Wetterphänomen El Niño Dürre bedroht 24 Millionen Menschen im Süden Afrikas
Es ist die schlimmste Trockenperiode seit 100 Jahren: Im Süden Afrikas sind mehr als 24 Millionen Menschen von Hunger und Wasserknappheit betroffen. Hilfsorganisationen sprechen von einer humanitären Krise, die sofortiges Handeln erfordert.
Die Dürre im Süden Afrikas bricht offenbar Rekorde: So wenig Niederschlag gab es laut dem UN-Nothilfebüro OCHA seit 40 Jahren nicht mehr und die Vereinten Nationen sprechen von der schlimmsten Trockenperiode seit über 100 Jahren im südlichen Afrika. Die Temperaturen zwischen Ende Januar und Anfang März lagen demnach durchschnittlich fünf Grad höher als in Vorjahren.
Mehr als 24 Millionen Menschen im südlichen Afrika sind laut der UN aufgrund der extremen Wetterbedingungen von Hunger, Unterernährung und Wasserknappheit betroffen. Grund dafür ist unter anderem das Klimaphänomen El Niño. Das unregelmäßig auftretende Wetterphänomen hat große Auswirkungen auf das klimatische Gleichgewicht und sorgt für Dürreperioden und Hitzewellen.
El Niño bringt Hunger und Krankheit
In Simbabwe habe die ungewöhnliche Hitze "wirklich alles buchstäblich verdorren" lassen, sagte Regina Feindt, die stellvertretenden Landesdirektorin der Welthungerhilfe in Simbabwe. Die Erntevorhersage sei ernüchternd bis katastrophal. Auf den Feldern gebe es kaum Erträge und das Vieh habe bald kein Gras mehr zu fressen, während Preise für Grundnahrungsmittel in den Städten in die Höhe schnellten, so Feindt.
Nach Angaben der Hilfsorganisation Care sind allein in Sambia seit Oktober bereits mehr als 9.000 Rinder aufgrund der Dürre verendet. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung im südlichen Afrika sind nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms (WFP) auf die Landwirtschaft als Lebensgrundlage angewiesen. Malawi, Sambia und Simbabwe haben aufgrund der Dürre bereits nationale Katastrophenzustände ausgerufen.
Auch große Teile von Angola, Botsuana, Madagaskar, Mosambik, Namibia und Südafrika sind betroffen. Gleichzeitig hat El Niño in anderen Teilen von Madagaskar, Mosambik, Malawi und Sambia zu viel Regen und Überschwemmungen geführt. Tausende Menschen flohen. Die Fluten führten laut UN zu einem Cholera-Ausbruch.
Hilfsorganisationen fordern schnelles Handeln
"Es handelt sich nicht nur um einen Klimaschock, sondern um eine humanitäre Krise, die sofortiges Handeln erfordert", sagte Chikwe Mbweeda, die Landesdirektorin von Care in Sambia. Das Ausmaß der Ernährungsunsicherheit - also dem mangelnden Zugang zu ausreichend nahrhaften und erschwinglichen Lebensmitteln - in der Region sei schon heute enorm, so Mbweeda. Allein in Malawi, einem der ärmsten Länder der Region, leide bereits knapp ein Viertel der Bevölkerung (etwa 4,4 Millionen Menschen) an schwerer Ernährungsunsicherheit.
Der aktuelle El Niño gehört nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) zu den fünf stärksten der letzten Jahrzehnte. Auf der südlichen Erdhalbkugel ist jetzt Herbst.