kommt.

Ähnliche Sorgen bestimmten zuletzt auch den Rentenmarkt, wo die Renditen anzogen. Zuletzt warfen zehnjährige US-Staatsanleihen knapp 4,6 Prozent ab, das ist etwa der höchste Stand seit Oktober 2023 und nur etwas weniger als vergangene Woche, wo bis zu 4,8 Prozent erzielt wurden.

"Es besteht durchaus die Gefahr, dass die 'Bond Vigilantes' auf den Plan treten", sagte Matt Eagan, Portfoliomanager beim Investitionsverwalter Loomis Sayles. "Man kann aber unmöglich die Frage beantworten, wann das passieren könnte."

Als "Bond Vigilantes" ("Anleihewächter") bezeichnete der US-Ökonom Ed Yardeni in den 1980er-Jahren Anleger am Anleihemarkt, die als Gruppe so viel Einfluss ausüben, dass sie den Staat zum Sparen zwingen können. Dabei zeigen vergangene Krisen, dass ein Ausverkauf am Anleihemarkt sehr schnell durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden und umfangreiche Interventionen nötig machen könnte.

In diesem Sinne könne der Anleihemarkt es Trump "sehr schnell sehr schwer machen, das zu tun, was er will", sagte Robert Rubin, Clintons Finanzminister und ehemaliger Co-Vorsitzender der US-Investmentbank Goldman Sachs.

Im heutigen Handelsverlauf standen keine wichtigen Konjunkturdaten auf dem Programm, an denen sich die Anleger orientieren könnten. Neben der Amtseinführung des neuen Präsidenten bleiben die Börsen in den USA heute wegen des Feiertags "Martin Luther King Day" geschlossen und fallen daher als Impulsgeber aus.

Die Krypto-Märkte sind am Tag von Trumps Amtseinführung in Rekordlaune. Am Morgen kletterte der Bitcoin auf der Handelsplattform Bitstamp bis auf 109.356 Dollar und ließ die alte Bestmarke von Mitte Dezember hinter sich. Aktuell werden rund 106.000 Dollar bezahlt.

Seit der Wahl von Trump im November hat die Cyberdevise um fast 60 Prozent zugelegt. Trump hatte versprochen, die Regulierungen für Kryptowährungen zu lockern. Außerdem hat er sich für eine nationale Bitcoin-Reserve der USA ausgesprochen.

Die Ölpreise sind heute den dritten Handelstag in Folge gefallen. Nachdem sich die Notierungen im frühen Geschäft kaum verändert hatten, gerieten sie im Tagesverlauf unter Druck. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fiel unter 80 Dollar.

Händler verweisen auf Befürchtungen, dass neue Handelsbarrieren das globale Wirtschaftswachstum und damit die Ölnachfrage belasten könnten. Dazu kommt die Erwartung einer Ankurbelung der US-Förderung unter der neuen Regierung. Zudem erwartet auch der Rohstoffmarkt die Ausführungen des neuen Präsidenten Donald Trump nach seiner Vereidigung.

Die Commerzbank-Aktie ist mit einem Plus von fast drei Prozent der größte Gewinner im DAX. Das Institut prüft zur Abwehr einer Übernahme durch die UniCredit laut einem Pressebericht den Abbau Tausender Arbeitsplätze. Es werde erwartet, dass die Pläne dem Betriebsrat in den kommenden Wochen vorgestellt werden, berichtete die Financial Times unter Berufung auf Insider.

Aktien von Rheinmetall markieren ein Rekordhoch. In der Spitze zahlen Anleger erstmals mehr als 700 Euro. Anleger erwarten von Trump erneut Forderungen nach höheren Verteidigungsbudgets der NATO-Partner. Zudem hat sich Rheinmetall einen weiteren Großauftrag der Bundeswehr über 568 Militär-Lastwagen gesichert.

Unterdessen hat das Bundeskartellamt das Gemeinschaftsunternehmen von Rheinmetall und dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo zum Bau von Panzern nach kurzer Prüfung freigegeben. Rheinmetall-Chef Armin Papperger sieht das Gemeinschaftsunternehmen als ersten Schritt auf dem Weg zu einer Konsolidierung der Rüstungsindustrie in Europa.

Der Bausoftware-Anbieter Nemetschek aus dem hat von einem starken Jahresabschluss profitiert und 2024 mehr Umsatz erwirtschaftet als erwartet. Die Erlöse legten um rund 17 Prozent zu auf 996 Millionen Euro, wie das Unternehmen heute auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Ein Grund dafür ist der Kauf des Anbieters von Planungs-Software GoCanvas, der allein drei Prozentpunkte zum Wachstum beisteuerte. Das Unternehmen hatte zuvor mit zehn bis elf Prozent Wachstum gerechnet.

Die Gewinnmarge sei voraussichtlich etwas höher ausgefallen als bislang angenommen, hieß es weiter. An der Börse kam das gut an: Die Aktie legte um mehr als acht Prozent zu und stand damit an der Spitze von MDAX und TecDAX.

Vorzieheffekte bei Einkäufen durch Kunden haben dem Chemiekonzern Lanxess Ende 2024 Rückenwind beschert. Das operative Ergebnis dürfte daher die Markterwartungen übertroffen haben, teilte der MDAX-Konzern heute überraschend mit. Die Aktie gehörte im Index zu den größten Gewinnern.

Laut der Mitteilung dürfte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im vierten Quartal 159 Millionen Euro erreicht haben und damit deutlich über der mittleren Markterwartung liegen. Die positiven Sondereffekte betrafen demnach hauptsächlich Produkte der Segmente Specialty Additives und Consumer Protection in den USA.

"Gleichwohl sehen wir in unseren Kundenindustrien derzeit noch keine wirtschaftliche Erholung auf breiter Front", betonte Lanxess-Chef Matthias Zachert laut Mitteilung.

Im MDAX legte auch die Hypoport-Aktie deutlich zu. Der Finanzdienstleister hat im vergangenen Jahr dank einer Belebung bei den Immobilienfinanzierungen und Marktanteilsgewinnen zugelegt. Dabei kamen dem Unternehmen auch die gesunkenen Zinsen zugute. Das über die Plattform Europace abgewickelte Finanzierungsvolumen stieg 2024 um 27 Prozent auf 66,1 Milliarden Euro.

Die Lufthansa hat den ersten Schritt zur Übernahme der italienischen Staatsairline Ita vollzogen. Nach eigenen Angaben hat der MDAX-Konzern eine Kapitaleinlage von 325 Millionen Euro geleistet und dafür eine Minderheit von 41 Prozent der Ita-Anteile erhalten. Die Mehrheit hält zunächst weiterhin der italienische Staat. Die vollständige Übernahme der Ita ist bereits mit der Regierung in Rom vertraglich festgelegt.

Mit Kursgewinnen reagieren die Aktien von Formycon auf die EU-Zulassung eines Augenheilmittels. Formycon hat die Zulassung für den Wirkstoff FYB203 in der EU erhalten, der unter den Markennamen Ahzantive und Baiama vertrieben werden soll. Das Mittel steht in Konkurrenz zum Medikament Eylea von Bayer, das 2023 einen Umsatz von gut neun Milliarden Dollar verbucht hatte.