In einem Nashorn-Waisenhaus wird ein Nashorn betäubt, damit ein Loch in sein Horn gebohrt und Isotope eingesetzt werden können.

Schutz von Nashörnern Mit Radioaktivität gegen Wilderei

Stand: 28.06.2024 15:46 Uhr

Um an das begehrte Horn von Nashörnern zu kommen, gehen Wilderer brutal vor. Forscher in Südafrika greifen nun zu außergewöhnlichen Mitteln, um die Tiere zu schützen: Sie wollen sie radioaktiv verstrahlen, um den Schmuggel einzudämmen.

Forscher wollen Wilderern in Südafrika mit radioaktiven Substanzen auf die Schliche kommen. Das Material sei in die Hörner von 20 Rhinozerossen injiziert worden, teilten Wissenschaftler der Universität Witwatersrand mit.

Schmuggler sollen bei Kontrollen auffliegen

Falls Wilderer die Tiere erlegen und ihr begehrtes Horn ins Ausland schmuggeln wollten, könnte das bei Kontrollen mit Hilfe eines radioaktiven Nachweises entdeckt werden, hieß es.

Projektleiter James Larkin erläuterte, die Forscher wollten auf ein weltweites Netzwerk von Strahlungsmonitoren zurückgreifen, die entwickelt worden seien, um Atomterrorismus zu verhindern. An Häfen und Flughäfen weltweit seien mehr als 11.000 solcher Strahlendetektoren installiert, die auch das radioaktive Material in den Hörnern erkennen könnten.

Einsatz zum Schutz weiterer Arten geplant

Die Forscher hoffen, die Methode künftig auch bei Elefanten, Pangolinen (Schuppentieren) und anderen durch Wilderei gefährdeten Arten einsetzen zu können.

 Breitmaulnashörner gehen auf dem Gebiet der privaten Nashornaufzucht von J. Hume in Südafrika.

Breitmaulnashörner auf dem Gebiet der privaten Nashornaufzucht von J. Hume in Südafrika.

Für das Projekt bohrten Forscher betäubten Nashörnern ein Loch in das Horn und füllten ein radioaktives Isotop hinein. Der an der Aktion beteiligte Nithaya Chetty versicherte, das Material sei nur sehr schwach radioaktiv. Die möglichen Folgen für die Tiere seien ausgiebig getestet worden.

Kritiker bezweifeln Wirksamkeit

Kritiker stellten sie Wirksamkeit der Methode in Frage, da Wilderer andere Wegen gefunden hätten, um Rhinozeroshorn aus dem Land oder vom Kontinent zu schaffen, so Pelham Jones von der südafrikanischen Private Rhino Owners Association. "Sie umgehen die Grenzübergänge, weil sie wissen, dass dies der Bereich mit dem höchsten Risiko der Beschlagnahme oder Abfangung ist", so Jones.

Nashorn-Wilderei nimmt wieder zu

Nach Angaben von Naturschützern gibt es weltweit noch etwa 27.000 Nashörner, schätzungsweise 16.000 davon leben in Südafrika. Dort werden pro Jahr etwa 500 getötet. Die Nashorn-Wilderei in Südafrika hat nach einem Rückgang während der Pandemie wieder deutlich zugenommen.

Den Wilderern geht es um die Hörner, die zwar wie etwa menschliche Fingernägel nur aus Keratin bestehen, aber in der traditionellen Medizin Asiens als Heilmittel gelten. Außerdem werden die Hörner als Trophäen gehandelt, die als Sinnbild für Reichtum und Erfolg stehen.

So wertvoll wie Gold

Der Handel mit Nashorn-Hörnern ist verboten, doch der illegale Verkauf ist für Schmuggler ein lukratives Geschäft: Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden jedes Jahr Hörner im Wert von rund 230 Millionen US-Dollar verkauft. In einigen Ländern Asiens ist das Material so teuer wie Gold.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. Juni 2024 um 20:41 Uhr.