Südostafrika Opferzahl nach Zyklon "Freddy" steigt weiter
In Madagaskar, Malawi und Mosambik steigt die Zahl der Todesopfer infolge des Zyklons "Freddy" auf 300. Zehntausende Menschen wurden durch den Tropensturm obdachlos. Hilfsorganisationen warnen inzwischen vor einer Hungersnot.
Der außergewöhnlich lang anhaltende Tropensturm "Freddy" hat in drei Ländern im südöstlichen Afrika - Malawi, Mosambik und Madagaskar - Behörden zufolge insgesamt 300 Menschenleben gefordert. Am stärksten betroffen ist das verarmte Malawi, wo die Katastrophenschutzbehörde 225 Todesfälle meldete.
Knapp 800 Menschen sind in dem Land nach offiziellen Angaben aufgrund starker Regenfälle, Fluten und Erdrutsche verletzt worden. Die Zahlen könnten jedoch weitaus höher liegen, da die Informationsübermittlung derzeit wegen Schäden an der Infrastruktur stark eingeschränkt ist.
Mehr als 20.000 Menschen obdachlos
Rettungskräfte suchten weiter nach Überlebenden, die durch Erdrutsche verschüttet oder durch Überschwemmungen von der Außenwelt abgeschnitten wurden. An den Einsätzen in dem ostafrikanischen Land beteiligten sich Polizei und Armee. "Die Überschwemmungen sind das größte Problem", sagte der Sprecher des Roten Kreuzes in Malawi, Felix Washon. Mindestens 37 Menschen werden nach Angaben der Behörden noch vermisst.
Mehr als 20.000 Menschen sind laut der Katastrophenschutzbehörde obdachlos geworden. Tausende Menschen wurden laut der Behörde in vorübergehenden Camps untergebracht. Einige von ihnen fanden in Kirchen und Schulen Unterschlupf.
Hilfsorganisationen befürchten, dass die Cholera-Fälle vor allem im Süden wieder stark ansteigen, nachdem der seit einem Jahr anhaltende und bislang größte Cholera-Ausbruch in der Geschichte Malawis noch nicht bezwungen worden ist.
Katastrophenfall im Süden ausgerufen
Die Regierung hat für die am stärksten betroffene Region, den Süden Malawis, den Katastrophenfall ausgerufen. "Die Zerstörungen sind enorm", sagte Rot-Kreuz-Sprecher Washon. Es sei eine große Herausforderung, diejenigen zu erreichen, die wegen zerstörter Brücken und erhöhter Wasserstände festsitzen. "Wir haben Menschen in Bäumen, auf Hausdächern und höher gelegenen Gebieten gefunden", führte Washon aus.
Ein verletzter Mann wird in der Stadt Blantyre in Malawi über eine Behelfsbrücke getragen.
Auch in Mosambik und Madagaskar Tote
In Mosambik starben nach Angaben von Präsident Filipe Nyusi mindestens 67 Menschen. Die Zahl könne sich verdoppeln, da viele betroffene Gebiete noch nicht zugänglich seien, sagte Nyusi bei einem Überflug am Mittwoch. Auch im Inselstaat Madagaskar gab es mindestens 17 Tote.
"Freddy" wirft Malawi um Jahre zurück
Der Zyklon hat seit dem späten Freitagabend zum zweiten Mal innerhalb eines Monats im Südosten Afrikas eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Besonders das arme Malawi ist durch den Zyklon nach Einschätzung der Welthungerhilfe um Jahre in der Entwicklung zurückgeworfen. Das Land sei sehr stark von der Landwirtschaft und Niederschlägen abhängig und daher besonders anfällig für Wetterextreme, erklärte die Programmleiterin der Organisation in dem südostafrikanischen Land, Claudia Plock. "Die Überschwemmungen haben ganze Ernten zerstört", sagte sie. "Die betroffenen Menschen haben alles verloren."
Schon vor dem Sturm sei die Ernährungslage sehr angespannt gewesen, erklärte die Programmleiterin. Rund 7,3 Millionen Menschen könnten sich nicht ausreichend ernähren, fast 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren seien chronisch unterernährt. "Aktuell befindet sich das Land in der sogenannten 'Lean Period', der mageren Zeit zwischen den Ernten", sagte Plock. "Die Familien leben in dieser Zeit von der Hand in den Mund und die nächste Ernte wurde schon sehnsüchtig erwartet für diesen Monat."
Viele Häuser wurden durch den Zyklon zerstört. Menschen versuchen, Teile der Gebäude zu bergen.
Am längsten andauernder Zyklon seit Aufzeichnungsbeginn
Bereits vor mehr als einem Monat, am 6. Februar, hatte sich der Tropensturm vor der Nordwestküste Australiens gebildet und wurde zum Zyklon erklärt. Nachdem er den gesamten südlichen Indischen Ozean überquert hatte, traf "Freddy" am 21. Februar zunächst in Madagaskar auf Land. Von dort zog der Sturm weiter nach Mosambik und kehrte in einer selten vorkommenden "Schleifenbahn" mit noch größerer Kraft und noch mehr Regen zurück über den Indischen Ozean. Am 11. März erreichte er zum zweiten Mal Mosambik sowie auch Malawi.
Der seit mehr als einem Monat wütende Sturm dürfte nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) der am längsten andauernde Zyklon seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein. Laut den Vorhersagen dürfte der Sturm im Laufe der Woche wieder aufs Meer hinausziehen und sich dabei abschwächen. Der Süden Afrikas befindet sich derzeit in der Zyklon-Saison, die bis März oder April Regen und schwere Stürme mit sich bringen kann.