Liberia vor Regierungswechsel Präsident Weah räumt Niederlage ein
Liberia zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Nun bahnt sich nach einer engen Stichwahl um das Präsidentenamt ein Machtwechsel an. Amtsinhaber und Ex-Weltfußballer Weah warnt vor einer Spaltung.
Nach einer engen Stichwahl steht Liberia vor einem Regierungswechsel. Amtsinhaber und Ex-Weltfußballer George Weah räumte am Freitagabend seine Niederlage gegen Herausforderer Joseph Boakai ein. Er habe Boakai zu seinem Sieg gratuliert, sagte Weah. Die Ergebnisse deuteten auf einen uneinholbaren Vorsprung Boakais hin.
Die Liberianer seien die Gewinner der Wahlen, sagte Weah und rief seine Anhänger auf, die Ergebnisse zu akzeptieren. Nach Auszählung fast aller Stimmen führte Boakai mit 50,9 Prozent vor Weah mit 49,1 Prozent, wie Medien unter Berufung auf die Wahlkommission berichteten. Die USA gratulierten Boakai.
Die erste Wahlrunde am 10. Oktober hatte Weah hauchdünn mit 43,83 Prozent der Stimmen vor Boakai mit 43,44 Prozent gewonnen. Die Stichwahl in dem westafrikanischen Land war am Dienstag.
Joseph Boakai führt nach Auszählung fast aller Stimmen mit 50,9 Prozent.
Tiefe Spaltung im Land
Die Regierung des früheren Fußballstars Weah, der für Spitzenclubs wie Paris Saint-Germain, AC Mailand und den FC Chelsea spielte, wird mit mehreren Korruptionsskandalen in Verbindung gebracht. Boakai war von 2006 bis 2018 Vizepräsident unter Ellen Johnson-Sirleaf, der Friedensnobelpreisträgerin von 2011.
Beide Kandidaten versprachen Arbeitsplätze und Investitionen in die Infrastruktur des hoch verschuldeten Landes. "Das liberianische Volk hat gesprochen, und wir haben seine Stimme gehört", sagte Weah. Die knappen Ergebnisse offenbarten jedoch eine tiefe Spaltung im Land. "Beim Übergang zu einer neuen Regierung müssen wir auf die Gefahren der Spaltung achten und zusammenarbeiten, um eine gemeinsame Basis zu finden."
Die USA begrüßten, dass Weah die Ergebnisse friedlich akzeptiert habe. "Wir rufen alle Bürger auf, dem Beispiel von Präsident Weah zu folgen und die Ergebnisse zu akzeptieren", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller.
Die demokratische Tradition
Liberia wurde von befreiten Sklaven aus Amerika gegründet und schon 1846 unabhängig - lange vor fast allen anderen Staaten Afrikas. Trotz reicher Bodenschätze gehört der Küstenstaat am Atlantik aber zu den ärmsten Ländern der Welt. Neben wirtschaftlichen Problemen bewegen vor allem Korruption und die schleppende Aufarbeitung der früheren Bürgerkriegsverbrechen viele Liberianer. Zwischen 1989 und 2003 wurden etwa 250.000 Menschen getötet.
Liberia habe in diesem Kontext eine besondere Bedeutung in Westafrika, sagt Adel de Finado, Professor am Zentrum für Demokratie und Entwicklung in Abuja in Nigeria: "Liberia war der Beweis dafür, dass friedliche Machtwechsel möglich sind - auch in einem Land, das unter den Folgen brutaler Bürgerkriege und einer verheerenden Ebola-Epidemie zu leiden hatte."
Mit Informationen von Dunja Sadaqi, ARD-Studio Rabat