Das Nvidia-Logo ist auf einem Gebäude zu sehen.

US-Chiphersteller Nvidia boomt trotz KI-Konkurrenz aus China

Stand: 27.02.2025 09:41 Uhr

Neue Prozessoren für Künstliche Intelligenz sorgen beim Hersteller Nvidia für Rekordumsätze. Der Erfolg der chinesischen KI DeepSeek hatte zuvor Zweifel an den Wachstumsaussichten des Weltmarktführers geschürt.

Der Boom rund um Künstliche Intelligenz (KI) lässt das Geschäft des US-Chipkonzerns Nvidia weiter rasant wachsen. Zuletzt war zum Teil infrage gestellt worden, ob zum Training von KI-Software wirklich so viele Nvidia-Chips gebraucht werden, wie man bisher annahm. Auslöser war die chinesische KI DeepSeek, die sich angeblich bei vergleichbarer Leistungsfähigkeit mit weniger Rechenleistung als die westliche Konkurrenz begnügt.

Weiterer Ausbau der Infrastruktur erwartet

Doch jetzt übertraf Nvidia die Erwartungen der Analysten sowohl mit dem Umsatz im vergangenen Quartal als auch mit der Prognose für das laufende Vierteljahr. Konzernchef Jensen Huang sagte sogar, DeepSeek sei "fantastisch" für Nvidia gewesen. Die chinesischen Entwickler hätten eine neue Technik zum Erzeugen künstlicher Antworten allgemein verfügbar gemacht. Und das treibe wiederum den Bedarf an Chips von Nvidia an, argumentierte Huang im TV-Sender CNBC. Denn solche KI-Modelle brauchten zum Teil 100 Mal mehr Rechenleistung als frühere Software.

Auch nach Einschätzung des Siemens-Rivalen Schneider Electric, der unter anderem Energiemanagement-Systeme für Server liefert, wird der Aufstieg von DeepSeek die Server-Nachfrage nicht schmälern. Vielmehr hätten Zulieferer wie sein Unternehmen Schwierigkeiten, den Bedarf zu befriedigen, so Schneider-Chef Olivier Blum vergangene Woche in einem Interview der "Financial Times".

Der deutsche Konzern Infineon rechnet ebenfalls weiterhin mit einem anhaltend starken Wachstum bei Leistungshalbleitern für KI-Rechner. Der Umsatz mit diesen Produkten werde sich im laufenden Jahr voraussichtlich auf 600 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Große US-Technologiekonzerne wie Meta, Microsoft, Google und Amazon wollen im laufenden Jahr jeweils zweistellige Milliardenbeträge in neue Rechenzentren stecken.

Schlüsselposition im KI-Geschäft

Nvidias Chip-Systeme werden rund um die Welt für das Training von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz verwendet. Schwergewichte wie Google oder der Facebook-Konzern Meta füllen ganze Rechenzentren damit - aber auch KI-Startups wie die ChatGPT-Erfinderfirma OpenAI setzen darauf. Diese Schlüsselposition ließ das Geschäft von Nvidia in den vergangenen zwei Jahren explosiv wachsen.

Aktuell ist Nvidia dabei, eine leistungsstärkere neue Generation seiner KI-Chips mit dem Namen "Blackwell" auf den Markt zu bringen. Das Unternehmen verkauft bei diesem Produkt nicht mehr nur einzelne Chips, sondern ein Komplett-System, das unter anderem Netzwerk-Komponenten mit einschließt. Dessen Zusammenbau ist komplex, weswegen der Nvidia-Partner TSMC Probleme hat, den Ausstoß zu erhöhen. Dieser im Fachjargon "Advanced Packaging" genannte Fertigungsschritt ist aktuell der Flaschenhals bei der Versorgung mit KI-Prozessoren.

Entwicklungsfehler und hohe Ausschussquoten hatten die Massenproduktion von "Blackwell" zuletzt um einige Monate verzögert. Die technischen Probleme seien inzwischen aber gelöst, sagte Huang. Die "Blackwell"-Nachfrage sei "außerordentlich", versicherte er. Er habe bei dem Chipsystem, das eineinhalb Tonnen wiege und aus mehr als einer Million Teilen bestehe, ein besseres Gefühl als drei Monate zuvor. Die Umsätze mit diesen Chips hätten in den ersten Monaten nach Beginn ihrer Massenfertigung bereits mehrere Milliarden Dollar erreicht. "KI entwickelt sich mit Lichtgeschwindigkeit."

Umsatzplus von 78 Prozent

Im vergangenen Quartal schoss der Umsatz von Nvidia im Jahresvergleich um 78 Prozent auf 39,3 Milliarden Dollar hoch. Das Geschäft mit Technik für Rechenzentren wuchs sogar noch schneller mit einem Plus von 93 Prozent auf 35,6 Milliarden Dollar. "Blackwell" habe elf Milliarden Dollar davon eingebracht. Unterm Strich stieg der Gewinn von 12,3 auf 22,1 Milliarden Dollar. Für das laufende Vierteljahr sagte Nvidia einen Konzernumsatz von 43 Milliarden Dollar voraus - mit der Einschränkung, dass er um zwei Prozent höher oder niedriger ausfallen könne. Analysten hatten im Schnitt eher mit einer Prognose von rund 42 Milliarden Dollar gerechnet.

Nvidia gelinge es wie keinem anderen Unternehmen, von der KI-Revolution zu profitieren, sagte Maximilian Wienke, Marktanalyst bei eToro. "Der Branchenprimus liefert Quartal für Quartal außergewöhnliche Ergebnisse und positioniert sich weiterhin an der Spitze der Industrie." Ein Wermutstropfen sei allerdings der Ausblick für die Gewinnmarge, monierte Analyst Gil Luria vom Research-Haus D.A. Davidson.

Hier prognostizierte Nvidia einen Wert von 70,6 bis 71 Prozent, plus/minus einen halben Prozentpunkt. Im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2024/2025 hatte sie bei 73 Prozent gelegen. Grund dafür ist der kostspielige Ausbau der "Blackwell"-Massenfertigung. Die Nvidia-Aktie gab im nachbörslichen US-Handel um rund 1,5 Prozent nach. Eine der Sorgen der Anlegerinnen und Anleger ist, dass noch härtere Einschränkungen für den Verkauf moderner Nvidia-Chips nach China das Geschäft des Konzerns bremsen könnten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete SWR aktuell am 27. Februar 2025 um 07:24 Uhr.