Sicherheitskräfte vor dem Makala-Gefängnis in Kinshasa.

Demokratische Republik Kongo 129 Tote bei versuchtem Ausbruch aus Gefängnis

Stand: 03.09.2024 14:41 Uhr

Zunächst sprach Kongos Regierung nur von zwei Toten: Bei Randalen im größten Gefängnis des Landes sind laut offiziellen Zahlen nun doch fast 130 Menschen ums Leben gekommen. Die Makala-Haftanstalt ist für ihre Zustände berüchtigt.

Bei einem Ausbruchsversuch von Häftlingen aus dem wichtigsten Gefängnis des Kongos sind nach Behördenangaben mindestens 129 Insassen ums Leben gekommen. Die meisten von ihnen seien Opfer einer Massenpanik geworden, teilten die Behörden mit.

Nach einer vorläufigen Einschätzung wurden 24 Häftlinge durch angebliche Warnschüsse getötet, sagte Innenminister Jacquemain Shabani auf der Plattform X. Außerdem habe es 59 Verletzte gegeben. Einige weibliche Gefangene seien während des Aufruhrs in der Nacht zum Montag vergewaltigt worden.

Inzwischen sei die Ordnung wieder hergestellt, erklärte Shabani. Die Untersuchungen würden fortgeführt. Auch der entstandene Sachschaden sei erheblich. Die Verwaltungsgebäude des Gefängnisses, die Krankenstation, das Standesamt sowie das Lebensmitteldepot seien demnach komplett niedergebrannt worden. Sicherheitskräfte hielten heute eine Krisensitzung ab, um weitere Maßnahmen zu besprechen.

Insassen sollen Ausbruch geplant haben

Nach Angaben von Anwohnern waren in der Nacht zum Montag im Makala-Gefängnis in Kinshasa erstmals Schüsse zu hören. Der stellvertretende Justizminister Mbemba Kabuya sagte dem Radiosender Top Congo FM, der Ausbruchsversuch sei von Insassen eines Gefängnisflügels geplant worden.

Es gab keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen in das Gefängnis, das sich im Stadtzentrum von Kinshasa befindet, etwa fünf Kilometer vom Präsidentenpalast entfernt. Ein hoher Regierungsvertreter hatte zunächst nur den Tod von zwei Menschen eingeräumt. Menschenrechtler widersprachen umgehend.

Videos, die offenbar aus dem Gefängnis stammen, zeigen auf dem Boden liegende Leichen, viele von ihnen mit sichtbaren Verletzungen. Auf einem weiteren Video tragen Insassen offenbar Leichen in ein Fahrzeug.

Makala-Gefängnis ist völlig überbelegt

Justizminister Constant Mutamba bezeichnete den Ausbruchsversuch als "vorsätzlichen Sabotageakt" und kündigte an, die Anstifter würden hart bestraft. Die Verlegung von Häftlingen aus dem Gefängnis solle untersagt werden. Mutumba versprach den Bau eines neuen Gefängnisses und weitere Schritte, um die Überbelegung zu verringern.

Das Makala-Gefängnis ist das größte Gefängnis des zentralafrikanischen Landes und wurde ursprünglich für eine Zahl von 1.500 Gefangenen gebaut. Es beherbergt derzeit aber nach Angaben von Amnesty International mehr als 12.000 Häftlinge, von denen die meisten auf ihren Prozess warten.

In der Einrichtung gab es bereits früher Ausbrüche. So wurden 2017 beim Angriff einer religiösen Sekte Dutzende Menschen befreit. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten sind Makala und andere Gefängnisse so überfüllt, dass Häftlinge sogar verhungern. Zahlreiche Insassen wurden freigelassen, nur um das Gefängnis zu entlasten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 03. September 2024 um 12:00 Uhr.