Gedenkgottesdienst für Tyre Nichols Erneute Rufe nach Reformen
Beim Gedenkgottesdienst für den Schwarzen Tyre Nichols und andere schwarze Opfer von Polizeigewalt in den USA gab es einmal mehr den Ruf nach einer Reform der Polizeiarbeit im Land.
Al Sharpton, den Prediger und Politiker, macht der Tod von Tyre Nichols wütend. Und besonders wütend ist er auf die schwarzen Polizisten, die den jungen Mann, ebenfalls schwarz, zu Tode geprügelt haben, ausgerechnet in Memphis, Tennessee, wo vor fast 55 Jahren Bürgerrechtler Martin Luther King erschossen wurde.
"Menschen mussten auf die Straße und ins Gefängnis gehen und manche verloren ihr Leben, um euch die Türen zu öffen!", sagte Sharpton direkt an die Adresse der Polizisten, in seiner umjubelten Rede, die halb Predigt, halb Protestkundgebung war: "Ich weiß nicht, wann, ich weiß nicht, wie, aber wir werden nicht aufhören, bis wir euch zur Rechenschaft ziehen und das System verändern!"
Harris fordert Gesetz zur Polizeireform
Mehrere Stunden lang feierten Pfarrer, Familienangehörige, Freunde und Familien anderer Opfer in Memphis einen Gottesdienst - zu Ehren von Tyre Nichols, der, 29 Jahre alt, am 10. Januar gestorben war, und zu Ehren aller anderen Opfer, wie George Floyd und Breonna Taylor, die 2020 durch Polizeigewalt umgekommen waren. "Gerechtigkeit für Tyre" forderte Rodney Wells, sein Vater. Gerechtigkeit für alle Familien, die ihre Lieben durch Brutalität verloren hätten, durch die Polizei oder irgendjemanden.
Kamala Harris, die Vizepräsidentin war von den Eltern eingeladen worden und wurde stürmisch gefeiert, das zeigten Fernsehbilder. "Wenn wir über öffentliche Sicherheit sprechen, sollten wir verstehen, was das im wahrsten Sinne bedeutet. Tyre Nichols hätte in Sicherheit sein sollen", sagte Harris, und forderte den Kongress auf, ein Gesetz zur Reform der Polizeiarbeit zu verabschieden, das Präsident Biden eingebracht hatte.
Es regelt unter anderem, dass Polizisten Kameras am Körper tragen müssen, dass eine Datenbank zur Erfassung von polizeilichem Fehlverhalten angelegt werde und dass Polizisten nicht mehr - ohne anzuklopfen - Wohnungen stürmen dürfen. Tyres Mutter, RowVaughn Wells, schloss sich der Forderung an. Das Blut des nächsten toten Kindes klebe an ihren Händen, sagte sie an die Adresse der Politiker, die das Gesetz blockieren.
Polizisten wegen Totschlags angeklagt
Tyre Nichols war am 7. Januar in Memphis von der Polizei in seinem Auto gestoppt worden, angeblich, weil er zu schnell gefahren war. Im Laufe der Festnahme schlugen die Polizisten unter anderem mit einem Schlagstock so heftig auf ihn ein, dass er drei Tage später starb.
Fünf Polizisten, alle ebenfalls Schwarze, sind seither entlassen worden und werden nun wegen Totschlags angeklagt, zwei weitere sind aus dem Dienst entlassen worden. Außerdem hat die Feuerwehr zwei Rettungssanitäter und eine Fahrerin suspendiert. Ihnen wird vorgeworfen, sich nicht sofort um den Schwerverletzten gekümmert zu haben.