Reaktionen auf gelockertes US-Waffenrecht New York soll kein "Wilder Westen" werden
Dank eines Urteils des Supreme Courts soll jeder im US-Bundesstaat New York in der Öffentlichkeit eine Waffe tragen dürfen. Doch in der Metropole regt sich Widerstand, auch wenn die Meinungen in der Bevölkerung auseinandergehen.
Der Richterspruch aus Washington ist Thema in Manhattan. Die Vorstellung, dass demnächst jeder mit einer Waffe am Gürtel über die Fifth Avenue oder den Times Square laufen darf, beunruhigt viele New Yorker.
"Wenn Leute Waffen haben wollen, fein. Aber sie sollen sie nicht mit sich herumtragen. Warum brauchst du das? Das macht es hier unsicherer", sagt Mia, eine Einwohnerin der Metropole. Auch Austin, ebenfalls aus New York, äußert sich kritisch:
Daten zeigen doch, dass es weniger Waffentote gibt, je schärfer die Waffengesetze sind. Unglücklicherweise ist es manchen Menschen wichtiger, ihre Waffen zu halten, als andere davor zu schützen, zu sterben.
Schon rund 600 Schießereien seit Jahresbeginn
Die New Yorker leiden ohnehin schon unter den vielen Schießereien in ihrer Stadt: Fast 600 waren es allein schon in diesem Jahr. Etwa 700 Menschen wurden verletzt oder starben durch Projektile.
Der Richterspruch werde das Leben für Menschen ohne Waffen, noch unsicherer machen, fürchtet eine Frau namens Linn. Ein anderer Passant bleibt gelassen: Wenn ihn einer erschießen wolle, werde er ihn erschießen, sagt Harry. Und ein Ladenbesitzer findet auch: "Jetzt, wo jeder eine Waffe in New York hat, ist es gut, wenn du dich selber mit einer verteidigen kannst."
Oberstes Gericht kippt New Yorker Entscheidung
Bislang brauchen Besitzer eine spezielle Lizenz, um eine Waffe in der Öffentlichkeit tragen zu dürfen. Dafür müssen sie eine entsprechende Begründung liefern können, etwa einen besonderen Bedarf an Selbstverteidigung.
Dagegen hatten zwei Mitglieder eines Waffenverbands geklagt. Ihr Antrag, ihre Waffen zu tragen, war von den New Yorker Behörden abgelehnt worden. Die Männer waren vor das Oberste Gericht gezogen - und das gab ihnen nun recht.
Bürgermeister Adams will Urteil nicht hinnehmen
New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul hat dafür nur einen Ausdruck: "Absolut schockierend" sei das Urteil. Doch sie verspricht: "Dies ist New York. Wir geben uns nicht geschlagen. Wir kämpfen." Ihre Regierung habe bereits die nächsten Schritte geplant, um sich dagegen zu wehren, dass bald jeder Waffenbesitzer diese in der Öffentlichkeit tragen dürfe.
Auch er lasse nicht zu, dass die Stadt in Angst lebe, sagt Bürgermeister Eric Adams:
Wir können nicht zulassen, dass New York der Wilde Westen wird.
Es dürfe nicht sein, dass jede Auseinandersetzung in der Metropole künftig in einer Schießerei enden könne. Zusammen mit Hochul arbeite er bereits Gegenmaßnahmen aus. "Wir sind dabei, sogenannte sensible Zonen auszuweisen, wo es auch künftig nicht erlaubt ist, eine Waffe zu tragen", kündigte Adams an. "Und wir überarbeiten den Beantragungsprozess, um sicher zu gehen, dass nur diejenigen eine Lizenz zum Waffentragen bekommen, die voll qualifiziert sind."
Kippen Gesetze in weiteren Bundesstaaten?
Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg erklärte, sein Büro analysiere die Urteilsbegründung aus Washington, um weitere Gegenschritte einzuleiten. Der Richterspruch untergrabe die öffentliche Sicherheit - nicht nur in New York, sondern im ganzen Land.
Dort fürchten nun weitere Bundesstaaten, dass Waffenlobbyisten ihre Beschränkungen für das Tragen von Waffen nach dem New Yorker Modell kippen könnten. Rund ein Viertel der US-Bevölkerung lebt in Staaten wie Kalifornien, Massachusetts oder New Jersey, die von der Entscheidung betroffen sein könnten.