Humanitäre Katastrophe Millionen Menschen im Sudan droht der Hungertod
Am Montag tagt in Paris eine Sudan-Geberkonferenz. Millionen Menschen sind von Krieg bedroht und auf humanitäre Hilfe angewiesen. Aber weder die Regierung noch die Rebellen denken daran, mit einem Waffenstillstand das Leid zu lindern.
Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, war gerade im Sudan und wird Montag Gast der Pariser Geber-Konferenz sein. Er sei in Port Sudan angekommen, einem der letzten halbwegs sicheren Orte im Sudan, berichtet er. Dort habe er ein Lager für Binnenflüchtlinge besucht.
Das sei in einer ehemaligen Berufsschule gewesen, die halb fertiggestellt sei. 2.000 Menschen seien dort untergebracht, die unter katastrophalen Bedingungen leben würden. "Wir haben versucht, die Trinkwasserversorgung zu verbessern, vor allem die Abwassersituation. Man muss sich vorstellen, dass die Menschen dort wirklich in ihrem Abwasser gestanden haben."
Militärs kümmert das Leid nicht
Das sind katastrophale Zustände, aber für die Menschen ist das immer noch besser, als mitten im Kriegsgebiet ums Überleben zu kämpfen. 8,5 Millionen Menschen sind laut UN-Flüchtlingshilfswerk auf der Flucht vor dem Krieg zwischen den beiden Militärs, die sich bei ihrem Machtkampf um das Leid der Bevölkerung nicht kümmern.
Gemeinsam beendeten Abdel Fattah Al Burhan, dem faktisch das sudanesische Militär untersteht, und Mohammed Hamdan Daglo, bekannt als Hemeti, Kopf der Rapid Support Forces, einer berüchtigten Kampftruppe, 2021 die aufkeimende Demokratie im Sudan. Dann endete vor einem Jahr auch das Stillhalten zwischen den beiden autokratischen Militärs.
Welthungerhilfe: Lage wird noch schlimmer
Die Folgen sind dramatisch. "Alleine 18 Millionen Menschen im Sudan sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Fünf Millionen Menschen, davon vier Millionen Kinder unter fünf Jahren sind akut vom Hunger - eigentlich vom Hungertod - bedroht", erzählt Mogge. Die Lebensmittelpreise seien um bis zu achtzig Prozent gestiegen.
Der Generalsekretär der Welthungerhilfe erwartet, dass die Lage in den kommenden Wochen und Monaten absehbar schlimmer wird: "Wir kommen jetzt in die Zeit, wo die Preise sowieso normalerweise steigen, weil jetzt die Anbausaison beginnt, die Ernte aber erst im September eingefahren wird." In dieser Zeit würden generell die Preise nach oben gehen. "Die Menschen hungern sowieso, und das wird jetzt nochmal gesteigert durch den Krieg."
Russland und Iran liefern Waffen
Der Sudan benötigt Hilfsgelder. Noch über einhundert Millionen Euro sind notwendig, um einen regionalen Hilfsplan mit Leben zu füllen, und es fehlt - Frieden. "Wir brauchen vor allen Dingen einen verbesserten Zugang zu den bedürftigen Menschen", sagt Mogge. Die sudanesische Regierung, aber auch die Rebellen würden es der Welthungerhilfe extrem schwer machen, überhaupt helfen zu können. "Deshalb fordern wir immer wieder einen verbesserten Zugang."
Ohne Druck von außen wird es den nicht geben. Die Interessenlage ist verworren. Russland liefert Waffen, der Iran ganz offensichtlich auch. Die Armee setzt zumindest iranische Drohnen ein. Auf dem Flughafen von Port Sudan soll derzeit regelmäßig eine iranische Frachtmaschine vom Typ Boeing 747 landen. Das berichtet die niederländische Friedensorganisation Pax. Der Sudan ist auch in einer Art Stellvertreterkrieg zerrissen.