Neues Buch über Trump Präzise Analyse statt neuer Sensationen
Das neue Buch "Täuschung" über den Ex-US-Präsidenten enthüllt keine neuen Sensationen, ist aber eine präzise Analyse. Autorin Haberman gilt als Trump-Expertin - und vermutet, dass er sich erneut zur Wahl stellen wird.
Keine andere Autorin ist Donald Trump so lange auf den Fersen, hat so viel über ihn geschrieben, hat ihn so oft interviewt, dreimal zuletzt für dieses Buch. "New York Times"-Reporterin Maggie Haberman beschreibt Trump als Machtmenschen, geprägt vor allem von der Immobilienbranche New Yorks der 1960er-, 70er-, 80er- und 90er-Jahre, einer knallharten Geschäftswelt voller Intrigen, brutaler Machtpolitik, auch Korruption.
"Donald Trump bleibt stets derselbe, abhängig vom Kontext", sagt Haberman im Interview mit dem Fernsehsender CBS kurz vor Erscheinen ihres Buchs. Nach ihren Worten hat Trump das Weiße Haus als Präsident so behandelt, als "säße er noch in seinem Immobilienbüro in New York, als wäre es noch 1980".
Oft das gleiche Muster
Trump, das wird in den 32 Kapiteln des Buchs klar, hat praktisch nie inhaltliche politische Ziele verfolgt, vielmehr folgt er Verhaltensmustern: "Es ist die schnelle Lüge, das Zurückbeißen, wenn ihn jemand attackiert", sagt Haberman. "Und alles stets mit einem gewissen Maß an Drama, an Chaos, oft mit dem Ziel, die Verantwortung von sich selbst fern zu halten."
Haberman hat von Schlüsselstellen ihrer jüngsten Trump-Interviews Audiomitschnitte veröffentlicht, nachzuhören beim Fernsehsender CNN.
So hat sie Trump vor der Durchsuchung seines Privatanwesens durch das FBI gefragt, ob er Dokumente aus dem Weißen Haus mitgenommen habe: "Nichts von großer Wichtigkeit", wiegelte Trump ab. Um dann damit anzugeben, er habe Briefe des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-Un bei sich, und "unglaubliche Briefe anderer Staatschefs".
"Er liebt definitiv Trophäen"
Typisches Trump-Verhalten, sagt Haberman. Er streitet ab, gibt dann ein wenig zu, später stellt sich heraus, er hat sehr viele Dokumente mitgenommen. Habermans Erklärung: "Er liebt definitiv Trophäen."
Haberman fragte Trump auch, was er im Weißen Haus tat, als am 6. Januar 2021 das Kapitol gestürmt wurde: "Ich war in Besprechungen. Ich habe nicht ferngesehen", so Trumps Antwort.
Dem haben zahlreiche Augenzeugen widersprochen, die in Trumps Nähe waren. Er sah demnach fern, von Anfang an. Trump lügt also - oder, wie es Haberman immer wieder beschreibt: Er dreht sich seine eigene Wahrheit zurecht.
Das Buch legt keine völlig neuen Sensationen offen, aber es ist ein präzises Psychogramm eines Menschen, dem es nie um politische Ideale oder gar Verantwortung ging, sondern um Ruhm und Macht.
In einem der jüngsten Interviews habe er an Gewicht verloren, abgenommen, sagt Haberman im CBS-Gespräch. "Trump war körperlich geschrumpft, weniger geworden. Auch Leute um ihn herum haben gesagt, dass er in letzter Zeit zu einem eher einsamen Charakter geworden ist. Der in seinen Golfclub herumwandert, daran erinnert werden muss, wenn ein Feiertag ist. Jemand, der völlig aus dem Rhythmus eines normalen Alltagsleben herausgelöst ist."
Präsidentschaft als Werkzeug?
Und dieser Mann will 2024 tatsächlich erneut für die Präsidentschaft kandidieren? Habermans Antwort:
Ich glaube, er hat sich selbst in eine Ecke gedrängt, in der er kandidieren muss. Er braucht den Schutz, den ihm die Präsidentschaftskandidatur aus seiner Sicht gegen die Ermittlungen und Gerichtsverfahren gibt, die gegen ihn laufen. Und es ist seine Art, Geld einzusammeln, Geld zu machen. Es macht so viel seiner Identität aus.
Haberman schätzt auch, dass Trump erneut antritt, weil er auf ihre Frage, was ihn angetrieben hat, Präsident zu werden, geantwortet hat: Er habe viele reiche Freunde, aber niemand kenne sie. Heißt übersetzt: Für Trump war die Präsidentschaft schlicht das ultimative Werkzeug, berühmt zu sein.