Bundeswehreinsatz in Mali Mali setzt auf Russland
Der Einsatz der Bundeswehr in Mali ist erst einmal unterbrochen. Die malische Regierung setzt derzeit auf Russland - mit möglichen Folgen für die rund 1000 deutschen Soldaten in dem westafrikanischen Land.
Erneut landen Kampfhubschrauber und Militärflugzeuge in Malis Hauptstadt Bamako - mit freundlichen Grüßen aus Moskau, wie Übergangspräsident Assimi Goita am Mittwoch auf seinem Twitter-Account mitteilte.
Am selben Tag hatten der malische Junta-Chef und Russlands Präsident Wladimir Putin miteinander telefoniert und einander ihre Freundschaft versichert. Sie drückt sich vor allem in der Lieferung von Militärgerät und der Entsendung russischer Soldaten nach Mali aus.
Das Verhältnis zur einstigen Kolonialmacht Frankreich hat dagegen einen Tiefpunkt erreicht, wie der Sprecher der Übergangsregierung in Bamako, Oberst Abdoulaye Maiga, vor wenigen Tagen in einer Botschaft an Frankreichs Präsidenten Macron zum Ausdruck brachte: "Die Übergangsregierung fordert Präsident Macron dazu auf, endlich seine neokoloniale, paternalistische und verächtliche Haltung abzulegen und zu verstehen, dass die Malier selbst am besten für sich sorgen können", erklärte Maiga.
Kein Einsatz gegen Malis Willen
Aber offenbar kann Mali ohne russische Hilfe doch nicht für sich sorgen. Dazu zählen mutmaßlich auch Söldner der berüchtigten Gruppe Wagner. Aus diesem Grund hat die EU schon ihre Trainingsmission für das malische Militär beendet. Doch nach einigen Schikanen für die UN-Truppe steht nun auch der Einsatz der Deutschen für den UN-Blauhelmeinsatz MINUSMA in Frage - wenn die Bundeswehr, wie von Regierungssprecher Steffen Hebestreit angedeutet, gänzlich aus Mali abziehen sollte:
"Deutschland ist weiterhin bereit, sich an der UN-Friedensmission in Mali zu beteiligen, solch ein Einsatz macht aber nur Sinn, wenn er auch von der dortigen Regierung unterstützt wird", sagte Hebestreit.
Strategie der Regierung geht nicht auf
Konkret geht es um Überflugrechte für Truppentransporte, die Mali verweigert. Dadurch können rund 140 deutsche Kräfte derzeit nicht turnusgemäß ausgetauscht werden, auch mögliche medizinische Evakuierungen scheinen in Frage gestellt. Mehr und mehr soll die malische Regierung ihre UN-Partner mit bürokratischen Zumutungen traktiert haben. Bislang liegen noch keine Reaktionen der Regierung in Bamako zum angedrohten Abzug der Deutschen vor.
Für Ulf Laessing, den Büroleiter der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Bamako, ist die Linie der Junta deutlich: "Die Entscheidung, die Bundeswehr vorläufig aus Mali abzuziehen, ist folgerichtig, weil Mali nicht auf die Warnungen aus Deutschland reagiert hat, im Gegenteil. Derzeit sieht es so aus, als ob Mali voll auf Russland setzt."
Doch diese Strategie der malischen Führung habe sich bislang nicht ausgezahlt, im Gegenteil, kritisiert der Sahel-Experte Seidik Abba im Fernsehsender TV5 Monde: "Ganz allgemein hat sich die Sicherheitslage verschlechtert. Die Zahl der Angriffe [radikaler Islamisten, Anm. d. Red.] ist gestiegen, sie sind viel ausgefeilter als früher und provozieren viel mehr Todesfälle."
Sicherheitslage immer schlechter
Tatsächlich haben die Angriffe militanter Islamisten das Umland der Hauptstadt Bamako erreicht. Bei der jüngsten Attacke am Sonntag in Tessit sollen die Angreifer Sprengstoff, Drohnen und sogar Artillerie eingesetzt haben - 42 malische Soldaten starben.
Eine Welle der Gewalt ist losgetreten, die Malis Übergangsregierung entgegen anderslautender Versprechen nicht stoppen konnte. Nun steht der Abzug der letzten französischen Truppen aus Mali bevor - aus Gao, wo auch die deutschen Einheiten noch im Einsatz sind.
Analyst Laessing hält die Lage der deutschen Kräfte dort für problematisch: "Bislang sind die Russen in alle Kasernen eingezogen, die die Franzosen frei gemacht haben, und wenn sie jetzt nach Gao kommen, die Russen, dann gibt es logistische Probleme: Wie soll man den Flughafen Gao bedienen? Wenn da Russen mittendrin sitzen, man wird ja nicht mit denen gemeinsam patrouillieren können. Das gibt dem Drama eine weitere Dynamik."
Eine Lösung ist derzeit nicht absehbar. Seit 2013 ist die Bundeswehr in Mali im Einsatz gewesen. Derzeit sind noch rund 1000 Kräfte vor Ort - aber möglicherweise nicht mehr lange.