Russischer Außenminister in Südafrika Lawrow zu Besuch bei Freunden
Russlands Außenminister Lawrow ist bei seinem Besuch in Pretoria herzlich empfangen worden. Südafrika bezeichnet sich als neutral - und plant trotzdem ein gemeinsames Militärmanöver mit Russland.
Lächelnde Gesichter beim Händeschütteln, Scherze bei entspannten Gesprächen - so zeigten sich Russlands Außenminister Sergej Lawrow und seine südafrikanische Amtskollegin Naledi Pandor. Als wäre nichts gewesen, sprachen sie über wirtschaftliche Zusammenarbeit und präsentierten sich als gute Partner - einig darin, dass die BRICS-Länder mehr Gewicht in der Welt bekommen sollten.
Beide gehören zum Verband aufstrebender Wirtschaftsnationen. Am Krieg in der Ukraine kamen sie dennoch nicht vorbei. Lawrow warf dem Westen vor, eine Verhandlungslösung verhindert zu haben. Simultan übersetzt klang das in Pretoria so:
"Ich erinnere mich nicht, dass unsere Kollegen aus dem Westen oder aus der Ukraine gesagt hätten, die Zeit sei reif für eine Lösung. Sie mussten erst ihren Einfluss vergrößern und mächtiger werden, um Russland zu besiegen. Sie wollen, dass unsere Grenzen wieder so werden, wie sie 1991 gezogen wurden. Wie unser Präsident sagt, lehnen wir Verhandlungen aber nicht ab."
Das Wort "Krieg" fällt nicht
Immer wieder betonte Lawrow, ukrainischen Offiziellen seien Verhandlungen mit Russland gesetzlich untersagt. Dazu bezog Südafrikas Außenministerin Pandor keine Stellung. Sie präsentierte die südafrikanische Sichtweise, dass Frieden immer durch Diplomatie und Dialog erreicht werde. Von Krieg sprach sie aber nicht:
"Es ist uns wichtig zu sagen, dass wir uns wirklich wünschen, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine bald friedlich beigelegt wird, durch Dialog und Verhandlungen. Ich glaube, das ist der Wunsch von uns und der ganzen Welt", so Pandor.
Experten: Besuch ist "Image-Kampagne"
Pandor und Lawrow zeigten sich als Freunde und lobten ihre Beziehungen. Dass gewissermaßen zur Tagesordnung übergegangen wurde, verwunderte so manchen Beobachter, nicht aber Steven Gruzd. Er ist Russland-Experte beim südafrikanischen Institut für internationale Angelegenheiten (SAIIA), einer Nichtregierungsorganisation. Er sieht den Besuch als eine Art Image-Kampagne.
"Russland will sein Image aufpolieren und zeigen, dass es Verbündete hat. Es bemüht sich um diplomatische Propaganda und will zeigen, dass es nicht isoliert ist, trotz westlicher Sanktionen. Dass es in Afrika gute, enge und langjährige Freunde hat", sagt Gruzd.
Mehrheit der Menschen in Südafrika lehnt Krieg ab
Tatsächlich ist Russland, sagen Politikwissenschaftler, auch bei jungen Menschen gut angesehen. Studien belegen aber, dass die Mehrheit der Südafrikanerinnen und Südafrikaner den russischen Krieg in der Ukraine ablehnt. Auch Alexej Oskolski tut das. Er lebt in Johannesburg, kommt aber aus St. Petersburg und hat kein Verständnis dafür, dass der russische Außenminister nach Pretoria gekommen ist.
"Ich bin russischer Bürger, aber ich unterstütze die russische Invasion der Ukraine nicht. Deshalb ärgert es mich, dass die südafrikanische Regierung den russischen Außenminister eingeladen hat und diesen als würdigen Partner ansieht. Dieser Krieg, der von Russland ausgeht, ist absolut ungerecht, es gibt keine vernünftige Begründung dafür", sagt Oskolski.
Südafrika plant Militärmanöver mit Russland und China
Südafrika glaubt laut seiner Außenministerin weiterhin an Verhandlungslösungen. Mehrfach hat das Land angeboten, als Vermittler zur Verfügung zu stehen. In gut einem Monat aber plant es eine gemeinsame Marine-Übung mit Russland und China. Darin sieht Russland-Experte Steven Gruzd einen Knackpunkt: "Das kommt zu einer Zeit, in der Südafrika sich neutral gibt. Trotzdem gibt es das Militärmanöver mit Russland und China. Dadurch ist die Neutralität in Frage gestellt. Südafrika riskiert, dass es selbst politische Folgen spürt, vielleicht selbst isoliert wird und von Europäern und Amerikanern die kalte Schulter gezeigt bekommt", erklärt Gruzd.
Die kalte Schulter bekam Südafrika am frühen Morgen schon von Demonstrierenden gezeigt. Ukrainerinnen und Ukrainer protestierten gegen den Besuch des russischen Außenministers: "Wir wollen Frieden", "Putins Chef-Lügner soll nach Hause gehen", "Stoppt Putin!" Das waren und sind die Botschaften auch von Oppositionsparteien.