Stärkster Erdstoß seit 1960 Hunderte Tote bei schwerem Erdbeben in Marokko
Bei einem starken Erdbeben im Südwesten Marokkos sind nach Angaben des Innenministeriums mindestens 296 Menschen ums Leben gekommen und 153 verletzt worden. Es werden weitere Opfer befürchtet.
Bei einem schweren Erdbeben in Marokko sind mindestens 296 Menschen ums Leben gekommen. Das teilte das Innenministerium des nordwestafrikanischen Landes am frühen Morgen mit. Zudem seien bisher 153 Verletzte gezählt worden.
Wie der geologische Dienst der Vereinigten Staaten (USGS) mitteilte, lag das Epizentrum des Bebens der Stärke 6,8 etwa 72 Kilometer südwestlich von Marrakesch im dünn besiedelten Atlas-Gebirge in einer Tiefe von 18,5 Kilometern. Zunächst war berichtet worden, das Epizentrum hätte nordöstlich von Marrakesch gelegen. Das Geofon des Helmholtz-Zentrums Potsdam gab die Stärke des Bebens mit 6,9 an.
Es ist das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei. Erdbeben in Nordafrika sind relativ selten. 1960 hatte sich laut dem Sender Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5,8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen.
Offenbar noch viele Opfer unter Trümmern
Nach Angaben des örtlichen Beamten seien in der schwer zugänglichen Bergregion auch die meisten Opfer zu beklagen. "Unsere Nachbarn liegen unter den Trümmern ihrer Häuser und wir versuchen, sie mit den verfügbaren Mitteln zu retten", berichtet Montasir Itri, ein Bewohner des Bergdorfs Asni unweit des Epizentrums. Die meisten Häuser dort seien beschädigt.
Menschen flüchteten vor dem Erdbeben auf die Straße.
Laut Augenzeugenberichten löste das Erdbeben in Marrakesch, Agadir und anderen Städten bei vielen Bewohnern Panik aus. Wie die Zeitung "Le Matin" berichtete, war das Beben auch in Rabat und Casablanca zu spüren.
Einwohner der Stadt Marrakesch berichten von eingestürzten Gebäuden in der historischen Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Menschen würden mit bloßen Händen in den Trümmern graben und auf schweres Gerät warten, sagt der Anwohner Id Waaziz Hassan.
Bundeskanzler Scholz drückt Mitgefühl aus
Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Opfern sein Mitgefühl ausgedrückt. "Das sind schlimme Nachrichten aus Marokko", erklärte der SPD-Politiker am Samstagmorgen auf der Plattform X (früher Twitter). "In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Opfern des verheerenden Erdbebens. Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen dieser Naturkatastrophe." Scholz hält sich derzeit für den G20-Gipfel in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi auf.
EU bietet Hilfe an
Die Europäische Union (EU) hat Marokko inzwischen Hilfe angeboten. "Die EU ist bereit, Marokko in diesen schwierigen Momenten zu unterstützen", schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel, der sich ebenfalls in Neu-Delhi aufhält, auf X. Die Nachrichten aus dem Land seien schrecklich. Er sei in Gedanken bei allen, die von der Tragödie betroffen seien, und bei den Rettungskräften.