Stau auf einer Autobahn in Los Angeles

Olympia 2028 Der Traum von autofreien Spielen in Los Angeles

Stand: 11.08.2024 12:56 Uhr

2028 kehrt Olympia nach Los Angeles zurück. Diesmal soll Nachhaltigkeit im Zentrum der Sommerspiele stehen. Das heißt: keine neuen Sportstätten und möglichst keine Autos - und das in einer Stadt, in der Staus zum Alltag gehören.

Von Antje Sieb, Los Angeles

Alexis und Jessica freuen sich auf die nächsten Sommerspiele, und sind vor allem gespannt, wie das Maskottchen aussehen wird, denn das französische hat ihnen nicht so gut gefallen.

Noch sind nicht alle Veranstaltungsorte bekannt - aber Los Angeles ist stolz darauf, dass nichts neu gebaut werden soll. Ein paar Übergangsbauten werde es geben, aber keine komplett neuen Stadien, erklärt Casey Wasserman, der Chef des Organisationsteams LA 28 im Fernsehsender CNBC: "Wir bauen keine neuen Stadien. Wir haben ein Budget von 6,8 Milliarden Dollar - und vom Nachhaltigkeitsstandpunkt stehen wir erstmal ganz gut da, weil wir nichts bauen."

Eine olympische Flagge brennt auf einer Sportstadion in L.A.

Das Los Angeles Memorial Coliseum ist ein großes Sportstadion. Dort werden 2028 zum dritten Mal olympische Wettbewerbe ausgetragen.

Basketballstadion ist gerade fertig geworden

Denn es gibt viele Veranstaltungsorte, und manche werden 2028 noch fast neu sein: Das Basketball-Stadion der L.A. Clippers ist gerade fertig geworden. Sportchefin Gillian Zucker freut sich, dass der "INTUIT Dome" auch für die Sommerspiele zum Einsatz kommen wird - er sei als Basketball-Mekka geplant worden, sagt sie.

Was ungewöhnlich wird: Die Schwimmwettkämpfe sollen im Footballstadion stattfinden. Dazu werden auf dem Rasen zwei riesige Schwimmbecken aufgestellt. Weil dasselbe Footballstadion aber auch für die Eröffnungsfeier gebraucht wird, hat L.A. den Zeitplan umgedreht und Schwimmen in die zweite Woche verschoben.

Der INTUIT-Dome in Los Angeles.

Der INTUIT-Dome ist einer der Austragungsorte in Los Angeles. In der Arena finden sonst die Spiele der LA Clippers statt.

Softball und Kanuslalom im weit entfernten Oklahoma

"Das ist der Nebeneffekt, wenn man zwei Pools ins Stadion baut, und dann die Eröffnungsfeier da macht", sagt Sportchefin Zucker. Man müsse sie erst abdecken und hinterher wieder fertigmachen für die Wettkämpfe - deshalb habe man den Kalender umgedreht. "Aber ich glaube, Schwimmen im Sofi-Stadion wird etwas noch nie Dagewesenes."

Weil nicht neu gebaut wird, sollen nach aktueller Planung die Wettbewerbe in Softball und Kanuslalom knapp 2000 Kilometer weit weg in Oklahoma City stattfinden. Fürs olympische Dorf gebe es allerdings den idealen Ort in L.A., sagt die Athleten-Verantwortliche, Janet Evans: nämlich den Uni-Campus. Da würden schließlich täglich Tausende von Studenten versorgt, das habe sich bewährt.

Neu im Olympiaprogramm werden die Sportarten Squash und Flag Football sein. Flag Football ist eine kontaktlose Variante des amerikanischen Nationalsports. Dazu kommen Cricket, Lacrosse und Baseball/Softball-Wettkämpfe in 2028 zurück zu den Spielen.

Verkehr in der Stadt langfristig umbauen

Viele in L.A. fragen sich allerdings, wie das bei so einem Großereignis mit dem Verkehr funktionieren soll. Der sei ja jetzt schon verrückt, meint Jessica.

Das Problem wollte Los Angeles eigentlich ganz groß angehen. mit neuen Bahn- und Metrolinien und anderen Verkehrsprojekten - alles bis 2028, um den Verkehr in der Stadt langfristig umzubauen. Autofreie Spiele sind angekündigt - in der Autostadt Los Angeles, in der man ständig im Stau steht. Längst werden allerdings Geld und Zeit für viele Projekte knapp.

Obdachlose haben ihre Zelte auf einer Brücke über dem Interstate Highway in Los Angeles aufgebaut.

In Los Angeles gibt es mit die meisten obdachlosen Menschen in den USA. Zehntausende leben in Zelten und provisorischen Unterkünften auf der Straße.

Nun ist die Rede davon, Tausende von Bussen auszuleihen und so viele Menschen wie möglich ins Homeoffice zu schicken - damit zwei Wochen lang genug Platz auf den Straßen ist.

Lia hofft, dass die Stadt bis dahin ein bisschen aufräumt. Los Angeles hat wie die meisten Städte in Kalifornien ein riesiges Problem mit Obdachlosigkeit. Seit Jahren versuchen die Verantwortlichen, das in den Griff zu bekommen, aber bisher ohne große Erfolge. Ob sich das in den nächsten vier Jahren ändert - man darf gespannt sein.