
Zollstreit EU-Handelskommissar reist in die USA
Eskaliert der Zollstreit zwischen den USA und Europa weiter? Das dürfte das bestimmende Thema des Besuchs von EU-Handelskommissar Sefcovic in Washington sein. Der britische Premier Starmer zeigt sich zumindest optimistisch.
EU-Handelskommissar Maros Sefcovic reist mitten im Zollstreit mit den USA nach Washington. Dort will er sich mit US-Handelsminister Howard Lutnick sowie Trumps Handelsbeauftragten Jamieson Greer treffen. Der Besuch sei "eine Fortsetzung unserer Zusammenarbeit mit der US-Regierung", erklärte eine Sprecherin der EU-Kommission.
Mitte März waren Trumps Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte in Kraft getreten. Es sind die ersten Zölle seiner zweiten Amtszeit, von denen die EU und ihre Mitgliedsländer direkt betroffen sind.
Die Kommission reagierte umgehend mit der Ankündigung mehrerer Gegenzölle ab dem 1. April, verschob die Aufschläge in der vergangenen Woche aber um zwei Wochen.
Aufschub schafft Luft für Beratungen
Der Aufschub verschaffe der Kommission "zusätzliche Zeit für Gespräche mit der US-Regierung", hatte ein Sprecher das Vorgehen begründet. Brüssel will außerdem mit den EU-Mitgliedsländern über weitere mögliche Gegenzölle beraten.
Geplant sind derzeit Aufschläge auf Jeans, Whiskey oder Motorräder, wie sie bereits in Trumps erster Amtszeit eingeführt worden waren. Zudem erwägt die Kommission, zusätzliche Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte sowie weitere Textil- und Lederwaren, Rindfleisch und Zucker.
Trump droht mit 200 Prozent auf Wein und Champagner
Ein Grund für die Verschiebung dürfte allerdings auch Trumps Androhung von Zöllen in Höhe von 200 Prozent auf alkoholische Getränke wie Wein und Champagner sein. Besonders getroffen davon würden Weinbauern und Hersteller von Spirituosen wie Cognac. Aus EU-Kreisen hieß es, Frankreich, Spanien und Italien hätten die EU-Kommission dazu gedrängt, die EU-Zölle zu verschieben.
Die US-Aufschläge betreffen laut EU-Berechnungen Exporte im Wert von 28 Milliarden Dollar. Die Gegenzölle sollen bei US-Produkten im selben Umfang greifen.
Großbritannien hoffnungsvoll
Der britische Premierminister Keir Starmer hat sich nach einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump optimistisch mit Blick auf die Handelsbeziehungen beider Länder gezeigt. Es gebe "Fortschritt" bei den Arbeiten an einem "Abkommen für wirtschaftlichen Wohlstand", teilte Starmers Sprecher mit. Demnach hatte der Premier am späten Sonntagabend "ein kurzes Gespräch" mit dem US-Präsidenten.
Großbritannien ist wie viele andere Länder von Trumps Zöllen auf Stahl und Aluminium sowie weiteren angedrohten Aufschlägen betroffen. Britischen Medienberichten zufolge erwägt die Regierung in London nun, Washington anzubieten eine Steuer auf Tech-Konzerne zu streichen.
USA wichtigster Handelspartner Großbritanniens
Starmers Sprecher sagte dazu lediglich, dass die Regierung "im nationalen Interesse" handeln werde. "Wir werden weiterhin dafür sorgen, dass die Unternehmen ihren gerechten Anteil an der Steuer zahlen, einschließlich der Unternehmen im digitalen Sektor", fügte er hinzu.
Die USA sind als einzelnes Land der wichtigste Handelspartner Großbritanniens. Die Regierung in London hatte gehofft, nach dem Austritt aus der EU im Jahr 2020 rasch ein transatlantisches Freihandelsabkommen abzuschließen. Doch die Gespräche scheiterten schnell. Zur Debatte steht nun ein deutlich limitierteres Abkommen, das auf bestimmte Branchen zugeschnitten ist.