UN-Gebäude, der Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York

UN ziehen Zwischenbilanz Werden die Nachhaltigkeitsziele noch erreicht?

Stand: 19.07.2024 12:27 Uhr

17 Nachhaltigkeitsziele haben sich die Vereinten Nationen im Jahr 2015 gesetzt. Seitdem wird einmal jährlich auf einer Konferenz darüber Bilanz gezogen - und die fällt in diesem Jahr nicht gut aus.

Die Zwischenbilanz fällt in diesem Jahr ernüchternd aus. Nur noch sechs Jahre hat die Weltgemeinschaft, um ihre 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 zu erreichen - und das, obwohl heute nicht mal 20 Prozent davon erreicht sind. UN-Generalsekretär Antonio Guterres mahnte: Ohne massive zusätzliche Investitionen sind viele Ziele der Agenda 2030 nicht mehr zu schaffen.

Die Nachhaltigkeitsziele waren 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen worden. Die wichtigsten: Beseitigung von Hunger und Armut, Zugang zu sauberem Wasser, bezahlbare Energie, gute Bildung, Gleichstellung von Mann und Frau und Bekämpfung der Klimakrise.

Bis 2020 gab es durchaus Fortschritte in vielen Bereichen, doch mit Beginn der Corona-Pandemie änderte sich das. Bei der Hälfte aller Ziele gab es im vergangenen Jahr nur minimale Fortschritte, bei einem Drittel Stagnation oder gar Rückschritt.

Keine Aufbruchstimmung mehr

Auch zahlreiche neue Kriege erschweren die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele, nicht nur in der Ukraine und im Nahen Osten, betont Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: "Leider ist es so, dass aufgrund der Kriege mittlerweile 120 Millionen Menschen entweder vertrieben oder auf der Flucht sind." Dies löse Wellen der extremen Armut aus, so Kofler. Die bayerische SPD-Politikerin gehörte in dieser Woche zur deutschen Delegation in New York.

Von der Aufbruchsstimmung, die 2015 nach der einstimmigen Verabschiedung der Agenda 2030 herrschte, ist aufgrund der Kriege und Krisen nicht mehr viel zu spüren.

Hinzu kommt, so Kofler, dass die Länder im globalen Süden besonders stark unter den Folgen der Klimakrise litten, aber auch unter Inflation und höheren Zinsen: "Es gibt große Verschuldungen, die auch entstanden sind durch große Infrastrukturprojekte, die jetzt zurückbezahlt werden müssen." Dies sei sehr schwierig, unter anderem aufgrund der deutlich gestiegenen Zinsraten, so Kofler weiter.

Regierung hält an Zielen fest

Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen. So ist beispielsweise die weltweite Arbeitslosenrate auf unter fünf Prozent gesunken - ein historischer Tiefstand. Der Ausbau erneuerbarer Energien kommt weltweit deutlich voran. Auch in wirtschaftlich schwächeren Ländern haben immer mehr Menschen Zugang zum Internet.

Und Bärbel Kofler sieht noch einen weiteren Lichtblick: "Das Thema Kindersterblichkeit zum Beispiel ist ein Thema, wo wir auf gutem Weg sind. In über 140 Ländern ist es gelungen, die Kindersterblichkeit zu reduzieren." Dies sei ein ganz essenzielles Beispiel, an dem man eine positive Entwicklung merke.

Deshalb will die Bundesregierung trotz der negativen Entwicklungen seit 2020 an der UN-Agenda 2030 festhalten. Zumal auch in Deutschland längst nicht alle Ziele erreicht werden: Vor allem die Bildungschancen für ausländische Schüler und die Einkommensgerechtigkeit müssen in Deutschland besser werden.

Um in den nächsten sechs Jahren weltweit möglichst viele Fortschritte zu erzielen, empfiehlt Kofler, sich auf Ziele zu konzentrieren, die auch in weiteren Bereichen Fortschritte nach sich ziehen: Als Beispiel nannte sie mehr Landrechte für Frauen, die auch Hunger und Armut reduzieren würden, oder die bessere Nutzung der Digitalisierung, um die Ziele zu erreichen.