Naturkatastrophe in Florida Alge verursacht Massensterben von Meerestieren
Florida erlebt auf einem Küstenstreifen von rund 250 Kilometern Länge eine Naturkatastrophe. Hunderte Tonnen toter Fische, Krabben und Meeresschildkröten werden angeschwemmt. Grund für das Massensterben ist eine giftige Alge, die außer Kontrolle geraten ist.
Tag für Tag fliegt ein Reporter des örtlichen Fernsehsenders im Hubschrauber über die Küste Floridas. Unter ihm: das Meer, stellenweise rötlich verfärbt, und tote Fische. Hunderte Tonnen toter Fische, angeschwemmt am Strand.
"Was wir hier sehen", erzählt er, "sind Bagger und Räumfahrzeuge, die die Kadavermassen in große Container kippen." Dazu zeigt die Helikopterkamera kleine Menschen, die mit Rechen versuchen, den schneeweißen Sand vorzeigbar für Besucher zu machen.
Naturkatastrophe auf rund 250 Kilometern Länge
Florida erlebt auf einem Küstenstreifen von rund 250 Kilometern Länge eine Naturkatastrophe. Boote pflügen durch einen dicken Teppich aus toten Fischen, Krabben und Meeresschildkröten. Hier und da treibt eine metergroße aufgedunsende Seekuh.
"Es bricht mir als Seemann und als Mensch das Herz", sagt dieser Fischer, als er einen toten Delfin aus dem Wasser zieht. Ein anderer hat sichtlich Mühe, seine Tränen zurückzuhalten. "Ich sehe überall statt der Schönheit der Natur nur Tod. Überall nur Tod!"
Container für tote Fische im Bay Vista Park in St. Petersburg, Florida.
Rote Alge außer Kontrolle
Grund für das Massensterben ist eine giftige Alge. In Florida ist die "Red Tide", die rote Algenblüte, ein jährliches Phänomen und - eigentlich - nicht ungewöhnlich. Aufzeichnungen darüber reichen ins Jahr 1840 zurück. Aber in diesem Jahr ist die Alge außer Kontrolle geraten. Vor allem in der Gegend um Tampa. Fischer sprechen von einem "Desaster" und einem Horrorszenario.
Laut staatlicher Tierschutzbehörde sind die Algen bis zu 17 Mal konzentrierter als der jemals gemessene Höchstwert. Diese Algen sind mikroskopisch klein - winzige Zellen, die Gift produzieren. Trifft eine Welle auf die Algenzelle, zerfällt sie und setzt ihr tödliches Gift frei. Gelangt das in die Luft, greift es die Atemwege an. Man möge bitte Fenster und Türen geschlossen halten, warnen die Küstenorte, und bitte nicht den Hund am Strand Gassi führen.
Immer mehr Menschen protestieren auf der Straße, weil "ihre Heimat stirbt", wie sie sagen. Sie erzählen, dass sie Husten müssen, der Gestank sei beißend, es rieche nach vergorenem Fisch und nach Chemie. Dass der republikanische Gouverneur Ron de Santis noch immer nicht den Notstand ausgerufen hat, macht viele fassungslos
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Grund für das Massensterben von Fischen, Krabben und Meeresschildkröten<strong> </strong>ist eine giftige Alge.
"Bitte helfen Sie!", appelliert der Bürgermeister eines Küstenorts. Doch de Santis weigert sich. Es gebe genug Geld für diese Saison der Algenblüte, das sei bereits eingepreist. Alle anderen Diskussionen darüber seien politisch.
Notstand würde Touristen abschrecken
Notstand hieße zwar einerseits, dass Florida staatliche Hilfe in Anspruch nehmen könnte. Andererseits aber auch, dass Touristen wegbleiben würden. Somit drohe eine der wichtigsten Einnahmequellen zu versiegen. Wirtschaft schlägt Umwelt - so ist das in Florida.
Kritiker werfen de Santis vor, er verharmlose die "Red Tide", weil er im kommenden Jahr wiedergewählt werden wolle. Und wer will schon im konservativen Florida die finanzmächtigen Wählerstimmen ein paar toten Fischen opfern?
Leck im Chemikalienbecken einer Düngemittelfabrik
Hauptschuld an diesem Algen-Albtraum, sagen Umweltschützer und Fischer, trage eine von de Santis geduldete Umweltsauerei. Im März hatte in der Düngemittelfabrik in Piney Point ein Chemikalienbecken ein Leck. Das Becken wurde abgelassen - und bis zu 1500 Millionen Liter Phosphatbrühe, Ammoniak und Nitrat flossen direkt in die Tampa Bay.
"Wir brauchen endlich Gesetze, die verbieten, dass das vergiftete Wasser ins Meer verklappt wird," erzürnt sich ein Fischer, "bis dahin sind ja wir es, die mit den toten Fischen klarkommen müssen."
Ob solche Umweltgesetze in Florida jemals kommen? Lokale Medien berichten bereits wieder von Anwohnern, die im Meer plantschen - mit Nasenklammern gegen den scharfen Kadavergeruch. Zuvor hatten in den frühen Morgenstunden die Räumfahrzeuge die toten Tiere weggekarrt, Menschen den Sand gerecht - finanziell ist alles abgedeckt von Gouverneur de Santis, der unter anderem dafür 25 Millionen Dollar bereitgestellt hat.