Eine Sicherheitskraft geht vorm Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York
Reportage

Manhattan vor UN-Generalversammlung Rüsten für die "Gaga-Week"

Stand: 16.09.2022 02:55 Uhr

Kommenden Woche findet in New York wieder die UN-Generalversammlung statt - erstmals seit drei Jahren wieder vor Ort. Für die Viertel rund um das Hauptquartier bedeutet das die Rückkehr des Ausnahmezustandes.

Drei Jahre war es teils gespenstisch still. Jetzt geht es wieder los: Der jährliche September-Sturm in Midtown Manhattan. Und Anwohner Brad Abrahms erinnert sich wieder.

Die kreisenden Hubschrauber, der dichte Verkehr, die Briefkästen, die der Sicherheit Platz machen müssen. Die Scharfschützen auf den Dächern, um die Weltpolitiker zu schützen.

Auch Scholz und Baerbock reisen an

130 und damit überdurchschnittlich viele Staats- und Regierungschefs wollen persönlich kommen zur wichtigsten jährlichen Aussprache aller Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen - von US-Präsident Biden bis Bundeskanzler Scholz. Andere wie Russland und China, schicken ihre Außenminister. Auch Bundesaußenministerin Baerbock ist dabei.

Schwarze Wagenkolonnen rollen dann in einer Tour zum UN-Hauptquartier am East River. Seit Tagen wächst die Zahl der Sperrgitter. 30 Straßen-Blockaden gibt es allein im UN-Viertel. Anwohnern und Büroarbeitern wird viel Geduld abverlangt. Wer kann, flieht für diese Woche aus der City, weiß Abrahms: "Es sei nicht schön, hier zu leben, wenn ES passiert."

Doch John Tsang denkt anders. Er betreibt einen Bikeshop direkt gegenüber des UN-Flaggenmeers.

Sie schließen alle Straßen. Noch nicht mal als Radfahrer kommst Du da durch. Strenge Sicherheit für alle, die da kommen. Ich würde sagen: Wir werden damit fertig.

New Yorker nehmen einfach alles, wie es kommt, meint er. Das zeichne sie aus.

UNGA-Week wird Gaga-Week

Und sei es das Live-Comeback der ersten kompletten UN-Generalversammlung. UNGA heißt ihr Kürzel unter Diplomaten - längst haben viele die UNGA-Week umgetauft: in Gaga-Week.

Bei der letzten vor der Pandemie kamen 11000 Delegierte nach Manhattan. Diesmal könnten es noch mehr werden. Denn die drängenden Weltprobleme wie Ukraine-Krieg, Nahrungsmittel- oder Klimakrise sind groß. Und die Verlockung, auch am Rande des großen Redemarathons möglichst viele gute Gespräche zu führen.

"Symbolische Botschaft an die Welt"

Es sei doch cool, so viele Leute zu sehen, soviele Sprachen zu hören, sagt Adriana Stark, die mittendrin wohnt. Der Trubel sei eben der Preis dafür, in so einer Weltstadt zu leben. Auch für ihre kleine Hündin Terry: "Wir packen‘s an!"

Die Bars und Restaurants der Stadt seien bereit, sagt Andrew Rigie, Chef des New Yorker Gaststättenverbands.

Das ist eine symbolische Botschaft an die Welt: Unsere Stadt ist wieder offen. Wir sind die Welthauptstadt der Restaurants. Mit Küchen aus der ganzen Welt. Und die Menschen, die dort arbeiten, kommen auch aus der ganzen Welt.

Die guten Hotelbetten sind praktisch ausgebucht - auch wenn sie teils dreimal so teuer wie sonst sind: 700 Dollar pro Nacht heißt nicht Vier Sterne.

Inflationäre Preise

Und auch sonst schlägt die Inflation mächtig zu. Ein To-Go-Kaffee für acht Dollar. Alle schütteln den Kopf. Doch selbst das fänden die Meisten besser als die Stille vorher. Ohne die Vereinten Nationen würden viele Shops und Bars das alles gar nicht überleben, sagt Pizzeria-Manager Gus Manessis.

Wir hoffen, dass wir das aufholen, was wir in der Covid-Pandemie verloren haben.

Der Familienbetrieb Patsy’s Pizza wirbt mit Prominenz von Frank Sinatra bis Kim Basinger und George Clooney, die dort schon gegessen haben. Gus freut sich jetzt auf andere bekannte Gesichter, die er auch noch von früher kennt.

Auch die Deutschen kommen oft her, sagt er. "Schön, dass sie alle wiederkommen!"

Antje Passenheim, Antje Passenheim, ARD New York, 16.09.2022 13:32 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Kultur am 16. September 2022 um 05:05 Uhr in der Sendung "Studio 9".