Millionen Menschen hungern Leise Hoffnung auf eine Waffenruhe im Sudan
Im Bürgerkriegsland Sudan hungern bis zu 26 Millionen Menschen. Nun sollen nächste Woche in Genf Verhandlungen über einen Waffenstillstand beginnen. Ob alle Konfliktparteien teilnehmen, ist unklar. Aber es gibt positive Signale.
Nach mehr als einem Jahr Bürgerkrieg im Sudan gibt es leise Hoffnung auf einen neuen Waffenstillstand. Am 14. August beginnen Friedensgespräche in Genf. Einer der wichtigsten Akteure, die sudanesische Armee, hat die Teilnahme noch nicht endgültig zugesagt, aber es gibt positive Signale. Die Regierung kündigte an, eine Delegation ins saudi-arabische Dschidda zu schicken. Offenbar geht es darum, in Gesprächen mit den vermittelnden USA die Teilnahmebedingungen zu klären.
Im Sudan kämpft die reguläre Armee seit April 2023 gegen die paramilitärischen "Rapid Support Forces" (RSF). In dem Land herrschte vier Jahre nach dem Sturz von Langzeitdiktator Omar al-Bashir eine allgemeine Proteststimmung, vor allem aus Enttäuschung über die schwache Wirtschaftslage. Der Bürgerkrieg entzündete sich schließlich an einem Machtkampf zwischen Armee und RSF, die in die regulären Streitkräfte integriert werden sollten. Gegründet hatte Diktator al-Bashir die berüchtigte Einheit vor elf Jahren, um Anti-Regierungs-Aufstände in Darfur zu unterdrücken.
USA drängen auf Teilnahme der sudanesischen Armee
Die Friedenskonferenz in Genf ist nicht der erste Versuch, die Waffen zum Schweigen zu bringen, aber seit vielen Monaten der wichtigste. Die RSF-Milizen haben ihre Teilnahme schon fest zugesagt. US-Außenminister Antony Blinken hatte noch am vergangenen Montag mit dem sudanesischen Armeechef Abdel Fattah al-Burhan telefoniert, um auch die Streitkräfte zur Zusage zu bewegen. Zuletzt hatte sich al-Burhan Medienberichten zufolge grundsätzlich offen gezeigt, aber weiteren Gesprächsbedarf angemeldet. Er wollte demnach zuerst zunächst Fragen zu einem alten gescheiterten Friedensabkommen klären.
Zweifel am Gesprächsformat
Ohnehin bleiben Fachleute skeptisch, selbst wenn die Armee und die RSF-Miliz an einem Tisch zusammenkommen sollten. Die Sudan-Expertin Hager Ali vom Hamburger Giga-Institut hat grundsätzliche Zweifel am Format der Gespräche. Die Streitkräfte und die RSF seien zwar die Hauptkontrahenten. Die Kontrolle über das Kriegsgeschehen sei ihnen nach mehr als 15 Monaten aber entglitten. Ali erklärte, viele weitere Milizen und Rebellengruppen hätten inzwischen zu den Waffen gegriffen, so dass Armee und RSF eine Waffenruhe möglicherweise nicht mehr überall durchsetzen könnten.
Millionen Menschen hungern
Der Bürgerkrieg hat zu einer der größten humanitären Krisen auf dem afrikanischen Kontinent geführt. Wie viele Menschen seit Kriegsbeginn ums Leben gekommen sind, ist unklar - die Rede ist von mindestens 15.500. Mitunter werden weitaus höhere Zahlen genannt. Für die Überlebenden ist die Lage katastrophal. Nach Angaben der Vereinten Nationen hungern bis zu 26 Millionen Menschen. Die Gespräche in der Schweiz haben auch zum Ziel, mehr Hilfe zu ermöglichen.
"Humanitäre Hilfe zu leisten, ist fast unmöglich. Sie wird gezielt blockiert. Laster werden nicht durchgelassen und Reisegenehmigungen nicht erteilt", sagt Lara Dovifat, politische Leiterin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen sind knapp acht Millionen Menschen im eigenen Land auf der Flucht.
Mehr als zwei Millionen versuchen, Nachbarländer zu erreichen. Nach Einschätzung der US-Organisation Fews Net, die Hungersnöte weltweit untersucht, kamen etwa im Juli täglich 1.100 Menschen im Südsudan an. Doch auch der Nachbarstaat - nach jahrzehntelangen Konflikten zwischen dem überwiegend christlichen Süden und dem muslimischen Norden 2011 gegründet - ist von Krisen und Machtkämpfen gezeichnet.