Untersuchung angekündigt "Ungeheuerliches Versagen" des Secret Service?
Der Secret Service wird nach dem Anschlag auf Ex-Präsident Trump massiv kritisiert. Der zuständige Heimatschutzminister sieht ein Versagen der Personenschützer. Präsident Biden kündigte eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls an.
Nach dem Attentat auf Ex-Präsident Trump sieht sich der Secret Service mit massiver Kritik konfrontiert. Experten stellen die Frage, wie der mit einem halbautomatischen Gewehr bewaffnete Täter unbemerkt auf das Fabrikdach in Butler im Bundesstaat Pennsylvania gelangen konnte, von wo aus er am Samstag die Schüsse auf Trump bei dessen Wahlkampfauftritt abfeuerte. Trump wurde dadurch leicht am Ohr verletzt.
Das Gebäude, auf dem sich der Schütze befand, lag außerhalb der vom Secret Service für Trumps Kundgebung eingerichteten Sicherheitszone. Dabei befindet sich das Gebäude aber nur 150 Meter von der Stelle entfernt, an der das Podest für Trump errichtet worden war. Und von seinem Dach aus bestand ein freier Blick in Richtung des Ex-Präsidenten.
Der Washington Post zufolge war die örtliche Polizei für die Kontrolle des Geländes zuständig, das an die Sicherheitszone des Secret Service angrenzt. Es werde nun untersucht, ob es ein Versagen in der Kommunikation zwischen dem Secret Service und der Polizei von Butler gegeben habe, sagte ein hochrangiger Behördenmitarbeiter der Zeitung.
"Ein Vorfall wie dieser darf nicht passieren"
Präsident Joe Biden ordnete umgehend eine unabhängige Aufarbeitung des Geschehens an. Zudem kündigten mehrere Republikaner im Repräsentantenhaus an, eine detaillierte parlamentarische Untersuchung anstoßen zu wollen.
Trump selbst lobte den Secret Service für einen "fantastischen Job". Damit meinte er die Geschwindigkeit und Präzision, mit welcher der Sicherheitsdienst den Täter erschoss, wie Trump in einem Interview der New York Post nach dem Attentat sagte.
Doch mit dieser Auffassung steht der Ex-Präsident weitgehend allein da. Nach Aussage von US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas markiert der Anschlag auf Trump ein Sicherheitsversagen. "Ein Vorfall wie dieser darf nicht passieren", sagte Mayorkas dem TV-Sender CNN. "Wenn ich sage, dass so etwas nicht passieren darf, sprechen wir von einem Versagen." Mayorkas war explizit danach gefragt worden, ob er ein Versagen des Secret Services dafür verantwortlich macht, dass es zum Attentat kommen konnte. Die Behörde ist für den Schutz des amtierenden und früherer Präsidenten zuständig und untersteht Mayorkas' Ministerium.
Richard Painter, Mitarbeiter des Weißen Hauses unter dem früheren Präsidenten George W. Bush und heute Jura-Professor an der University of Minnesota, äußerte sich ähnlich. Er sprach von einem "ungeheuerlichen Sicherheitsversagen" und forderte eine detaillierte Untersuchung. Der Oberstaatsanwalt des Landkreises Butler, Richard Goldinger, zeigte sich verblüfft, dass der Schütze auf das Fabrikdach gelangen konnte. Wie Goldinger dem Sender MSNBC sagte, befanden sich sogar Sicherheitskräfte in diesem Fabrikgebäude.
Secret Service sichert Zusammenarbeit zu
Der Secret Service stimmte unterdessen einer unabhängigen Untersuchung zu. "Der Secret Service hat die enorme Verantwortung, die aktuellen und früheren Anführer unserer Demokratie zu beschützen", erklärte Direktorin Kimberly Cheatle. "Es ist eine Verantwortung, die ich unglaublich ernst nehme, und ich bin diesem Einsatz verpflichtet."
Der Sicherheitsdienst arbeite mit allen beteiligten Behörden zusammen, "um zu verstehen, was passiert ist, wie es passiert ist und wie wir verhindern können, dass sich ein solcher Vorfall jemals wieder ereignet", so Cheatle. Die Behörde sei sich der Bedeutung der von Präsident Biden angekündigten Untersuchung bewusst und werde sich "vollauf daran beteiligen", fügte sie hinzu. "Wir werden auch mit den zuständigen Kongressausschüssen bei allen Aufsichtsmaßnahmen zusammenarbeiten."
Sicherheitsmaßnahmen sollen verstärkt werden
Cheatle kündigte an, ihre Behörde werde die Sicherheit für Trumps Auftritt beim Parteitag der Republikaner in Wisconsin noch einmal verstärken. Der Plan für die Sicherheitsmaßnahmen des heute beginnenden Parteitags sei flexibel und werde, wenn nötig, weiter angepasst, "um für die Teilnehmer, Freiwillige und die Stadt Milwaukee die höchste Stufe der Sicherheit" zu garantieren.
Auch würden zusätzlich zu den bereits im Juni verstärkten Sicherheitsmaßnahmen für Ex-Präsident Trump Veränderungen durchgeführt, "um seinen andauernden Schutz für den Parteitag und den Rest des Wahlkampfs sicherzustellen". Sie sei nun zuversichtlich, für alle Fälle gewappnet zu sein, sagte Cheatle.