Kanzler im Senegal Scholz wirbt für gemeinsames Gasprojekt
Deutschland will bei der Gasförderung mit dem Senegal eng zusammenarbeiten. Das kündigte Kanzler Scholz nach einem Gespräch mit Präsident Sall an. In den nächsten Jahren könnten dann Deutschland und Europa beliefert werden.
Zum Auftakt seiner Afrika-Reise hat Bundeskanzler Olaf Scholz dem Senegal eine Zusammenarbeit bei der Gasförderung angeboten. Es sei sinnvoll, eine solche Kooperation "intensiv zu verfolgen", sagte Scholz nach einem Gespräch mit dem senegalesischen Präsidenten Macky Sall in Dakar. Der Kanzler zeigte sich auch zu einer stärkeren Kooperation bei den erneuerbaren Energien und Speichertechnik bereit.
Senegal verfügt über erhebliche Gasvorkommen und will ab Herbst 2023 Flüssigerdgas (LNG) exportieren. Auch Deutschland und Europa sollen später beliefert werden, kündigte Präsident Sall nach dem Treffen an. "Wir sind daran interessiert, den europäischen Markt mit Gas zu beliefern", sagte er. Bis 2030 soll die Produktion auf zehn Millionen Kubikmeter pro Jahr aufgestockt werden. Damit könnte Senegal einen Betrag leisten, um russisches Gas zu ersetzen.
Ausbeutung fossiler Lagerstätten
Um dies zu ermöglichen, kündigte Scholz eine Korrektur der Politik an, nicht mehr in fossile Lagerstätten zu investieren. Der Kanzler sprach von einem gemeinsamen Anliegen und kündigte weitere Gespräche auf Fachebene an. "Wir wollen gute Partner sein." Scholz nannte als Grund für die Kehrtwende bei der geplanten Einschränkung der Ausbeutung fossiler Lagerstätten den russischen Angriff auf die Ukraine. "Dass wir die Situation in der Welt neu betrachten müssen, ist das Ergebnis von dem, was ich eine Zeitenwende genannt habe - und das wird sich nicht auf einzelne Fragen beschränken können, sondern muss an vielen anderen Stellen auch Konsequenzen haben."
Die Trendwende hatte sich bereits am Freitag angedeutet, als es in Regierungskreisen hieß, man könnte sich trotz der Restriktionen der Europäischen Investitionsbank und der Entwicklungsbanken ein Engagement im Erdgassektor in dem westafrikanischen Land vorstellen. Europäische Regierungen suchen derzeit weltweit nach Alternativen zu russischem Gas.
Lebensmittelpreise steigen
Scholz kam bei seinem Besuch in Senegals Hauptstadt Dakar auch auf die aktuelle Ernährungskrise zu sprechen. Er warnte davor, dass viele Länder in große Schwierigkeiten kommen könnten, ihre Bevölkerung zu ernähren. "Das darf uns nicht kalt lassen, das lässt uns nicht kalt", sagte er. Deutschland werde "alles tun, was wir unternehmen können", um dem entgegenzuwirken.
Die russische Blockade der Weizenexporte aus der Ukraine haben die Lebensmittelpreise steigen lassen und die Krise vor allem in den von massiver Dürre betroffenen ostafrikanischen Länder Somalia, Äthiopien und im Norden Kenias verschärft.
Keine klare Verurteilung Russlands
Scholz macht auf seiner dreitägigen Reise auch Halt in Niger und Südafrika. Der Kanzler wird auch darüber sprechen, warum viele afrikanische Länder bisher auf eine klare Verurteilung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verzichtet haben.
Bei der Abstimmung in der UN-Vollversammlung über die Verurteilung des russischen Angriffskriegs stimmten 141 der 193 UN-Mitgliedstaaten dafür, fünf dagegen, darunter das afrikanische Eritrea. Unter den 35 Enthaltungen waren neben China, Indien und Brasilien auch 17 afrikanische Staaten, darunter Südafrika und der Senegal.