Nach 50 Jahren Oscar-Academy entschuldigt sich bei Littlefeather
1973 hatte die Apachin Littlefeather im Namen von Filmstar Brando seinen Oscar auf offener Bühne zurückgewiesen. Dafür gab es Verbalattacken und Buhrufe. In einem Brief hat der Veranstalter nun Abbitte geleistet.
Die Oscar-Akademie hat sich nach fast 50 Jahren bei der indigenen Aktivistin Sacheen Littlefeather in einem Brief entschuldigt. Littlefeather hatte bei der Oscar-Verleihung 1973 im Namen von Schauspielstar Marlon Brando den Oscar zurückgewiesen, den der Darsteller für seine Rolle im Mafia-Epos "Der Pate" gewonnen hatte. Das Publikum reagierte teilweise mit Buhrufen.
Die Schauspielerin und Angehörige des Stammes der Apachen sagte damals auf der Bühne, Brando könne "diesen sehr großzügigen Preis leider nicht annehmen". Er wolle damit gegen den Umgang Hollywoods mit amerikanischen Indigenen protestieren.
Littlefeather kam in traditioneller Apache-Kleidung und Mokassins auf die Bühne und sorgte mit einer 60 Sekunden langen Rede für Furore.
Aktivisten hielten Wounded Knee besetzt
Aus dem Publikum schallten Littlefeather neben Applaus etliche Buhrufe entgegen. Westernfilm-Star John Wayne hielt sich im Backstage-Bereich auf und soll über den Auftritt der Aktivistin in Rage geraten sein. Littlefeather sagte später, Wayne habe sie körperlich angreifen wollen, sechs Sicherheitsleute hätten ihn zurückhalten müssen.
1973 hielten Mitglieder der sogenannten Amerikanischen Indianischen Bewegung (AIM) das Dorf Wounded Knee im Pine-Ridge-Reservat im Staat South Dakota besetzt. Der spektakuläre Auftritt von Littlefeather bescherte der Aktion von AIM zusätzliche internationale Aufmerksamkeit. In den Jahren nach ihrem historischen Oscar-Moment sei sie jedoch verhöhnt, diskriminiert und verbal attackiert worden, berichtete Littlefeather.
Marlon Brando könne den Preis "wegen der heutigen Behandlung der amerikanischen Indianer durch die Filmindustrie" nicht annehmen, erklärte Sacheen Littlefeather.
"Unvertretbar und unberechtigt"
Bereits Mitte Juni hatte die Oscar-Akademie den Brief an Littlefeather verfasst, machte diesen aber erst am Montag publik. Anlass ist die Einladung der Aktivistin zu einer Rede im Oscar-Museum in Los Angeles. Bei der Podiumsdiskussion im September solle es um "Austausch und Heilung" gehen, hieß es in dem Schreiben, das der damalige Präsident der Akademie, David Rubin, verschickt hatte.
"Die Beschimpfungen, die Sie wegen dieser Erklärung erlitten haben, waren unvertretbar und unberechtigt", schrieb Rubin. "Die emotionale Last, die Sie durchlebt haben, und die Kosten für Ihre Karriere in unserer Industrie sind irreparabel." Viel zu lange sei auch Littlefeathers "Mut" nicht anerkannt worden. "Dafür entschuldigen wir uns zutiefst und sprechen Ihnen zugleich unsere ehrliche Bewundern aus."
"Wir sind geduldige Leute"
Littlefeather zeigte sich erfreut. Es sei "zutiefst ermutigend zu sehen, wie viel sich verändert hat, seitdem ich den Oscar vor 50 Jahren nicht annahm", teilte sie mit. "Was die Entschuldigung der Academy angeht, wir Indianer sind sehr geduldige Leute - es ist ja nur 50 Jahre her", ergänzte sie. "Wir müssen uns unseren Sinn für Humor darüber immer bewahren. Das ist unsere Überlebensstrategie."