Antisemitismus- und Plagiatsvorwürfe Harvard-Präsidentin Gay tritt zurück
Nach Antisemitismus- und Plagiatsvorwürfen ist die Präsidentin der renommierten Harvard-Universität zurückgetreten. Gay folgte damit dem Vorbild ihrer Kollegin von der University of Pennsylvania, Magill.
Angesichts massiver Kritik an ihrer Haltung zu Antisemitismus auf dem Campus hat die Präsidentin der US-Elite-Universität Harvard ihren Rücktritt eingereicht. "Schweren Herzens" lege sie ihr Amt nieder, erklärte Claudine Gay, nachdem kurz zuvor die Universitätszeitung "The Harvard Crimson" über diesen bevorstehenden Schritt berichtet hatte.
"Mit schwerem Herzen, aber aus tiefer Liebe zu Harvard teile ich mit, dass ich als Präsidentin zurücktreten werde", zitierten US-Medien aus einem Brief Gays an die Universitätsgemeinschaft. Die Entscheidung sei ihr demnach nicht leicht gefallen, liege aber im "besten Interesse von Harvard". Sie habe persönliche Drohungen erhalten und sei zum Ziel "rassistischer Feindseligkeit" geworden. Wie der "Harvard Crimson" berichtete, wurde bereits ein vorläufiger Vertreter ernannt.
Mitte Dezember hatte Gay einen Rücktritt noch abgewendet, nachdem sich das Hochschulführungsgremium Harvard Corporation hinter sie gestellt hatte. Gay war zuvor bei einer Kongressanhörung zum Thema Antisemitismus befragt worden.
Keine eindeutige Stellungnahme zu Völkermord-Aufrufen
Dabei antwortete sie auf die Frage, ob Studenten, die auf dem Campus zum "Völkermord an Juden" aufrufen, gegen die Verhaltensregeln der Unis verstoßen: "Es hängt vom Kontext ab." Die Präsidentin der University of Pennsylvania, Liz Magill, war bereits wenige Tage nach der Anhörung zurückgetreten.
Neben dieser viel kritisierten Aussage sah sich Gay auch mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Der 53-Jährigen wurde vorgeworfen, in ihren Publikationen nicht sauber zitiert zu haben. Im Juli war Gay, die als Tochter haitianischer Einwanderer in New York zur Welt kam, zur ersten afroamerikanischen Präsidentin in der Geschichte der weltberühmten Universität nahe Boston im US-Bundesstaat Massachusetts ernannt worden.
Akademische Welt gespalten
In den vergangenen Wochen gab es laute Rücktrittsforderungen, unter anderem von einer Gruppe von mehr als 70 Kongressabgeordneten. Aber auch Mäzene der Universität sowie mehr als 700 Fakultätsmitglieder hatten sich auf ihre Seite gestellt.
Seit dem Angriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem darauf folgenden Beginn der israelischen Bombardements von Zielen im Gazastreifen haben antisemitische Vorfälle und Hassverbrechen gegen Juden, aber auch Muslime, in den USA zugenommen. Auch an Hochschulen gab es antisemitische Aktionen.