US-Golfsport Fusion mit politischer Komponente
Saudi-Arabien kauft sich weltweit in den Profisport ein - zuletzt traf es den US-Golfsport. Scharfe Kritik wurde laut: Die Saudis versuchten sich damit von Vorwürfen in Bezug auf den 11. September und den Mord an Kashoggi reinzuwaschen.
Für Terry Strada war es keine gute Woche. Sie sei so enttäuscht, sagte Strada bei Fox News, das sei ein Schlag in die Magengrube gewesen, mit diesen Schlagzeilen aufzuwachen. Terry Strada ist die Sprecherin von "9/11 Families United" - einer Organisation von Menschen, die beim Terroranschlag vom 11. September Angehörige verloren haben, und die überzeugt sind, dabei habe Saudi-Arabien eine wichtige Rolle gespielt. Nun aber, sagt Terry Strada, hätten die Saudis den Profi-Golfsport infiltriert, so wie sie den Luftraum der USA am 11. September infiltriert hätten.
Golfsport als politische Angelegenheit
Seit einem Jahr ist Golf in den USA eine hochpolitische Angelegenheit - seit nämlich eine neue Golf-Liga den Betrieb aufgenommen hat. LIV Golf wird mit Milliarden von Dollar aus dem Saudischen Staatsfonds finanziert. Für die etablierte Profi-Liga PGA Tour war der Start eine Kriegserklärung, denn die neue Konkurrenz warb aggressiv Spieler ab - mit Hunderten Millionen Dollar Prämie. Die abtrünnigen Spieler, darunter der Deutsche Martin Kaymer, wurden dafür scharf kritisiert.
US-Geheimdienste beschuldigen den saudischen Kronprinz, für den Mord an dem Journalisten Jamal Kashoggi verantwortlich zu sein und laut FBI führen führen viele Spuren der Anschlägen des 11. September nach Saudi-Arabien. Das Land betreibe "Sportswashing", versuche sich also über den Sport ein neues, sauberes Image zu verschaffen, so der Vorwurf.
Dem schloss sich auch die PGA sich an. Zwei Familien, die ihm nahestünden, hätten Angehörige verloren, sagte Jay Monahan, der Chef der PGA noch vor einem Jahr, er fühle mit ihnen.
Fusion - trotz Kritik
Doch jetzt alles ganz anders. Am vorigen Dienstag gab Monahan bekannt, dass die PGA mit den Saudis zusammengehen wird. Er erkenne an, dass viele ihn nun scheinheilig nennen werden; er akzeptiere die Kritik, aber die Umstände veränderten sich eben manchmal. Jetzt gehe es darum, den Golfsport zu vereinen, unter einem Dach.
Die beiden Ligen PGA und LIV werden also ihre Golfgeschäfte zusammenlegen; Vorsitzender der neuen Gesellschaft wird der Chef des saudischen Staatsfonds. Ein Motiv für die überraschende Entscheidung dürften die Zukunftssorgen der US-Amerikaner sein.
"Es ist scheinheilig"
Immer mehr Hobbyspieler gehen gar nicht mehr auf den Platz, sondern in Sportanlagen, wo Bälle geschlagen werden und gefeiert wird. Hier werden neue Ideen und frisches Geld gebraucht. Ohne Frage werde das gut für das Wachstum des Golfgeschäftes weltweit sein, sagte der Sportökonom Patrick Rishe bei CNBC.
Das sehen womöglich auch die Spieler ein, die die Saudi-Liga bekämpft haben - Rory McIlroy etwa, der Nordire. Doch die Nummer drei der Golfwelt versteht vor allem die Enttäuschung: "Erst schwört man alle gegen jemanden ein. Dann geht man mit genau denen eine Partnerschaft ein. Klar verstehe ich das. Es ist scheinheilig, es klingt scheinheilig."
Wer hingegen mit Saudi-Arabien gar keine Probleme hat, ist Donald Trump. Der frühere Präsident hatte die neue Liga immer unterstützt und einige Turniere auf seinen Golfplätzen austragen lassen. Diese Woche freute er sich über die "große, wunderschöne" Fusion.