Kamala Harris im US-Senat

Ergebnis der Präsidentenwahl US-Kongress segnet Trumps Wahlsieg ab

Stand: 07.01.2025 00:02 Uhr

Es war ein denkwürdiger Moment im US-Kapitol: Der Kongress hat Trump offiziell als Gewinner der Präsidentschaftswahl bestätigt. Ausgerechnet der Wahlverliererin Harris fiel während der Zeremonie eine wichtige Aufgabe zu.

Ernst, diszipliniert und ohne Zwischenfälle ist der erneute Wahlsieg Donald Trumps von beiden Kammern des Parlaments bestätigt worden. Das geschah in nur 36 Minuten. Geleitet wurde die Sitzung im US-Kapitol von der Wahlverliererin: Kamala Harris.

Was Harris durch den Kopf ging, als sie von den Vertretern der Bundesstaaten wieder und wieder mit Madame President angesprochen wurde, darüber mag man nur spekulieren. Die Anrede bezog sich zwar auf ihre Senatspräsidentschaft, aber sie dürfte sich schon vorgestellt haben, wie es sich angefühlt hätte, wenn sie die Wahl gewonnen hätte. Geschäftsmäßig verkündete sie schließlich die Zertifizierung für Trump.

Harris: Demokratie ist zerbrechlich

Und dann kam der kurze Moment, in dem ihr doch noch ein Lächeln über die Lippen huschte: Als sie ihr eigenes Wahlergebnis vorlas und die Demokraten im Saal sie ein letztes Mal begeistert beklatschten.

Im Anschluss an die Zeremonie wurde die scheidende Vizepräsidentin und Senatsvorsitzende nach dem Geschehen von vor exakt vier Jahren gefragt. Damals war genau diese Zertifizierung des Wahlergebnisses, damals von Joe Biden, von fanatischen Trump-Wählern gewaltsam unterbrochen worden: Weil sie glaubten, ihr Idol sei um seinen Wahlsieg betrogen worden.

Amerikas Demokratie sei nur so stark wie die Bereitschaft jedes Einzelnen, dafür zu kämpfen, erklärte Harris. Andernfalls sei die Demokratie zerbrechlich und nicht in der Lage, Krisen zu überstehen. Heute jedenfalls habe Amerikas Demokratie gehalten.

Wirtschaft bestimmte den Wahlkampf

Im Wahlkampf noch hatte Harris ganz auf das Thema Demokratieerhalt gesetzt. Rückblickend betrachtet sei das ein Fehler gewesen, räumte Adam Schiff beim Sender CNN ein. Auch er ist Demokrat und vertritt den Bundesstaat Kalifornien als Senator.

Am Ende seien es wirtschaftliche Sorgen gewesen, die den Wahlausgang bestimmt haben, sagte Schiff. Nicht, dass den Amerikanern der Zustand ihrer Demokratie egal wäre, aber die Wirtschaft sei eben wichtiger gewesen.

Wähler hatten in Harris weniger Vertrauen

Und während Schiff, Harris und ihre Parteifreunde jetzt darüber nachdenken müssen, warum die Wähler ihnen in Sachen Wirtschaft weniger zutrauen als Trump, beschäftigt Michael Fanone am Jahrestag ganz anderes: Fanone war beim Kapitolsturm als Polizist dabei und findet heute, die Wahl sei eine Volksabstimmung über den 6. Januar gewesen. Mit dem Ergebnis, dass der Schicksalstag seine Landsleute "einen Scheiß interessiert."

Sebastian Hesse, ARD Washington, tagesschau, 06.01.2025 22:44 Uhr