Trauer um Madeleine Albright Die erste ihrer Art
Madeleine Albright war die erste Frau an der Spitze des US-Außenministeriums. Ihr Markenzeichen: Sie nahm kein Blatt vor den Mund. Die Demokratin wurde 84 Jahre alt.
23. Januar 1997, ein historischer Tag: Madeleine Korbel Albright wird als Außenministerin vereidigt, als erste Frau in der Geschichte der USA. Zwei Dinge spiegele ihr Leben wider, sagte die fast 60-Jährige damals: zum einen die Turbulenzen Europas zur Mitte des Jahrhunderts, zum anderen die beständige Toleranz und Großzügigkeit der Vereinigten Staaten.
1937 in Prag als Tochter eines Diplomaten geboren, musste Madeleine Korbelova schon bald mit ihrer Familie vor den Nazis fliehen. Erst Jahrzehnte später erfuhr sie, was ihre Eltern ihr verheimlicht hatten: Sie stammt aus einer jüdischen Familie, viele Verwandte wurden während des Holocaust ermordet. 1948 ließ sich die Familie in den USA nieder. Die junge Frau studierte, promovierte, heiratete und bekam drei Töchter.
Karriere in den 1990er-Jahren
Als ihre Ehe in die Brüche ging, stürzte sie in eine Identitätskrise. Wie sich herausstellte, erzählte sie später in einem Interview, seien die nächsten zehn Jahre die einflussreichsten gewesen. Albright arbeitete als außenpolitische Beraterin für demokratische Präsidentschaftskandidaten. Bill Clinton entsandte sie 1993 erst zu den Vereinten Nationen und machte sie dann zur Außenministerin.
Ihr Markenzeichen: Sie nahm kein Blatt vor den Mund. Als Kubas Militär zwei kleine zivile US-Flugzeuge abschoss, sagte sie, das habe nichts mit "Cojones", also Mumm zu tun, das sei Feigheit. Bill Clinton soll über diesen Satz begeistert gewesen sein. Und über den irakischen Diktator Saddam Hussein sagte sie, sie glaube nicht, dass die Welt jemanden so Übles gesehen habe wie Saddam Hussein, außer vielleicht Hitler.
Auffällige Broschen zu offiziellen Anlässen
Was sie später bedauerte war, dass die USA und die Welt nicht schneller gehandelt und den Völkermord in Ruanda nicht verhindert hatten. In der Auseinandersetzung um das Kosovo unterstützte Albright die Angriffe der NATO. Mit dem damaligen deutschen Außenminister Joschka Fischer kam sie ausgesprochen gut zurecht.
Wer wissen wollte, was Albright dachte, musste sich nur die großen Broschen anschauen, die sie zu offiziellen Anlässen trug. Saddam Hussein habe sie einmal eine Schlange genannt. Sie habe diese wundervolle antike Schlange-Brosche gehabt, erzählte sie später, und ab dann immer getragen, wenn sie es mit dem Irak zu tun hatten. Zu einer Begegnung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin trug sie ein Schmuckstück mit den drei Affen, die nichts sehen, hören, sagen.
Bill Clinton entsandte Albright 1993 erst zu den Vereinten Nationen und machte sie dann zur Außenministerin.
Kritik an Trump
Nach dem Ende von Clintons Präsidentschaft bliebt Albright der Politik, der Demokratie, den Demokraten und Hillary Clinton treu, die sie im Wahlkampf unterstützte. "Vergesst nicht, es gibt diesen besonderen Platz in der Hölle - für die Frauen, die sich nicht gegenseitig helfen", rief Albright und wurde dafür heftig kritisiert.
Sie ging nicht so weit, Donald Trump als Faschisten zu bezeichnen, aber sie sah die amerikanische Demokratie in Gefahr. Aber auch dazu fiel ihr vor vier Jahren noch ein starker Satz ein: Sie sei jetzt 80 und sie wolle ihr Leben nicht in schlechter Laune über die Vereinigten Staaten beenden. Nun ist sie mit 84 Jahren gestorben.