Strommasten und Bäume neigen sich im starken Wind auf Jamaika.

Verwüstungen in der Karibik Starker Hurrikan "Beryl" streift Jamaika

Stand: 04.07.2024 04:13 Uhr

Auch wenn er sich etwas abgeschwächt hat, bleibt die Zerstörungskraft von Hurrikan "Beryl" groß: Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde hat der Sturm Jamaika erreicht - und erste Straßen unpassierbar gemacht.

Nach seinem zerstörerischen Durchzug über mehrere kleinere Karibikinseln hat der schwere Hurrikan "Beryl" Jamaika erreicht. Das Sturmzentrum streifte die Südküste des Landes mit rund drei Millionen Einwohnern, wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte.

Mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde hat sich "Beryl" demnach inzwischen etwas abgeschwächt, bleibt aber ein Hurrikan der zweitstärksten Stufe vier. Der Sturm brachte heftigen Wind und schweren Regen. Informationen über Schäden und mögliche Opfer in Jamaika gibt es bislang nicht.

Straßen wegen Überschwemmungen unpassierbar

Einige Straßen waren wegen umgestürzter Bäume oder Überschwemmungen unpassierbar, wie die Katastrophenschutzbehörde ODPEM meldete. Ministerpräsident Andrew Holness teilte mit, knapp 500 Menschen seien in Notunterkünften untergebracht worden. Er hatte zuvor eine landesweite Ausgangssperre bis 18.00 Uhr Ortszeit ausgerufen.

Nicht jeder hielt sich daran - die Zeitung "Jamaica Observer" berichtete von einigen Bewohnern der Hauptstadt Kingston, die im strömenden Regen tanzten. Holness kündigte den Einsatz von Polizei und Militär nach dem Durchzug des Hurrikans an, um bei den Sturmfolgen zu helfen und die Ordnung aufrechtzuerhalten.

Bislang sieben Tote durch "Beryl"

"Beryl" ist der erste Hurrikan der Anfang Juni begonnenen Saison im Atlantik. Er hatte sich vergangenes Wochenende innerhalb von weniger als 24 Stunden von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie vier entwickelt. Das Sturmzentrum traf am Montag über der zu Grenada gehörenden Insel Carriacou auf Land. Dort und auf der nahegelegenen Insel Petite Martinique wurden laut Regierung 98 Prozent der Gebäude beschädigt oder zerstört. Grenadas Ministerpräsident Dickon Mitchell sprach von Armageddon-ähnlicher Verwüstung.

Ähnlich hart traf es auch Union Island, das zum Staat St. Vincent und die Grenadinen gehört. Insgesamt wurden bisher sieben Todesfälle infolge des Sturms gemeldet: jeweils drei in Grenada und Venezuela sowie einer in St. Vincent und den Grenadinen.

Stärkster je erfasster Atlantik-Hurrikan im Juli

So früh in der atlantischen Hurrikan-Saison, die ein halbes Jahr dauert, war noch nie ein so starker Sturm registriert worden - nach Angaben des Experten Philip Klotzbach von der Colorado State University ist "Beryl" der stärkste je erfasste Atlantik-Hurrikan im Juli.

Zwischenzeitlich maß das NHC Windgeschwindigkeiten um die 270 Kilometer pro Stunde - ab 252 ist die Kategorie fünf erreicht. Im Zuge des Klimawandels macht wärmeres Meereswasser starke Wirbelstürme wahrscheinlicher.

EU sagt Inselstaaten humanitäre Hilfe zu

Grenadas Ministerpräsident Mitchell nannte den Hurrikan eine direkte Folge der Klimakrise. Er betonte, Grenada wolle nicht mehr hinnehmen, dass kleine Insel-Entwicklungsländer die Klimafolgen ausbaden und sich für den Wiederaufbau verschulden müssten, während die hauptsächlich verantwortlichen Staaten nichts täten. Die Europäische Union sagte Grenada und St. Vincent und den Grenadinen humanitäre Hilfe von insgesamt 450.000 Euro zu.

"Beryl" bewegt sich weiter in westnordwestliche Richtung. Das Sturmzentrum wird nach den Prognosen des NHC in der Nacht knapp südlich an den Kaimaninseln vorbeiziehen und in der Nacht zum Freitag über der mexikanischen Halbinsel Yucatán wieder auf Land treffen. "Beryl" werde voraussichtlich in den nächsten Tagen etwas abschwächen, aber ein Hurrikan bleiben.