30 Jahre HIV als Ursache von Aids "Benutzt immer ein Kondom"
Rock Hudson oder Freddie Mercury - die Liste der an Aids gestorbenen Showstars ist lang. Vor 30 Jahren machte die US-Regierung das HI-Virus als Ursache für Aids bekannt. Aber lange tat sich die Gesellschaft schwer damit, die Existenz dieser neuen Krankheit anzuerkennen.
Ronald Reagans Gesundheitsministerin Margaret Heckler fasste sich in der Pressekonferenz am 23. April 1984 kurz: Man habe die wahrscheinliche Ursache von Aids gefunden. HIV, wie das Virus zwei Jahre später genannt wurde, ist zwar kein Krebsvirus, wie Heckler sagte, sondern schwächt das Immunsystem und macht den Körper damit anfällig für Krankheiten wie Krebs.
Eine "geheimnisvolle Krankheit"
Doch das ändert nichts an der Nachricht: Mit diesem Tag erkannte auch die US-Regierung die Existenz und die Ursache von Aids an. Die amerikanische Gesellschaft aber tat sich noch lange schwer damit. In Showbusiness und Filmindustrie wird das besonders deutlich. "Was stimmt nicht mit Rock Hudson?" fragte ein Jahr später Moderatorin Sue Simmons beim Sender WNBC. Der 59 Jahre alte Filmstar war in ein Pariser Krankenhaus eingeliefert worden - mit einer "geheimnisvollen Krankheit". Leberkrebs, womöglich Aids, hieß es. Einen Tag später gab Hudsons Pressesprecher zu, dass der Hollywoodstar an der Immunschwäche erkrankt war.
Lange hatte sich Hudson gesträubt, die Krankheit und damit auch seine Homosexualität öffentlich zu machen. Zu vertraut war er den Kinozuschauern als heterosexueller Schwerenöter, meist mit Doris Day als Gegenüber. Dabei hätte er seinen berühmten Namen auch bewusst einsetzen könne: Als der US-Kongress im Herbst 1985 die Nachricht von Rock Hudsons Tod erhielt, verdoppelten die Abgeordneten die Ausgaben für die Aids-Forschung.
Verschwörungstheorien um die Entstehung
Das war auch dringend nötig, denn gerade in den ersten Jahren kursierten wilde Theorien über die Herkunft der Erkrankung. Es sei in einem amerikanischen Biolabor als Waffe gezüchtet worden, hieß es da. Oder: schlicht eine Strafe Gottes. Die Liste der prominenten Aids-Opfer ist lang - doch der Name Freddie Mercury sticht heraus: Sein jahrelanges Leiden und sein Tod 1991 beschäftigten die Medien. Bandkollege Bryan May erinnert sich: "Wir haben alles versteckt und sind Fragen aus dem Weg gegangen. Wir haben gelogen, weil wir ihn schützen wollten."
Doch natürlich ließ sich die Wahrheit nicht ewig verbergen. Als die Fakten auf dem Tisch lagen, verschaffte Mercurys Erkankung auch der Aids-Forschung zusätzliche Aufmerksamkeit. Nach seinem Tod gaben die übrigen Mitglieder der Gruppe Queen ein Konzert als Tribut an ihren Frontmann und gründeten mit den Einnahmen den Mercury-Phoenix-Trust, eine gemeinnützige Organisation mit der Aufgabe, Aids zu bekämpfen.
Hollywood entdeckt das Thema
Einen erheblichen Beitrag für die Forschung leistete eine große Hollywood-Diva: Elizabeth Taylor setzte ihren Ruhm, ihre Zeit und auch ihr Vermögen dafür ein. Sie werde gleich wieder von der Bühne gehen, sagte sie 1992 vor 70.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion beim Gedenkkonzerte für Freddie Mercury. "Benutzt immer ein Kondom", schärfte sie den Leuten ein. "Und wenn ihr Drogen nehmt, dann teilt euch keine Nadel. Mit diesem Konzert schicken wir eine Botschaft an die, die mit Aids leben: Dass sie uns wichtig sind."
Auch in Kinofilmen wurde die Krankheit zum Thema. Etwa 1993 mit "Philadelphia", in dem Tom Hanks einen Aids-kranken Rechtsanwalt spielt. Heute, 30 Jahre nach der offiziellen Anerkennung des HI-Virus als Ursache für Aids, sind längst noch nicht alle Forschungsfragen geklärt. Aber immerhin hat Hollywood eine klare Sprache gefunden, um mit der Krankheit umzugehen, ohne die Erkrankten zu verurteilen.