"Momente der Verwirrung" Biden verärgert Papua-Neuguinea mit Kannibalen-Story
US-Präsident Biden hat bei einem Wahlkampf-Event von seinem Onkel erzählt, der angeblich von Kannibalen verspeist wurde. Die Geschichte entpuppte sich als Legende. Papua-Neuguinea reagierte verstimmt.
US-Präsident Joe Biden hat Ärger mit Papua-Neuguinea: Er erzählte kürzlich eine Anekdote, dass angeblich ein Onkel von ihm während des zweiten Weltkriegs von Kannibalen verspeist worden wäre. "Er wurde über Neuguinea abgeschossen, und man hat seine Leiche nie gefunden, weil es in diesem Teil von Neuguinea wirklich viele Kannibalen gab", sagte Biden am vergangenen Mittwoch bei einem Wahlkampfauftritt. Die Geschichte entpuppte sich als Legende.
Der Regierungschef von Papua-Neuguinea hat die Geschichte nun ebenfalls zurückgewiesen. Manchmal gebe es "Momente der Verwirrung", sagte James Marape zu Bidens umstrittenen Äußerungen am Montag in einem Interview.
Forscher aus Papua-Neuguinea bezeichneten Bidens Kommentare gegenüber der britischen Zeitung Guardian als "unbegründet" und "schlecht beurteilt". Die Melanesier, zu denen die Bewohner Papua-Neuguineas gehören, würden diese Art von Kategorisierung als "sehr beleidigend" empfinden, sagte Michael Kambuni von der Universität von Papua-Neugiunea.
Onkel starb bei Flugzeugabsturz
Das Weiße Haus ruderte bereits kurz nach dem Wahlkampfauftritt Bidens zurück: Seine Sprecherin Karine Jean-Pierre erklärte, dass Bidens Onkel Ambrose Finnegan 1944 bei einem Flugzeugabsturz vor Neuguinea gestorben sei.
Nach Angaben der für Nachforschungen zu vermissten Soldaten zuständigen Abteilung im Pentagon hatte das Flugzeug einen Motorschaden und musste im Pazifischen Ozean vor der Küste der Insel notlanden. Die Maschine sei hart auf der Meeresoberfläche aufgeschlagen.
Ein Erkundungsflug am nächsten Tag habe keinerlei Spuren des vermissten Flugzeugs oder der drei Besatzungsmitglieder mehr entdeckt. Ein Verdacht auf Kannibalismus wird in den offiziellen Kriegsberichten zu dem Fall nicht erwähnt.
Papua-Neuginea gibt sich versöhnlich
Papua-Neuguineas Regierungschef Marape gab sich aber versöhnlich: Die Beziehungen der Länder seien stärker als "ein verschwommener Moment". Er habe Biden bis jetzt insgesamt viermal getroffen, sagte Marape. Bei jeder Gelegenheit habe der US-Präsident Papua-Neuguinea "sehr gelobt".
Von "Kannibalen" im Zusammenhang mit seinem Land sei nie die Rede gewesen. Stattdessen gebe es wichtige Themen, etwa die Gefahr von nicht explodierten Sprengsätzen aus dem Zweiten Weltkrieg, die beseitigt werden müssten.
Biden verwechselte Kohl mit Merkel
Historisch gesehen ist Kannibalismus bei einer kleinen Anzahl von Stämmen in abgelegenen Teilen Papua-Neuguineas dokumentiert. Das Land versucht seit Jahrzehnten, dieses überholte Image loszuwerden.
Zuletzt hatte Biden wiederholt mit Bemerkungen für Aufregung gesorgt. So hatte der 81-Jährige den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl mit der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel und außerdem den verstorbenen französischen Staatschef François Mitterrand mit Amtsinhaber Emmanuel Macron verwechselt. Bedenken wegen seines hohen Alters hat Biden aber stets zurückgewiesen.