UN-Entwicklungsprogramm Lebensverhältnisse fast überall verschlechtert
In neun von zehn Ländern weltweit haben sich im Jahr 2021 die Lebensverhältnisse der Menschen verschlechtert. Das geht aus dem "Index der menschlichen Entwicklung" des UN-Entwicklungsprogramms hervor.
Die Lebensverhältnisse der Menschen haben sich 2021 in 90 Prozent aller Länder verschlechtert. Das ergibt sich aus dem "Index der menschlichen Entwicklung", den das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) veröffentlichte. Der weltweite Index-Wert ist laut UNDP lange Zeit immer weiter gestiegen, bevor er erst 2020 und 2021 ein zweites Mal in Folge zurückging. Dies habe die Errungenschaften der vorangegangen fünf Jahre zunichte gemacht, erklärte das UN-Entwicklungsprogramm.
Der aktuelle Rückgang bedeute, "dass wir früher sterben, weniger gut gebildet sind, dass unsere Einkommen sinken", sagte UNDP-Chef Achim Steiner der Nachrichtenagentur AFP. Dies führe zu einem verbreiteten Gefühl von "Verzweiflung, Frustration, Zukunftsangst".
Schweiz führt, Deutschland auf Rang neun
Die Schweiz ist nach dem neuen Bericht mit einem Index-Wert von 0,962 das höchstentwickelte Land der Welt, gefolgt von Norwegen und Island. Deutschland belegt mit einem Wert von 0,942 Rang neun. Damit ist Deutschland in dem Ranking seit 2015 um fünf Plätze nach unten gerutscht.
Bei der Erstauflage des Index im Jahr 1990 hatten die Vereinigten Staaten noch geführt. Jetzt kommen sie nur noch auf Rang 21. Auf den hintersten Plätzen der 191 untersuchten Länder liegen Niger, Tschad und Südsudan.
Dauerkrisen als Grund
Die Welt taumele von Krise zu Krise, ohne dass die Wurzeln der Probleme angefasst würden, beklagt Steiner. "Wir leben in sehr schmerzlichen Zeiten, egal ob es um eine Welt unter Wasser, ohne Wasser, in Flammen oder inmitten einer Pandemie geht", sagte er.
Zudem beobachteten die Verfasser des Berichts weltweit wachsenden Pessimismus. Sechs von sieben Menschen weltweit gäben an, sich unsicher zu fühlen, ein Drittel, dass sie anderen Menschen nicht vertrauten.
Größte Verschlechterung jemals
Ein derart umfassender Rückgang der Lebensverhältnisse wie 2021 ist laut Steiner seit der Erstauflage des Berichts noch nicht vorgekommen. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise vor knapp zehn Jahren etwa sei der Index in nur etwa zehn Prozent der Länder zurückgegangen.
Doch es gebe auch Fortschritt, so Steiner, etwa dank neuer Technologien oder neuer Getreidesorten. In Kenia könne inzwischen 90 Prozent des Strombedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Gesellschaften, die fossile Brennstoffe finanzierten, machten einen Fehler, sagte er.
In die Berechnung des seit 1990 erscheinenden "Index der menschlichen Entwicklung" fließen neben wirtschaftlichen Daten auch Kriterien wie Lebenserwartung, Einkommen und Dauer der Schulbildung ein.