Ein mit Manganknollen bedeckter Meeresboden
Player: audioTiefseebergbau um jeden Preis?

Fehlendes UN-Abkommen Konzern will mit US-Hilfe Tiefseebergbau starten

Stand: 29.03.2025 00:59 Uhr

In der Tiefsee liegen wertvolle Rohstoffe - zum Beispiel Manganknollen. Doch noch gibt es kein gültiges UN-Regelwerk, das den Abbau regelt. Eine kanadische Firma will nicht warten und setzt auf Hilfe aus den USA.

Ein kanadischer Konzern will mit US-Hilfe beim Tiefseebergbau internationale Abmachungen umgehen. Statt auf ein weltweit akzeptiertes Regelwerk zu warten, will The Metals Company (TMC) direkt über die USA eine Genehmigung für den Abbau mineralischer Rohstoffe in internationalen Gewässern erhalten.

Nach der Ankündigung des Unternehmens kam umgehend Kritik von der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA). Dutzende Länder und Umweltorganisationen - darunter Deutschland - sehen den Bergbau in der wenig erforschten Tiefsee kritisch und fordern ein Moratorium.

Angesichts der schleppenden Verhandlungen der ISA über ein Abkommen habe TMC offiziell ein Verfahren bei der US-Ozeanographie Behörde NOAA eingeleitet, teilte das Unternehmen mit. Der Konzern beabsichtige, in den kommenden Monaten eine Lizenz für den kommerziellen Tiefseebergbau auf der Grundlage der US-Bergbauvorschriften aus den 1980er-Jahren zu beantragen.

"Wäre ein Verstoß gegen das Völkerrecht"

Deutlicher Widerspruch kommt von der UN-Behorde ISA. "Jede einseitige Maßnahme wäre ein Verstoß gegen das Völkerrecht und würde die Grundprinzipien des Multilateralismus, der friedlichen Nutzung der Ozeane und der kollektiven Verwaltung im Rahmen des UNCLOS untergraben", erklärte Generalsekretärin Leticia Carvalho. Die ISA bleibe die einzige für den internationalen Meeresboden zuständige Behörde.

Die Organisation wurde 1994 durch das Seerechtsübereinkommen (UNCLOS) gegründet und hat ihren Sitz in Kingston auf Jamaika. Insgesamt gehören der ISA 169 Staaten und die Europäische Union an.

Vom 17. bis zum 27. März hatten Beratungen über einen internationales Abkommen zum Tiefseebergbau stattgefunden. Daran nahmen die 36 im ISA-Rat vertretenen Mitgliedstaaten teil. Seit Jahren gibt es keine klare Einigung auf Regelungen. Auch beim aktuellen Treffen wurde offenbar kein Abkommen beschlossen. Auf der Internetseite der ISA wird aber mehrfach erwähnt, wie notwendig ein solches Regelwerk wäre.

Vor allem Manganknollen gefragt

Die Firma TMC plant, in der sogenannten Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) Rohstoffe abzubauen. In dem Gebiet im östlichen Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii liegen große Mengen von Manganknollen auf dem Meeresboden. Diese entstehen mancherorts über Millionen Jahre und enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel, die etwa zur Herstellung von Batterien verwendet werden könnten. Studien zeigen Gefahren für die noch wenig erforschten Ökosysteme der Tiefsee.

"Wir sind ermutigt durch die wachsende Erkenntnis in Washington, dass Knollen eine strategische Chance für die USA darstellen - und wir werden mit Dringlichkeit handeln", sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Gerard Barron. Es habe bereits positive Gespräche mit Vertretern des Weißen Hauses und des US-Kongresses gegeben.

Kritik von Umweltschutzorganisationen

Auch das Bündnis Deep Sea Conservation Coalition kritisierte den Versuch des Unternehmens, die ISA zu umgehen. Aus Sicht von Greenpeace verdeutlicht das Vorgehen von TMC, wie notwendig ein globales Moratorium ist. "Mit falschen Versprechungen hat das Unternehmen Regierungen manipuliert, um sich eine Abkürzung zum Tiefseebergbau zu verschaffen", sagte Greenpeace-Meeresbiologin Franziska Saalmann.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. März 2025 um 11:35 Uhr in der Sendung "Umwelt und Verbraucher".