Kandidatur nach Biden-Rückzug Prominente Demokraten unterstützen Harris
Gouverneure, Abgeordnete, ein Ex-Präsident: Viele prominente Demokraten sind für Vizepräsidentin Harris. Und auch von der Basis scheint Unterstützung zu kommen. Einige wichtige Akteure halten sich aber zurück.
Nach dem Rückzug von Joe Biden aus dem US-Präsidentschaftsrennen haben sich prominente Demokraten hinter Vizepräsidentin Kamala Harris als Spitzenkandidatin gestellt.
"Hart. Furchtlos. Hartnäckig. Angesichts unserer gefährdeten Demokratie und unserer ungewissen Zukunft gibt es niemanden, der besser geeignet ist, den Fall gegen Donald Trumps düstere Vision zu verfolgen und unser Land in eine gesündere Richtung zu führen", schrieb der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom auf der Plattform X. Newsom, der selbst als möglicher Nachfolger Bidens gehandelt wurde, spielte damit auf Harris' Vergangenheit als Generalstaatsanwältin Kaliforniens und auf die Verurteilung des republikanischen Kandidaten Donald Trump an.
Auch der Gouverneur des umkämpften Bundesstaates Pennsylvania, Josh Shapiro, teilte mit, er werde alles tun, um die 59-Jährige zu unterstützen. Ähnlich äußerte sich North Carolinas Gouverneur Roy Cooper. Die Gouverneurin des Swing States Michigan, Gretchen Whitmer, hatte ihre Kandidatur bereits ausgeschlossen. Sie hielt sich aber mit einer direkten Unterstützung für Harris noch zurück.
Auch weitere prominente Demokraten wie Verkehrsminister Pete Buttigieg, die linke Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez sowie Hillary und Bill Clinton sicherten Harris ihre Unterstützung zu. Ex-Präsident Barack Obama und die ehemalige Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, äußerten sich hingegen zum Biden-Rückzug, ohne Harris zu unterstützen.
Hunderte Telefonate
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters startete Harris' Team direkt nach dem Biden-Rückzug ihre Kampagne für die demokratische Nominierung. Das Team und Verbündete hätten am Sonntag Hunderte Telefonate geführt, um die Unterstützung der Delegierten für ihre Präsidentschaftskandidatur vor dem Parteitag der Demokraten im August zu sichern.
Zudem sprachen sich die Parteichefs der US-Bundesstaaten in einer Telefonkonferenz fast einstimmig für Harris als neue Spitzenkandidatin aus.
"Fühle mich geehrt"
Zuvor hatte Harris erklärt, sie wolle die Ersatzkandidatin der Demokratischen Partei werden. "Ich fühle mich geehrt, die Unterstützung des Präsidenten zu haben, und ich habe die Absicht, diese Nominierung zu verdienen und zu gewinnen", teilte Harris in einer schriftlichen Stellungnahme mit.
Biden hatte Harris kurz zuvor vorgeschlagen. Sie werde nun alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Demokratische Partei zu vereinen, kündigte Harris an. Die Entscheidung über die Kandidatur liegt am Ende bei Delegierten der Demokratischen Partei aus allen Bundesstaaten.
"Harris for President"
Harris kann sich bereits voll auf die Wahlkampfmaschinerie Bidens stützen. Sein Wahlkampfteam änderte seinen Namen zu "Harris for President". In einer E-Mail rief Biden seine Unterstützer auf, jetzt Geld für den Wahlkampf von Harris zu spenden. Dass er sie zu seiner Vizepräsidentin gemacht habe, sei die beste Entscheidung, die er getroffen habe.
Neben Bidens Wahlkampfteam beantragten auch mehrere andere demokratische Unterstützergruppen eine Namensänderung. Damit wurde schon kurz nach dem Ausstieg Bidens deutlich, dass Harris die Nominierung als demokratischen Kandidatin nur noch schwer zu nehmen sein wird.
Biden offenbar enttäuscht über Obama
Vor seinem Verzicht hatte es eine Debatte über Bidens geistige Fitness gegeben. Der 81-Jährige hatte bei einem TV-Duell gegen seinen republikanischen Herausforderer Donald Trump immer wieder den Faden verloren. Seitdem wuchs der Druck bei den Demokraten auf Biden, sich zurückzuziehen. In so gut wie allen Umfragen lag Trump deutlich vor dem Amtsinhaber. Experten machten dafür aber eher Bidens Schwäche als Trumps Stärke verantwortlich.
Das Wochenende über verbrachte der an Corona erkrankte Präsident in seinem Privathaus in Delaware. Biden sei enttäuscht über die mangelnde Unterstützung durch Obama, berichteten US-Medien. Und er sei verärgert, dass Pelosi versuche, ihn über Bande aus dem Rennen zu drängen.
Seine Entscheidung zum Rückzug verkündete Biden am Sonntagmittag in den sozialen Medien. Es sei im "besten Interesse meiner Partei und des Landes", wenn er sich in den verbleibenden Monaten seiner Amtszeit auf die Erfüllung seiner Pflichten als Präsident konzentriere. Eine halbe Stunde später verschickte Biden einen weiteren Post, in dem er Harris als Präsidentschaftskandidatin empfahl.
Harris lobt Biden als "selbstlos und patriotisch"
Die US-Vizepräsidentin schrieb zu Bidens Rückzug: "Mit dieser selbstlosen und patriotischen Tat tut Präsident Biden das, was er sein ganzes Leben lang getan hat: Er stellt das amerikanische Volk und unser Land über alles andere." Sein bemerkenswertes Vermächtnis an Errungenschaften sei in der modernen amerikanischen Geschichte unübertroffen und gehe über das Vermächtnis vieler Präsidenten hinaus, die zwei Amtszeiten absolviert hätten.
Im vergangenen Jahr sei sie durch das ganze Land gereist und habe mit den Amerikanern über die Wahl gesprochen, so Harris. "Und das werde ich auch in den kommenden Tagen und Wochen tun." Sie erklärte: "Wir haben noch 107 Tage bis zum Wahltag. Gemeinsam werden wir kämpfen. Und gemeinsam werden wir gewinnen."
Trump spricht von "lächerlicher Kamala"
Unterdessen schießt sich Trump bereits auf Harris ein. Sie sei leichter zu besiegen als Biden. Schon in seiner Wahlkampfrede am Samstag im Michigan hatte er die Vizepräsidentin als "lächerliche Kamala" verspottet: "Habt Ihr sie schon mal lachen sehen? Die ist doch verrückt!"
Mehrere Republikaner fordern außerdem den Rücktritt Bidens auch als Präsident. Wer geistig und körperlich nicht mehr Wahlkampf machen könne, dürfe nicht im Weißen Haus bleiben.
Mit Informationen von Martin Ganslmeier, ARD-Studio Washington