Suche nach britischem Journalisten "Offenbar menschliches Gewebe gefunden"
Bei der Suche nach dem vermissten Journalisten Philips und seinem Begleiter haben die brasilianischen Behörden womöglich menschliche Überreste gefunden. Angehörige eines Verdächtigen erheben schwere Vorwürfe gegen die Ermittler.
Die Sorge um den in Brasilien verschwundenen britischen Journalisten Dom Phillips und seinen brasilianischen Begleiter Bruno Pereira wird immer größer: Bei der Suche nach den beiden untersuchten Ermittler im Amazonas-Regenwald am Freitag mögliche menschliche Überreste und einen Ort, an dem offenbar etwas vergraben wurde. Das teilten Feuerwehr und Polizei mit. Am Donnerstag hatten Ermittler bereits Blutspuren im Boot eines festgenommenen Verdächtigen gefunden.
Wie der Feuerwehrmann Geonivan Maciel am Freitag vor Journalisten sagte, untersuchen die Ermittler eine verdächtige Stelle mit "umgegrabener Erde" in der Ortschaft Cachoeira am Ufer des Itaquai-Flusses, wo die Männer zuletzt gesehen worden waren. "Es sieht so aus, als hätte jemand an der Stelle gegraben oder etwas vergraben", sagte Maciel. Bislang gebe es noch keine eindeutigen Beweise, "aber wir werden sehen, ob es dort etwas gibt, womit wir etwas über die beiden vermissten Männer herausfinden können".
DNA werden abgeglichen
Die brasilianische Bundespolizei teilte später mit, die Ermittler hätten bei der Suche "offenbar menschliches organisches Material" gefunden. Unklar war zunächst, ob es an der von Maciel beschriebenen Stelle gefunden wurde. Für einen DNA-Abgleich nahmen die Ermittler nach Polizeiangaben Proben in den Wohnungen von Phillips und Pereira.
Die brasilianischen Behörden stehen unter gewaltigem Druck, Phillips und seinen Begleiter ausfindig zu machen. Zahlreiche Prominente verlangen, die Suche zu forcieren. Dabei gibt es nun Vorwürfe, dass die Ermittler Grenzen überschritten hätten.
Familie erhebt Folter-Vorwürfe
Angehörige des festgenommenen Verdächtigen warfen der Polizei Folter vor. Polizisten hätten Amarildo da Costa de Oliveira geschlagen, ihn mit Pfefferspray traktiert, seinen Kopf unter Wasser gedrückt und seien ihm auf die Beine getreten, sagte dessen Bruder Osnei der Nachrichtenagentur AP. Sie hätten ihn auch unter Drogen gesetzt. "Sie wollten, dass er gesteht, aber er ist unschuldig", sagte Osenei da Costa de Oliveira, der seinen Bruder im Gefängnis besucht hatte.
Die lokalen Sicherheitsbehörden wollten sich nicht äußern, weil der Fall von der Bundespolizei untersucht werde. Die Bundespolizei reagierte nicht auf Anfragen zu den Vorwürfen.
Dom Phillips berichtet in englischsprachigen Medien aus dem Amazonas-Regenwald über die Rechte Indigener.
Vermisste sollen bedroht worden sein
Zuletzt gesehen worden waren die Männer am Sonntag vergangener Woche im schwer zugänglichen Vale do Javari, dem zweitgrößten indigenen Territorium Brasiliens. Begleiter der beiden sagten, dass diese einen Tag vor ihrem Verschwinden von einer Gruppe von Fischern mit vorgehaltener Waffe bedroht worden seien. Einer der Fischer soll Amarildo da Costa de Oliveira gewesen sein.
Dessen Familie versicherte, der Mann habe nicht mit einem Gewehr, sondern mit einem Ruder gedroht, weil er sich von bewaffneten Indios bedroht gefühlt habe, die Phillips und Pereira begleiteten. Vorwürfe, da Costa de Oliveira habe dort illegal gefischt, wies sie zurück.
Die Bundespolizei erklärte, sie habe in da Costa de Oliveiras Boot Blut gefunden, das jetzt analysiert werde. Die Familie des Verdächtigen erklärte, das Blut stamme vermutlich von einem Schwein, das dieser einige Tage vor seiner Festnahme geschlachtet habe. Da Costa de Oliveira war der bislang Einzige, der in dem Fall festgenommen wurde.
Pereira wird seit Jahren bedroht
Der 57-jährige Phillips berichtet seit mehr als zehn Jahren aus Brasilien, unter anderem war er für die Zeitungen "Guardian" und "Washington Post" als freier Journalist tätig. Zuletzt arbeitete er an einem Buch über die Erhaltung des Amazonas-Gebiets.
Pereira steht seit langem im Vale do Javari im Dienst der brasilianischen Behörde für indigene Angelegenheiten. Er betreute deren Regionalbüro und war für die Verwaltung isolierter indigener Gruppen zuständig. Dann nahm sich Pereira eine Auszeit, um örtlichen Indigenen zu helfen, sich gegen illegal tätige Fischer und Wilderer zu verteidigen. Seit Jahren wird der Funktionär und Experte wegen seiner Arbeit bedroht.