Aufregung um Kleiderordnung Kapuzenpulli statt Anzug im US-Senat
In Hoodie und Shorts zur Parlamentsabstimmung - in den USA ist das nun offiziell möglich. Freuen dürfte sich vor allem der demokratische Abgeordnete Fetterman, die erwartbare Aufregung der Republikaner lässt ihn kalt.
Selten ist zuletzt im Zusammenhang mit dem US-Senat so viel über Respekt gesprochen worden - oder mangelnden Respekt. Es geht um die Kleidungsfrage: Anzug und Krawatte im Plenarsaal, ja oder nein? Nein, das muss nicht sein - das ist jetzt die offizielle Linie, verkündet vom demokratischen Mehrheitsführer Chuck Schumer.
Demokrat liebt's leger
Freuen dürfte das vor allem einen: John Fetterman, demokratischer Senator aus Pennsylvania. Er ist mehr als zwei Meter groß und so gut wie immer in Kapuzenpulli, Sportshorts und Turnschuhen unterwegs. Bei Abstimmungen hat er auch schon von einem Seiteneingang zum Plenarsaal abgestimmt, um den Saal nicht im Hoodie zu betreten. Dass er jetzt ganz offiziell in Sportshorts im Senat sitzen darf, sorgt für einen Sturm der Entrüstung - vor allem unter Republikanern.
Fetterman ist es egal. Er sagte auf MSNBC, er habe mitbekommen, dass manche verärgert seien. Die Rechten regten sich auf wie verrückt. Und er fragte: "Gibt es nicht wichtigere Dinge über die wir reden sollten als darüber, ob ich schludrig rumlaufe?" Die gibt es bestimmt, aber das hält die Kritikerinnen und Kritiker nicht davon ab, sich aufzuregen.
Fetterman während einer Pressekonferenz mit anderen US-Senatoren.
Rechtsaußen-Republikaner schäumen
So schrieb die republikanische Rechtsaußen-Abgeordnete Marjorie Taylor Greene auf der Plattform X, ehemals Twitter: Dass der Senat die Kleiderordnung für Senatoren nicht mehr durchsetze, um Fetterman zu besänftigen, sei eine Schande. Die Kleiderordnung sei einer der gesellschaftlichen Standards, der die Etikette und den Respekt für die Institutionen festlege. Und Taylor Green ergänzte: "Hören Sie auf, die Messlatte tiefer zu legen."
Dass ausgerechnet Taylor Greene sich so über mangelnde Etikette und fehlenden Respekt ereifert, amüsiert wiederum viele in den sozialen Netzwerken. Denn die radikale Trump-Anhängerin, die eine Parteikollegin schon mal "kleines Miststück" nannte und Sex-Fotos von Präsidentensohn Hunter Biden in einem Ausschuss zeigte, ist nicht gerade für ein vorbildhaftes Verhalten im Kongress bekannt.
Respektvolles Verhalten keine Stärke der Republikaner
Aber sie macht sich eben angeblich Sorgen - um fehlenden Respekt. Genauso wie Ron DeSantis, Floridas Gouverneur und republikanischer Präsidentschaftskandidat. Er erwähnte Fetterman nicht namentlich, sprach aber auf einer Wahlkampfveranstaltung von "diesem Typen aus Pennsylvania". Der trage Sweatshirts, Kapuzenpullis und kurze Hosen, das sei sein Ding. Und es sei sein gutes Recht, wenn er das so machen wolle.
Aber so im Senat aufzutauchen und nicht den Anstand zu haben, angemessene Kleidung zu tragen, empfände er als respektlos gegenüber dem Gremium. Und DeSantis erklärte: "Wir müssen die Standards in diesem Land erhöhen, nicht verfallen lassen."
Demokraten bleiben gelassen
Andere reagierten dagegen mit Humor. Sie werde dann morgen im Bikini kommen, verkündete die 70-jährige republikanische Abgeordnete Susan Collins aus Maine. Sollte ihr darin zu kalt werden im klimatisierten Plenarsaal - John Fettermann würde ihr vielleicht mit einem Hoodie aushelfen.