Reaktionen auf UN-Einsatztruppe "In Haiti gibt es keine Sicherheit"
Schießereien, Vergewaltigungen, Morde - viele Haitianer trauen sich seit Monaten nicht mehr auf die Straße. Eine UN-Eingreiftruppe soll nun Sicherheit bringen.
"Im Namen der Regierung und des haitianischen Volkes möchte ich all jenen danken, die durch ihre Stimme, ihre Bemühungen, ihre Unterstützung und ihren Beitrag in jeglicher Form die heutige Entscheidung möglich gemacht haben. Die Lösung der Krise in der Haiti steckt, ist ein Hoffnungsschimmer für das Volk, das schon zu lange unter den Folgen einer schwierigen politischen, sozioökonomischen, sicherheitspolitischen und humanitären Situation leidet."
Dies erklärte der haitianische Außenminister Jean Victor Geneus unmittelbar nach der Abstimmung des Sicherheitsrates. Die Gewalt im Land eskaliert seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moise vor rund zwei Jahren immer noch weiter. Und die Hintergründe des Mordes sind nach wie vor nicht aufgeklärt.
Gewalt im ganzen Land
Gangs liefern sich gewaltsame Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft, blockieren strategisch wichtige Wege, vergewaltigen und morden. Allein in diesem Jahr wurden bis August nach UN-Angaben mehr als 2.400 Menschen in Haiti getötet, mehr als 950 entführt und 902 verletzt.
Der 25-Jährige Lorenzo hat Haiti vor rund sechs Wochen verlassen. Jetzt steht er in der Schlange vor der Migrationsbehörde in Mexiko-Stadt. Sein eigentliches Ziel sind die USA. "In Haiti gibt es keine Sicherheit, alle haben Angst, auf der Straße zu laufen, deswegen verlassen die Leute das Land. Die Kriminalität wird jeden Tag schlimmer. In meinem Heimatort war es lange ruhig, jetzt ist es dort genauso schlimm wie an anderen Orten", meint Lorenzo.
"Wir brauchen die Einsatztruppe"
Seine Heimatstadt Mirebalais wurde vor rund einer Woche von Gangs angegriffen. Ein Krankenhaus wurde attackiert, Menschen starben. Deswegen unterstützt Lorenzo den Einsatz der UN-Truppe: "Die Sicherheitskräfte müssen die Gangs bekämpfen. Das ist das, was wir brauchen."
Kritik am Einsatz
Andere Stimmen kritisieren den Einsatz angesichts der Tatsache, dass der kenianischen Polizei selbst Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden: Folter, tödliche Gewalt und
Misshandlungen. Aktuelle Meinungsumfragen zur Haltung der Haitianer zum Einsatz der UN-Einsatztruppe gibt es nicht.
Laut der verabschiedeten Resolution sollen rund 1.000 Einsatzkräfte aus Kenia, Jamaika, den Bahamas und Antigua und Barbuda - unter Führung der Kenianer - die haitianische Polizei operativ unterstützen, um Banden zu bekämpfen und die Sicherheit ausreichend zu verbessern und um irgendwann dann auch Wahlen im Land abzuhalten, woran derzeit nicht zu denken ist. Eine riesige Herausforderung, zumal auch Teilen der Polizei in Haiti nachgesagt wird, dass sie mit den Gangs kooperieren.
"Haitianer müssen selbst aktiv werden"
Der Journalist der haitianischen Tageszeitung "Le Nouvelliste", Frantz Duval, schreibt auf der Plattform X (ehemals Twitter): Die Mission zur Unterstützung der Sicherheit werde nichts lösen, wenn die Haitianer - Behörden, Opposition, Zivilgesellschaft und andere - sich nicht dazu entschließen, die verschiedenen Krisen, die das Land durchmacht, in ihrer ganzen Tragweite zu erfassen und selbst aktiv zu werden. Es werde kein Wunder geben, geschweige denn ein Wunder ohne die Haitianer.