US-Republikaner wählen Parteispitze Welche Chancen hat der "Pillow Guy"?
Er ist exzentrischer Unternehmer, Verschwörungstheoretiker und er möchte den Parteivorsitz der US-Republikaner übernehmen: Mike Lindell, auch genannt der "Pillow Guy". Heute stellt er sich zur Wahl.
Es gibt kaum ein amerikanisches Wohnzimmer, in das die breitschultrige Frohnatur mit dem Walross-Bart nicht schon hineingegrinst hätte. Mike Lindell flimmert allabendlich über die Mattscheiben der Nation, um seinen Landsleuten Kissen zu verkaufen.
Nach einem reichlich turbulenten Vorleben hatte Lindell im Jahr 2004 eine zündende Geschäftsidee: Er kreierte "My Pillow", - ein Kissen mit einer besonderen Schaumstofffüllung. Die ersten "My Pillows" nähte er noch eigenhändig in seinem Wohnzimmer zusammen. Bald verdiente er Millionen mit industriell gefertigten Kissen, im Versandhandel vertrieben.
Die große Bühne mit Donald Trump
Immer wieder hat Donald Trump Lindell zu sich auf die große Bühne geholt, in den Wahlkampf-Arenen, im Weißen Haus. Instinktsicher ahnend, wie sehr ihm der Schulterschluss mit dem Selfmade-Millionär aus einfachen Verhältnissen nützen könnte.
Mike Lindell gehört zu den frühesten Unterstützern Trumps: 2016, nach Bekanntgabe seiner Präsidentschaftskandidatur, hatte Trump den Kissenfabrikanten aus dem Mittleren Westen zu sich in den Trump-Tower eingeladen.
"Als ich sein Büro verließ, war ich zu 100 Prozent davon überzeugt, dass Trump der größte Präsident aller Zeiten würde", erzählt Lindell gerne bei öffentlichen Auftritten. Nach Trumps Abwahl ging der Kissen-Mann mit Trumps Lüge von der gestohlenen Wahl hausieren. Und jetzt will er es selber wissen.
Vorbild Donald Trump: Lindell auf einer Wahlkampfveranstaltung des Ex-Präsidenten im vergangenen Oktober.
Zwei Scheidungen, Spiel- und Drogensucht
Einer der Großspender für die Republikaner habe zu ihm gesagt: "Alle wollen dich als Parteichef, auch wenn manche das noch nicht wissen!" Mit Mutterwitz und flotten Sprüchen verkörpert Mike Lindell den unerschöpflichen amerikanischen Optimismus, den seine Parteifreunde so schätzen. Lindell ist einer, der ganz unten war: spielsüchtig, hochverschuldet, das Studium geschmissen, zwei Scheidungen, Kokain, Crack.
Und dann die zweite Chance: Er habe eines Abends zu Gott gebetet und sich gewünscht, am nächsten Morgen suchtfrei aufzuwachen. So sei es gekommen: Gott habe noch etwas vorgehabt mit ihm, so Lindell.
Ein kurioses Maskottchen - mehr nicht?
Ob seine Partei jedoch noch etwas mit ihm vorhat, daran darf man getrost zweifeln. Lindell wird als kurioses Maskottchen geschätzt, aber vielen missfällt seine Vasallentreue zu Trump, die nicht selten mit kruden Verschwörungstheorien über den angeblichen Wahlbetrug einhergeht.
Zudem stellt er keine inhaltliche Alternative dar: Auch seine Mitbewerberinnen um den Parteivorsitz, Amtsinhaberin Ronna McDaniel und Harmeet Dhillon, verorten sich im Trump-Lager. Lindell hat fraglos Unterhaltungswert, aber seine Wahlchancen zum obersten Parteimanager beziffert der ehemalige Kommunikationsdirektor der Republikaner, Doug Heye, mit "Zero". Null.