Nach Militärputsch Frankreich fliegt Europäer aus Niger aus
Frankreich hat damit begonnen, Europäer aus Niger auszufliegen. Die deutsche Botschaft rief Deutsche auf, diese Gelegenheit zu nutzen. Derzeit sei die Lage in der Hauptstadt aber ruhig, berichtete ein deutscher NGO-Mitarbeiter.
Frankreich hat knapp eine Woche nach dem Militärputsch in Niger damit begonnen, seine Staatsbürger und andere Europäer auszufliegen. Ein erstes Flugzeug der Luftwaffe hob mit mehr als 260 Menschen an Bord in Niamey ab, darunter zwölf Babys, wie Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna mitteilte. "Es haben sich 600 ausreisewillige Franzosen und knapp 400 andere Europäer gemeldet", sagte Colonna. Zuvor hatte Frankreich angeboten, auch Deutsche aus dem westafrikanischen Land auszufliegen.
Dem französischen Generalstab zufolge soll in der Nacht noch ein zweites Flugzeug Niger verlassen, ein drittes sei möglich. Die deutsche Botschaft rief die knapp 100 Deutschen im Land auf, diese Gelegenheit wahrzunehmen.
Seit dem Putsch halten die nigrischen Behörden den Luftraum gesperrt - es gibt daher derzeit keine kommerziellen Flüge. Auch Italien will seinen Bürgern anbieten, sie auszufliegen. Die USA hingegen haben einem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates zufolge bisher keine Evakuierungsabsichten.
Die noch im Land stationierten etwa 1500 französischen Soldaten sollen erst einmal bleiben. Auch rund 100 Bundeswehrsoldaten sind in Niger stationiert.
ECOWAS schließt Intervention nicht aus
Am Sonntag war bei Protesten von Unterstützern des Putsches auch die französische Botschaft beschädigt worden. Zudem will Frankreich seine Bürger ausfliegen, bevor am Sonntag ein Ultimatum der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS abläuft. Die ECOWAS-Staaten fordern die Wiedereinsetzung des gewählten nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum. Nach Ablauf der Frist schließen sie ein militärisches Eingreifen nicht aus. Die Verteidigungsminister der Staatengemeinschaft wollen von Mittwoch an in Nigerias Hauptstadt Abuja über die Lage beraten.
"Für die ECOWAS-Länder ist es eine Frage des Überlebens", sagte der Ministerpräsident von Niger, Ouhoumoudou Mahamadou. Er rief die internationale Gemeinschaft auf, gegen den Putsch aktiv zu werden: "Wenn ein vierter Putsch bestätigt wird, ist die gesamte Demokratie in Westafrika in Gefahr, weil es keinen Grund gibt, warum es keinen fünften, und nach einem fünften keinen sechsten geben sollte", sagte Mahamadou. Er bezog sich damit auf Militärputsche in Nigers Nachbarländern Burkina Faso und Mali sowie Guinea seit 2020.
Lage derzeit laut NGO-Mitarbeiter ruhig
Die Lage in der Hauptstadt Niamey sei derzeit ruhig, sagte Gregor Robak-Werth von der Organisation "Aktion gegen den Hunger" im Interview mit tagesschau24. "Ich bin erstaunt, dass es eine absolute Normalität ist, so wie jeden Tag." Man sei wachsam, aber auch seine Organisation plane momentan nicht, ihre Mitarbeiter abzuziehen. "Im Prinzip merkt man nichts von einem Militärputsch."
Allerdings sei es schwierig an Bargeld zu kommen, was an von der ECOWAS verhängten Sanktionen liege. Diese werden Niger schwer treffen, sagte Robak-Werth. "Der schlimmste Fall, der eintreten könnte, wäre eine militärische Auseinandersetzung hier im Land, von welcher Seite auch immer."