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Weltraumforschung Astronomen in der Schweiz entdecken neuen Exoplaneten
Ein internationales Forscherteam an der Universität Genf hat einen neuen Exoplaneten entdeckt - also einen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Der Planet ist rund 19 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Eine gute halbe Stunde außerhalb der Stadt, mitten in einem Waldstück befindet sich die Sternwarte und die Astronomie-Abteilung der Universität Genf. Der Schweizer Xavier Dumusque ist dort Astrophysiker und gehört zum internationalen Exoplaneten-Team. Der Exoplanet ist für den Forscher aus gleich mehreren Gründen beeindruckend.
Exoplanet näher an der Erde als viele andere
"Dieser Planet ist außergewöhnlich, weil es der erste ist, der eine ähnliche Masse hat wie die Erde, und seine Oberfläche ist ähnlich fest und kühl, sodass die Möglichkeit besteht, dass es dort Wasser gibt. Im Vergleich zu anderen Planeten ist dieser, in Lichtjahren ausgedrückt, viel näher an unserer Erde als andere Planeten." Das habe den Vorteil, dass man ihn gut untersuchen könne, da seine Lichtsignale stärker und besser sichtbar seien. "So können wir herauszufinden, ob es dort Leben gibt. Wäre er weiter weg, wäre das nicht möglich."
Der Exoplanet ist lau dem Forschungsteam Teil eines planetaren Systems, das zwei weitere Planeten umfasst. Er kreist um einen G-Typ-Stern wie die Sonne. Die Leuchtkraft und Nähe machten den Planeten zu einem idealen Kandidaten für künftige Teleskope, deren Aufgabe es sein wird, die Atmosphären von Exoplaneten direkt zu beobachten, fügt Dumusque hinzu. Er ist Mitautor der Planeten-Studie, die in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics veröffentlicht wurde.
Exoplanet auf interessanter Umlaufbahn
Der neu entdeckte Planet befindet sich auf einer Umlaufbahn, die zeitweise innerhalb und zeitweise außerhalb der sogenannten habitablen Zone seines Sterns liegt. Als habitable Zone bezeichnet man allgemein den Abstandsbereich, in dem sich ein Planet von seinem Zentralgestirn befinden muss, damit Wasser dauerhaft in flüssiger Form als Voraussetzung für erdähnliches Leben auf der Oberfläche vorliegen kann. Diese Konstellation ist für Astronomen besonders interessant, da sie es ermöglicht, theoretische Modelle zu verfeinern und ihr Verständnis der Planetenbewohnbarkeit zu testen.

Die Umlaufbahn des Exoplaneten befindet sich zeitweise in der sogenannten "habitablen (grünen) Zone" seines Zentralgestirns.
Allerdings darf nun nicht der Eindruck entstehen, dass es schon bald Gewissheit darüber geben wird, ob es auf dem Exoplaneten Leben gibt und sei es nur in Form von Bakterien. Warum die Wissenschaftler noch lange auf Ergebnisse waren müssen, erklärt der Schweizer Astrophysiker so: "Den neuen Planeten haben wir 20 Jahre lang beobachtet, bis wir ihn sicher als Exoplaneten einstufen konnten. Und erst circa im Jahr 2030 werden wir wohl die ersten Bilder dieser Supererde haben."
Die Frage, ob es dort wirklich Leben gibt, werde voraussichtlich erst 2050 beantwortet werden können, weil es dann noch bessere und modernere Teleskope geben wird. "Erst dann können wir wirklich sicher sein, dass unsere Entdeckungen wissenschaftlich nachgewiesen werden können", sagt Astrophysiker Dumusque.
Die Frage des Lebens auf anderen Planeten
Der Gedanke, dass es außerhalb der Erde noch Leben geben könnte, zieht die Menschheit seit jeher in ihren Bann. Aber welchen konkreten Nutzen hätte es für die Wissenschaft, wenn es weiteres Leben gäbe?
Der Astrophysiker Ansgar Reiners von der Universität Göttingen forscht seit Jahren selbst auch zu Exoplaneten und ist dieser Meinung: "Zunächst einmal ist die Entstehung des Lebens wissenschaftlich nachvollziehbar - ab einem gewissen Punkt zumindest, ob man ihn jetzt Urknall nennt oder anders. Aber es kann schon sein, dass es nicht nur auf unsere Erde so ist, sondern auch woanders." Das sei einerseits eine philosophische Frage, ob es da noch etwas Anderes gebe und wie es entstanden sei.
"Andererseits ist das natürlich auf wissenschaftlicher Ebene extrem relevant. Wenn wir verstehen wollen, wie das Leben auf der Erde entstanden ist und gleichzeitig davon ausgehen, dass es einer physikalischen, chemischen, biologischen Ereigniskette folgt, dann gibt es keinen Grund, warum das nicht woanders auch stattgefunden haben sollte. Und in dem Fall könnten wir daraus extrem viel lernen“, so Reiners.
Technologie und Geduld sind gefragt
Doch da man besonders in der Astronomie für grundlegende Fortschritte auf die Weiterentwicklung von Teleskopen, Instrumenten und Techniken von Datenanalysen angewiesen ist, brauchen die Forscher neben ihren Fachkenntnissen vor allem viel Geduld. Aber wie motiviert man sich für ein Projekt, das womöglich erst nach der eigenen Rente Ergebnisse liefert?
Der Genfer Astrophysiker Dumusque sieht es so: "In unserem Bereich gibt es sehr viele Menschen, für die die Suche nach möglichem Leben essenziell ist und die das Thema bei der Forschung tagtäglich antreibt, auch wenn es nur in kleinen Schritten vorangeht. Auch ich interessiere mich seit meinem Studium dafür und habe mir gesagt, wenn ich mich an der Beantwortung dieser Frage in irgendeiner Form beteiligen kann, wird mich das bei meiner Arbeit immer stark motivieren."
Aufgeben ist ohnehin keine Alternative für das internationale Team in Genf und andere Experten weltweit. Denn es gibt noch viel zu tun: Bisher wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten rund 7.000 Exoplaneten in der Galaxie entdeckt und bestätigt. Astronomen gehen aber davon aus, dass es Milliarden von Exoplaneten gibt.