Per Boot durch den Hells Canyon Wenn die Weihnachtspost per Schiff kommt
Seit 100 Jahren werden die Anwohner des Hells Canyon im US-Bundesstaat Oregon per Schiff versorgt - es bringt die Post, Lebensmittel und Medikamente. Zu Weihnachten wird es besonders sehnsüchtig erwartet.
Es ist früh am Morgen, als Postbotin Jill Koch das Schnellboot besteigt und ihr Mann Jim den Motor anwirft. Dann geht es hinein in den Hells Canyon, die "Höllenschlucht" im Drei-Länder-Eck der Bundesstaaten Idaho, Oregon und Washington im Nordwesten der USA.
Seit mehr als 100 Jahren wird die Post hier per Boot ausgefahren, seit fast 30 Jahren von Jill und Jim Koch. Einmal die Woche versorgen sie die 52 Haushalte mit Briefen und Paketen. Denn die, die hier leben, wohnen abgelegen. Vor allem im Winter sind sie kaum anders erreichbar als per Boot.
"Die Leute freuen sich immer, uns zu sehen", erzählt Jill. "Wie man sich eben in so abgelegenen Gegenden freut, wenn man auf etwas wartet. Zum Beispiel auf Lebensmittel oder Medizin, die wir bringen."
Die letzte Tour vor dem Fest
Heute haben die Kochs aber vor allem Weihnachtspost und Pakete geladen. Die letzte Tour vor dem Fest ist auch für sie eine ganz besondere. Viele Anwohnerinnen und Anwohner kennen sie persönlich, manche sind Freunde geworden. Und so ist für viele der Kunden heute auch ein Päckchen von Jill und Jim dabei.
Dave Rester bekommt einen großen Paketstapel geliefert. "Es ist schon besonders heute, so kurz vor Weihnachten", freut er sich. "Und wie sie sehen: Ich werde reich beschenkt."
"Ohne das Postboot müsste ich zur Post zwei Tage hinlaufen und zwei Tage zurück", erzählt Anwohner Bill Grazer und nimmt ebenfalls einen ganzen Stapel Pakete von Postbotin Jill entgegen. "Wir erwarten zu Weihnachten Gäste", sagt Anwohner Brian Schaefer. "Die Lieferung kommt gerade noch rechtzeitig."
Arbeitsplatz der besonderen Art: Jill und Jim Koch auf ihrem Postschiff
Briefe statt Krabben
1993 haben Jill und Jim Koch die Postlizenz für den Hells Canyon übernommen und sich damit einen lang gehegten Traum erfüllt. Jim war zuvor viele Jahre als Krabbenfischer zur See gefahren. Bis er dann den Ozean gegen den Fluss eintauschte. Und die Krabben gegen die Post. Für sie die richtige Entscheidung, sagen sie: "Die Schlucht ist einfach zu jeder Jahreszeit traumhaft schön."
Einmal die Woche machen die beiden die Tour durch den Hells Canyon. Rund sechs Stunden hin und zurück, rund 250 Kilometer. Für heute sind sie fertig und können nach Hause - zu den eigenen Päckchen und Paketen.
Ohne das Postschiff würden viele der Anwohner des Hells Canyon keine Post mehr bekommen.