Trump bei seinem ersten Auftritt nach dem Attentat.

Republikaner-Parteitag Jubel für Trumps ersten Auftritt nach dem Attentat

Stand: 16.07.2024 07:25 Uhr

Begeisterung bei den Delegierten - aber noch keine Rede: Beim Parteitag der Republikaner hat sich Ex-US-Präsident Trump erstmals nach dem Attentat gezeigt. Er ist jetzt offiziell Präsidentschaftskandidat.

Keine 48 Stunden nach dem Attentat auf ihn ist der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump mit einem weißen Verband am Ohr auf dem Parteitag seiner Partei erschienen.

Trump gab kein Statement ab, reckte aber die Faust in die Höhe und wurde in der Veranstaltungshalle in Milwaukee von den Delegierten bejubelt. Die Menge rief "Kämpft, kämpft, kämpft!" - eine Anspielung auf Trumps Reaktion kurz nach dem Attentat.

Dies war Trumps erster offizieller Auftritt nach dem Attentat am Wochenende, bei dem er am Ohr verletzt werde. Ein Schütze hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania das Feuer eröffnet und einen Zuschauer getötet. Trump selbst wurde von einem Streifschuss am Ohr getroffen.

"Er sah tatsächlich abgekämpft und müde aus", Torben Börgers, ARD Washington, zu erstem Auftritt Trumps beim Parteitag der Republikaner

Morgenmagazin, 16.07.2024 05:30 Uhr

Parteitag nominiert Trump

Zuvor hatten die Delegierten den 78-Jährigen offiziell als Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im November nominiert. Es wird erwartet, dass Trump die Nominierung am Donnerstag in einer Rede zur US-Hauptsendezeit annimmt.

Trump hatte im Jahr 2016 die Präsidentschaftswahl gewonnen und 2020 gegen US-Präsident Joe Biden verloren. Jetzt tritt er bei der Wahl am 5. November zum dritten Mal in Folge an.

Donald Trump und J.D. Vance

Donald Trump will, dass sein ehemaliger Kritiker J.D. Vance sein Vizepräsident wird.

J.D. Vance soll Vize werden

Kurz vor seiner Nominierung hatte Trump den 39-jährigen republikanischen Senator J.D. Vance als seinen Vizepräsidenten-Kandidaten präsentiert.

Vance war einst ein Kritiker Trumps gewesen und hatte diesen als "totalen Betrüger", "moralisches Desaster" und "Amerikas Hitler" bezeichnet. Er wurde aber zu einem der engagiertesten Trump-Anhänger.

Programm verabschiedet

Auf ihrem Treffen in Milwaukee verabschiedeten die Delegierten zudem ihr Programm mit dem Titel "America First: A Return to Common Sense". Darin werden die teilweise radikalen Positionen der Partei zu Abtreibungen und der gleichgeschlechtlichen Ehe etwas abgeschwächt.

Insbesondere wird auf die Forderung von Abtreibungsgegnern nach einem nationalen Abtreibungsverbot verzichtet. Stattdessen wird Trumps Position übernommen, die Frage den einzelnen Bundesstaaten zu überlassen. Zudem wird auf einen Verweis auf die "traditionelle Ehe" zwischen einem Mann und einer Frau verzichtet.

Bei der Wirtschaft sollen Regulierungen abgebaut, Steuern gesenkt und die Inflation "beendet" werden. Außerdem sollten die USA zum dominierenden Energieproduzenten gemacht werden. Mit Blick auf die Außenpolitik heißt es unter anderem, der Frieden in Europa und im Nahen Osten solle wiederhergestellt werden.

Biden bedauert Formulierung - und kritisiert Trump

Biden äußerte sich in einem NBC-Interview zurückhaltend zu möglichen Auswirkungen des Attentats auf den Wahlverlauf. Allerdings geriet Biden selbst in die Kritik, weil er in einem privaten Gespräch wenige Tage vor dem Attentat davon gesprochen haben soll, Trump ins Visier zu nehmen. Dies bezeichnete er nun als Fehler. Kritiker warfen Biden vor, mit dieser Wortwahl die Stimmung gegen Trump angeheizt zu haben.

Biden warf Trump aber vor, dieser gefährde mit seiner Rhetorik seinerseits Menschen. "Er spricht von einem Blutbad, falls er verliert", sagte er. Trump spreche davon, dass er die Strafen all derer aussetzen wolle, die wegen der Attacke auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 verurteilt wurden. Anhänger Trumps hatten den Parlamentssitz damals gewaltsam gestürmt.

Biden argumentierte, nicht seine, sondern Trumps Rhetorik heize die Debatte im Wahlkampf an:

Ich bin nicht der Mann, der gesagt hat, ich will am ersten Tag ein Diktator sein. Ich bin nicht der Mann, der sich geweigert hat, das Ergebnis der Wahl zu akzeptieren. Ich bin nicht der Mann, der gesagt hat, dass er das Ergebnis dieser Wahl nicht automatisch akzeptieren wird.
Nina Barth, ARD Washington, tagesschau, 16.07.2024 06:25 Uhr