Schweigegeldprozess Cohen belastet Trump weiter schwer
Einst war er einer der engsten Vertrauten von Ex-US-Präsident Trump - nun hat er vor Gericht seinen ehemaligen Chef schwer belastet. Der Anwalt Michael Cohen legte detailliert dar, wie er mit Trumps Segen Schweigegeld bezahlte.
Es ist die fünfte Prozesswoche, und nach Aussagen von einstigen Trump-Mitarbeitern, einem Verleger einer Boulevardzeitung und einer Pornodarstellerin ist mit Michael Cohen der wichtigste Zeuge der Anklage dran.
Bei dem heute 57-jährigen Anwalt und einstigem Vertrauten von Donald Trump sollen 2016 alle Fäden zusammengelaufen sein. Seine Aussage könnte für den gesamten Prozess entscheidend sein, erklärt die ehemalige Staatsanwältin Annemarie McAvoy.
"Er ist derjenige, der mit Stormy Daniels Anwalt den Deal ausgehandelt hat", so McAvoy. "Und der Anwalt hat darüber ausgesagt. Er ist auch derjenige, der die Gespräche mit Trump geführt hat." Bislang habe keiner der anderen Zeugen versucht, Trump direkt mit diesen Zahlungen in Verbindung zu bringen. "Michael Cohen ist also der Einzige, der dies bezeugen kann. Seine Aussage ist also wirklich entscheidend dafür, wie dieser Fall weitergeht."
"Klingt sehr glaubwürdig"
Im Zeugenstand berichtet Cohen, wie er Trump kennengelernt hat. Er schildert, wie er in Absprache mit dem "National Enquirer" Berichterstattung - positive wie negative - gesteuert habe. Geschichten über angebliche uneheliche Kinder oder außereheliche Affären seines Mandanten seien unterdrückt worden, indem die Gegenseite Geld bekommen habe - von ihm als Mittelmann, im Auftrag von Trump. Diesem sei es im Herbst 2016 allein um dessen Kampagne für die US-Wahl gegangen, keinesfalls um den Schutz der Familie.
Cohen wirke im Zeugenstand sehr sortiert, sehr ruhig, habe alles im Kopf, meint Ron Kuby. Er ist selbst Anwalt in New York und oft als Verteidiger bei Gericht. "Die Geschichte, die er erzählt, klingt angesichts all der anderen Beweise, die die Geschworenen im letzten Monat gesehen haben, sehr glaubwürdig", so Kuby. "Und jetzt spricht er einfach über all die Dinge, die er für Donald Trump getan hat. Ja, ich habe Schweigegeld für Donald Trump gezahlt. Ja, ich habe über die Zahlung von Schweigegeld für Donald Trump gelogen. Ich hätte mir für Donald Trump eine Kugel eingefangen. All diese schrecklichen Dinge, die ich getan habe, habe ich für Donald Trump auf seine Bitte hin getan."
Cohen nutzte Pseudonyme
Cohen berichtet von vereinbarten Pseudonymen wie "Peggy Peterson" und "David Dennison" für Daniels und Trump.
Der Staatsanwaltschaft geht es nicht um die Schweigegeldzahlung als solche, die nicht illegal ist. Ihr geht es darum, dass Trump bei der Erstattung des Geldes Papiere manipuliert haben soll, um den wahren Grund der Transaktionen zu verschweigen. Und das sei illegale Wahlkampf-Finanzierung.
Cohen heute im Kreuzverhör
Sowohl die eher konservative McAvoy als auch der liberalere Kuby erwarten, dass sich die Verteidigung im für heute erwarteten Kreuzverhör auf Cohens Glaubwürdigkeit fokussieren wird. Das sei die falsche Strategie, meint Kuby.
"Es ist leicht, einen Zeugen wie Michael Cohn anzugreifen", sagt er. "Aber was man tun muss, ist die Geschichte anzugreifen. Sie müssen zeigen, dass seine Angaben zu den Geschehnissen falsch sind, dass er widersprüchliche Angaben gemacht hat, dass er bestimmte Treffen nicht zugegeben hat, oder dass die Beweise der Staatsanwaltschaft ungenau sind. Diese Dinge sind entscheidend für den Ausgang eines Falls."
Donald Trump und Michael Cohen, die einstigen "best buddies", sollen sich Berichten zufolge keines Blickes gewürdigt haben. Trump habe fast stoisch zugehört, zeitweilig mit geschlossenen Augen, heißt es. Vor ihm auf dem Tisch lag eine Ausgabe der "New York Times" mit der Titelgeschichte: Trump bei Wahlumfrage in mehreren Schlüsselstaaten knapp vor Amtsinhaber Joe Biden.