DeSantis will Kandidatur verkünden Der Mann, der Trump nervös macht
Floridas Gouverneur DeSantis will heute seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner verkünden. Er gilt als schärfster Konkurrent Trumps - seinem einstigen Förderer, der ihn heute mit Häme überschüttet.
Seit Wochen werden Amerikas Fernsehzuschauer geradezu bombardiert mit Schmähvideos aus dem Trump-Lager, die Ron DeSantis politisch beschädigen und verächtlich machen sollen. Nicht nur die Schärfe der Kritik - immerhin an einem Parteifreund - macht die Kampagne so bemerkenswert: An DeSantis‘ Ambitionen bestanden zwar keine Zweifel, aber seinen Hut wirft er erst heute in den Ring. In einem Twitter-Interview mit Elon Musk will er seine Kandidatur am Abend (US-Zeit, Mitternacht MESZ) verkünden.
Hat Trump durchaus etwas zu verdanken
Dass allein die Möglichkeit seiner Kandidatur Trump nervös machte, ließ sich sogar abzählen - an den zahlreichen Spottnamen, die der Ex-Präsident seinem einstigen politischen Ziehkind verpasste. "Welcher dieser Schmähnamen hat Ihnen denn am besten gefallen?", wird DeSantis von einem TV-Moderator gefragt. Vielleicht "Ron DeSanctimonious" - "der scheinheilige Ron"?
Mit Humor lässt DeSantis Trumps Häme an sich abperlen: Er wisse nicht einmal, wie man das schreibt oder was das heißen soll, so seine Antwort. Dabei hat er dem Mann, den er jetzt herausfordert, durchaus etwas zu verdanken: Wahlkampfunterstützung durch Trump hatte ihm einst den vielleicht entscheidenden Rückenwind verliehen, um den Gouverneurssessel im ehemaligen Wechselwählerstaat Florida zu erobern.
Ähnliche Inhalte, aber besserer Stil
"Eigentlich hatte ich immer ein gutes Verhältnis zu ihm", sagt DeSantis im Interview auf Fox News, "bis zu den Midterms: Seither attackiert er mich." Tatsächlich ist das schlechte Abschneiden der Republikaner bei den Zwischenwahlen vergangenen Herbst Trump angelastet worden. Seither ist der Ruf nach einer personellen Alternative bei den Republikanern immer lauter geworden.
Auch Bob Turner, republikanischer Stammwähler aus Cape Coral in Florida, stört sich an Trumps persönlich verletzendem Stil. Manchmal sei Trump ja auch witzig, findet der konservative Rentner, aber der Partei schade das. DeSantis dagegen hätte Beschimpfungen nicht nötig.
So dürfte die DeSantis-Kampagne ihren Kandidaten dann auch präsentieren: ähnliche Inhalte wie Trump, aber besserer Stil. Zudem mehr Frische und Jugendlichkeit: Der Jurist DeSantis ist gerade einmal 44 Jahre alt. Trump 76.
"Florida, where woke comes to die"
Doch ähnlich wie Trump ficht auch DeSantis eher mit grobem Säbel als mit elegantem Florett: "Woke Ideologie ist eine Form von kulturellem Marxismus", meint DeSantis, der die Themen sexuelle Orientierung und systemischer Rassismus aus den Lehrplänen von Floridas Schulen streichen ließ. Das könnte im landesweiten Wahlkampf seine schwächste Flanke sein: die ultra-konservative Positionierung im Kulturkampf, die Wechselwähler der Mitte eher abschrecken dürfte.
In Florida jedoch, bei DeSantis-Fans wie Bob Turner, kommt der Slogan "Florida, where woke comes to die" - "wo 'woke' zur Strecke gebracht wird", hervorragend an.
Der Begriff "Woke" oder auch "Wokeness" kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt "aufgewacht" oder auch "wachsam". Vor allem in sozialen Netzwerken wird er gebraucht, um soziale Missstände etwa wie Diskriminierung, Rassismus oder Sexismus anzuprangern.