Machtkampf in Bolivien Anhänger von Ex-Präsident halten 200 Soldaten fest
In Bolivien eskaliert der Machtkampf zwischen Präsident Luis Arce und Evo Morales, einem seiner Vorgänger. Nach wochenlangen Protesten sollen Anhänger des Ex-Präsidenten mehr als 200 Soldaten gefangen genommen haben.
In Bolivien halten Anhänger des ehemaligen Präsidenten Evo Morales nach Angaben der Regierung mindestens 200 Soldaten fest. Drei Militäreinheiten seien gestern im Departement Cochabamba "von irregulären Gruppen angegriffen" worden, teilte das bolivianische Außenministerium mit. Die Angreifer nahmen demnach "mehr als 200 Militärangehörige als Geiseln". Sie hätten auch Waffen und Munition an sich genommen.
Straßenschlachten bei Demonstrationen
Schon seit Mitte Oktober blockieren demonstrierende Morales-Anhänger Straßen in verschiedenen Teilen Boliviens. In den vergangenen Tagen ging die Militärpolizei gegen die Demonstranten vor und es kam zu Straßenschlachten. Gegen Morales laufen derzeit Ermittlungen wegen des Vorwurfs, während seiner Amtszeit im Jahr 2015 eine 15-Jährige vergewaltigt zu haben. Der Ex-Präsident weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet die Beschuldigungen als einen Versuch, ihn von der Rückkehr an die Macht abzuhalten.
Obwohl er laut Verfassung nicht erneut kandidieren darf, will Morales seinen früheren Verbündeten und heutigen Widersacher Präsident Luis Arce herausfordern und für die linksgerichtete Partei MAS bei der Präsidentschaftswahl im August kommenden Jahres kandidieren.
Morales tritt in den Hungerstreik
Gestern verkündete Morales einen Hungerstreik. "Ich werde in den Hungerstreik treten, bis die Regierung (...) Verhandlungstische einrichtet", sagte Morales. Das bolivianische Außenministerium bezeichnete den Hungerstreik als Intrige, die nur darauf abziele, die Amtszeit Arces zu verkürzen.
Der linksgerichtete Morales war von 2006 bis 2019 der erste indigene Präsident Boliviens und lange sehr beliebt - bis er versuchte, die Verfassung zu umgehen und 2019 eine vierte Amtszeit anzustreben. Er gewann zwar die Wahl, trat aber nach heftigen Protesten zurück und floh vorübergehend aus dem Land.