US-Außenminister Blinken Ein "offenes" Telefonat mit Lawrow
Nach monatelanger Funkstille haben US-Außenminister Blinken und sein russischer Amtskollege Lawrow miteinander gesprochen. Es sei ein "offenes und direktes Gespräch" gewesen - über die Freilassung zweier inhaftierter US-Bürger.
US-Außenminister Antony Blinken hat erstmals seit Beginn des Kriegs in der Ukraine mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow gesprochen. Es habe ein "offenes und direktes Gespräch" über ein Angebot gegeben, wie die in Russland inhaftierte US-Basketballerin Brittney Griner und der ebenfalls in Haft sitzende US-Staatsbürger Paul Whelan freigelassen werden könnten, sagte Blinken in Washington. "Ich habe den Kreml gedrängt, den substanziellen Vorschlag zu akzeptieren, den wir (...) gemacht haben." Das russische Außenministerium bestätigte das Telefonat der beiden Chefdiplomaten.
USA: Keine leichte Entscheidung
Die US-Regierung hatte am Mittwoch bekanntgeben, Russland ein Angebot zur Freilassung der beiden US-Bürger gemacht zu haben. Details zu dem Vorschlag gab sie aber nicht bekannt. Auch Einzelheiten zur Lawrows Reaktion auf das US-Angebot wurden nicht genannt.
Laut Blinken habe ein entsprechendes Angebot bereits vor Wochen auf den Tisch gelegen, um die Freilassung Griners und Whelans zu erreichen. Die Entscheidung zu dem Angebot sei nicht leicht gefallen, hatte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, betont.
Moskau fordert Auslieferung des Waffenhändlers But
Medien hatten zuvor berichtet, dass ein Gefangenenaustausch mit dem in den USA inhaftierten russischen Waffenhändler Viktor But Teil des Angebots sei. Moskau fordert seit Jahren die Auslieferung des früheren Sowjetoffiziers, der Regime und Rebellen in zahlreichen Ländern illegal mit Waffen ausgerüstet haben soll. But war als "Händler des Todes" berüchtigt.
USA: Griner-Prozess politisch motiviert
Die US-Basketballerin Brittney Griner war am 17. Februar auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo wegen eines Drogendelikts festgenommen worden. Bei der Kontrolle ihres Gepäcks im Februar soll sie sogenannte Vape-Kartuschen und eine geringe Menge Haschisch-Öl bei sich gehabt haben. Griner hat ihre Schuld eingestanden, verteidigte sich am Mittwoch aber vor Gericht: Sie habe medizinisches Marihuana in Absprache mit ihrem Arzt als schmerzstillendes Mittel verwendet und nicht die Absicht gehabt, "irgendein Gesetz der Russischen Föderation zu verletzen."
Die US-Regierung kritisiert, dass Griner zu Unrecht festgehalten werde. Den Vorwurf, der Prozess gegen die Sportlerin sei politisch motiviert, weist Moskau allerdings zurück.
Das Verhältnis zwischen beiden Ländern war schon vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zerrüttet, seither hat es sich nochmals drastisch verschlechtert.
Bereits im April Gefangenenaustausch
Paul Whelan, der mehrere Staatsbürgerschaften hat, war im Dezember 2018 in Russland verhaftet und der Spionage beschuldigt worden. Er soll in Russland geheime Informationen auf einem Datenträger entgegengenommen haben. Im Juni 2020 wurde er zu einer 16-jährigen Haftstrafe mit der Möglichkeit eines Aufenthalts in einem Arbeitslager verurteilt. Whelan kritisierte das Verfahren als politische Inszenierung.
Bereits im April hatten die USA und Russland inmitten des Ukraine-Kriegs überraschend Gefangene ausgetauscht. Am Flughafen der türkischen Hauptstadt Ankara war der Russe Konstantin Jaroschenko gegen den US-Amerikaner Trevor Reed ausgetauscht werden. Angesichts der verhärteten Fronten zwischen Washington und Moskau kam die Entwicklung damals besonders unerwartet.